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Zurück im Hotel ging es erstmal direkt zum Mittagessen. Die Zeit war doch schneller umgegangen als gedacht und ich hatte auch schon wieder Hunger. Am Tisch setzte ich mich neben Louise und wir unterhielten uns währenddessen noch etwas. Nachdem Essen stand zunächst nichts weiter an, wer wollte konnte sich noch etwas hinlegen oder sich anderweitig beschäftigen, ehe es dann abends in die Olympiahalle ging. Ich saß noch eine kurze Zeit mit Louise am Tisch und sie erklärte mir noch ein paar wichtige Dinge für später und dem allgemeinen Ablauf. Danach gingen auch wir noch einmal auf unsere Zimmer und ich wollte die freie Zeit für ein kleines Nickerchen nutzen. Hatte ich doch nicht so viel Schlaf in dieser Nacht bekommen. Ich tauschte die Trainingsklamotten gegen eine kurze Hose und T-Shirt und stellte mir dann einen Wecker. Es dauerte etwas bis ich eingeschlafen war, aber als der Wecker mich nach knapp 2 Stunden aus dem Schlaf holte ging es mir schon um einiges besser. Es war jetzt 16:45 Uhr und so hatte ich noch ein bisschen Zeit bis es wieder los ging, mit dem Bus in Richtung Halle. Ich zog mich schon mal wieder um und machte mich soweit fertig, damit ich das Wichtigste erledigt hatte. Ich setzte mich auf den gemütlichen Sessel der in meinem Zimmer stand und las für einige Zeit in meinem Buch. Es gab wirklich nichts entspannenderes als in Ruhe ein gutes Buch zu lesen. Viel hatte ich allerdings nicht davon, denn nach gut einer halben Stunde klingelte mein Handy. Mein Vater rief an und wollte wissen wie es mir am ersten Tag hier bisher ergangen ist. Wir telefonierten eine gute Viertelstunde und danach begab ich mich auch schon mal nach unten. Es waren bestimmt schon welche unten. Und ich hatte nicht unrecht, als ich auf den Fahrstuhl wartete, stießen Mads und Lukas dazu. Die beiden kannte ich ja auch bereits von Flensburg, sodass wir uns bis wir unten ankamen, auch über meinen kurzfristigen Einsatz hier, unterhielten. Unten in der Lobby setzten wir uns zu dritt an einen der kleinen Tische, um die gemischte Sessel und Sofas standen. Nach ein paar Minuten setzten sich auch noch die beiden Torhüter zu uns. Wir unterhielten uns angeregt, ehe wir vollständig waren und uns auf den Weg nach draußen zum Bus machten.

Mit dem Bus ging es dann zur Olympiahalle, wo bereits das erste Spiel Portugal gegen Griechenland stattfand. In der Kabine angekommen ging die Arbeit für uns jetzt richtig los, fast alle Spieler mussten auf irgendeiner Weise getapet werden. Louise und ich hatten also allerhand zu tun, ließen uns aber nicht aus der Ruhe bringen. Ein Sprunggelenk hier, ein Oberschenkel oder ein Daumen dort. Die Finger kriegten die meisten noch selber hin, aber auch dort gab es noch den ein oder andern Tipp, der gerne gesehen war. Während die zweite Halbzeit des ersten Spiels noch lief, erledigten wir alles was soweit in der Kabine möglich war. Nachdem Spiel ging es dann für die Mannschaft in die Halle zum warmmachen. Danach wurden noch einige kleine Blessuren behandelt und nach der Ansprache durch Nikolaj ging es zum ersten Gruppenspiel für die Dänen bei dieser EM.

Das Spiel wurde erfolgreich mit 23:14 gegen die Tschechen gewonnen. Es war nach 24 Uhr, als wir endlich am Hotel wieder ankamen. Ich wollte einfach nur in mein Bett, ging der Spaß schließlich morgen früh direkt weiter. Es war doch noch einmal eine ganz andere Belastung einen internationalen Wettbewerb zu bestreiten, als der normale Alltag eines Bundesligisten. Klar mit Pokalspielen und Teilnahme an der Champions- oder Euroleague war die Intensität auch nicht gerade gering und es werden viele Spiele in relativ kurzer Zeit bestritten. Aber bei der Europameisterschaft wurde jeden 2. Tag gespielt, das heißt es blieb so gut wie keine Zeit für eine angemessene Regeneration für die Spieler. An einem Tag wurde gespielt, an dem „freien" Tag dazwischen trainiert. Als studierte Physiotherapeutin hatte ich für dieses System nicht wirklich Verständnis. Es ging einfach zu viel ums Geld, dass so die Spieler nahezu alle mit Schmerzen oder bei nicht voller Gesundheit spielten, machte den professionellen Sport wohl aus. Gerade bei einer solch körperlichen Sportart wie es der Handball nun mal war, waren Pausen und Regeneration das A und O. Dass die Spiele so spät angesetzt werden und die Spieler dann auch oft nicht ausreichend Schlaf bekamen, lassen wir mal außen vor. Die wenigsten würden wahrscheinlich vor 2 Uhr schlafen, muss der Körper das Adrenalin doch erstmal wieder abbauen und auch der Kopf wird sicherlich bei einigen von ihnen noch arbeiten.

Ich verabschiedete mich im Flur von den Jungs, umarmte Emil noch einmal und verschwand dann in meinem Zimmer. Ich zog mich um und war froh die Füße endlich hochlegen zu können. Ich schnappte mir noch einmal mein Buch, las ein paar Seiten und schlief dann glücklicherweise relativ schnell ein.

For evigt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt