Mit einem Schrei fuhr ich hoch. Mein Körper war schweißgebadet, mein Schwanz gesträubt und ich zitterte am ganzen Leib. Ich atmete schnell und flach, als wäre ich gerade einen Marathon gerannt.
„Aki-chan, geht es dir gut?" meine Mutter redete in schnellem japanisch auf mich ein. „Ja... Ich- nein. Ich... Ich...", meine Stimme zitterte. Ich brachte kein Wort heraus, als ich schon mit nassen Wangen mich in Okâsans Arme warf. Sie strich mir beruhigend über den Hinterkopf. „Shhh, alles gut, keine Sorge... Ich bin da", sie drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. Ich grub meine Finger in ihr Nachthemd. Mein Körper wurde immer noch von Zittern geschüttelt, die Atemzüge brachen ab, als ich schniefte. „Hey... alles gut?" meldete sich auch nun Kaira zu Wort. Ihre Stimme erinnerte mich komischerweise an den Traum und als er wieder hervorkam in all seinen Details, wurde mein Körper wieder von Zittern geschüttelt. „Oh..." machte Kaira. Ich klammerte mich noch fester an Okâsan. Sie strich mir weiter über den Kopf. „Shhh, ist ja gut, du hattest nur einen Albtraum, keine Sorge... Ich bin da, wenn du drüber Reden willst", Pause. Dann: „Du hattest einen Albtraum, richtig?" Ich schniefte und brach wieder in Tränen aus. Das reichte ihr als Antwort.
Wir verharrten noch eine Weile so, als sie dann sagte: „Geht's dir besser?", ich nickte. Sie stand auf, drückte mir einen Kuss auf den Scheitel und wollte zur Tür gehen, als ich blitzschnell ihr Handgelenk umklammerte. „Darf... darf ich... heute Nacht bei euch schlafen? Ich möchte nicht alleine sein." Ich senkte den Kopf, da es mir saupeinlich war. „Natürlich, Itoshī anata." Blitzschnell stand ich auf und nahm ihre Hand. Ich wusste jetzt nicht, wie ich jemals mich wieder in der Dunkelheit wohlfühlen konnte. „Denk dran, du bist dir stärkste Person auf Erden, dich kann niemand verletzen", beruhigte Kaira mich. Ich lächelte schwach. Arigatō. murmelte ich.
„Otosan? Aki wird heute Nacht bei uns schlafen." verkündete Okâsan. Mein Vater brummte halb am schlafen: „Solange sie mir meinen Schlaf nicht raubt, darf sie." Ich lächelte und Mutter drückte Vater einen Kuss auf die Wange. „Danke, Liebling. Das werde ich dir nicht vergessen. Du hast was gut bei mir."
Okâsan kletterte ins Bett und klopfte neben sich. In Null Komma nichts lag ich neben ihr und kuschelte mich an sie. Beruhigt von der Wärme und Sicherheit, die sie ausstrahlte, schlief ich auch sofort ein. Dieses Mal ganz ohne Albträume.
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Ich wurde von einem leichten Rütteln geweckt. „Aki-chan, aufstehen! Du kommst sonst zu spät zur Schule!" Okâsan schüttelte leicht meine Schulter. „Hmm?" brummte ich schläfrig. Was... was ist passiert? Wieso bin ich nicht in meinem Bett... Ich gähnte, als der Traum zurückkam. Ruckartig setzte ich mich auf. Leiche Panik überkam mich. Der Traum... Ich bin gestorben. Im Traum. Ich wurde umgebracht. Dachte ich. „Ja", meinte Kaira. „Aber Du lebst. Sei froh", Ich nickte innerlich und stimmte ihr zu. Ich wandte mich Okâsan zu und lächelte sie beruhigend an. „Ich hab besser geschlafen. Danke", ich lächelte ihr zu. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben. „Das ist gut zu hören. Und jetzt, los, mach dich fertig, du musst in die Schule!"
Knappe 45 Minuten später lief ich gemächlich durch die Schultore. Meine Ohren waren leicht angelegt, mein Schwanz hing locker hin und her pendelnd an meinem Hinterbeinen hinab. Das Fell war seidig weich und überraschend kühl.
„Halloooo", ertönte es auf einmal hinter mir. Sofort stellten sich meine Ohren senkrecht in die Höhe und mein Schwanz sträubte sich, als ich zwei große Hände auf meinen Schultern spürte. Blitzschnell drehte ich mich um und war, um ehrlich zu sein, kaum erstaunt, als ich den blonden Schopf neben mir sah. „Kato! Gesu yarō! Du hast mich voll erschreckt!", der blonde schnaubte: „Deswegen ist es auch so lustig! Deine Reaktion ist Gold wert!"
Er grinste sein spitzbübisches Grinsen. Kuso. Dachte ich. „Wenn er mein Typ wäre, fände ich ihn auch ziemlich gutaussehend." kommentierte Kaira. Darauf gehe ich mal nicht ein... aber seit wann können Geister einen Typ haben? Konterte ich. „Aaaaaach, don't question it Mädchen! Ich hab auch einen eigenen Verstand!" Ich rollte mit den Augen. Das ich nicht lache. Außerdem mag ich ihn nicht! Protestierte ich, während ich spürte wie meine Wangen einen zartrosa Ton annahmen. Doppel-kuso.
„Oi, Schlafmütze! Alles okay?" fragte Kato. „Hmm?" ich schreckte auf. „Was? Ja. Ja, alles gut. Keine Sorge." Ich warf ihm ein Lächeln zu. „Du Lügnerin!" Kaira lachte. Haha, lach du nur. Mach dich bloß über mich lustig, Baka Kitsune!
Entnervt schnaubte ich und massierte mir die Schläfen. Daraufhin zog Kato eine Augenbraue auf und für einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, auf seinem Schädel würden zwei Fuchsohren thronen, die irritiert zuckten. Ich blinzelte und schon war es wieder weg. Ich hatte wohl schlecht geschlafen. Ja, das hatte ich definitiv. Der Albtraum blitzte kurz hervor, doch ich verdrängte ihn wieder.
„Ich habe Kopfweh. Es ist wegen... Du weißt schon, Frauenproblemen." als ob das noch nicht klar genug wäre, hielt ich mir den Magen. „Ah. Oh. Okay. Sorry." er wendete den Kopf ab, ich sah aber trotzdem, dass er rot anlief. Es schien ihm peinlich zu sein, dass wer gefragt hatte. Jungs eben. Ich lachte. „Schon gut. Ihr Jungs seid es nicht gewohnt, darüber zu reden. Ich müsste mich wenn schon entschuldigen, weil ich dich in die Situation gebracht habe." Ich grinste und er rieb sich den Nacken. „Nee, schon gut. Kein Ding, wirklich."
So liefen wir schweigend zu unserem Klassenzimmer, als Kato plötzlich fragte: „Sag mal, glaubst du eigentlich an Magie? So wie in den Büchern?" perplex blinzelte ich ihn an. „Magie?" echote ich. „So wie in Harry Potter?" er nickte. „Nun ja..." abgesehen von dem Fakt dass ich selbst Magie besitze und dass ich von irgendeiner verfickten Prophezeiung bin, nein! „...vielleicht ist irgendetwas da draußen. So geschützt vor den Menschen oder so. Klingt das jetzt doof?" fügte ich zögerlich hinzu. „Nein, nein, überhaupt nicht!" Kato wedelte mit den Händen und schien sich zu schämen. Wieder mal. „Ich war nur... neugierig." mir entging nicht, wie er zwischen den Wörtern eine Pause machte, doch ich ging nicht drauf ein.
Jeder von uns hatte seine Geheimnisse.
„So, da wären wir." der blonde Junge zeigte auf mein Klassenzimmer. „Mylady, euer Uber ist angekommen." Er verbeugte sich wie vor einer Adligen. Ich konnte mir ein Schnauben nicht verkneifen. „Gehst du so mit allen Mädchen um?" fragte ich sarkastisch. „Nur mit denen, die ich mag." er zwinkerte mit zu. Sofort spürte ich, wie die Röte in meine Wangen kroch. Ich wandte den Kopf ab und klapste ihm spielerisch auf den Arm. Dann richtete er sich auf und sagte: „Nein, im Ernst, ich mag dich. Nicht so wie du jetzt vielleicht denkst", fügte er schnell hinzu, „du bist eine gute Freundin. Ich weiß nicht, was alle gegen dich haben."
Bam. Wie man gefriendzoned wird 101. Das Spiel spiele ich gerne mit. „Ja, du hast völlig Recht! Ich hoffe echt, dass unsere Kinder Freunde werden." Ich grinste ihn an, er schnaubte belustigt. Dann winkte ihm zu und verschwand im Klassenzimmer. Dabei bemerkte ich Ruris stechenden Blick, der sich wie ein Dolch in meinen Rücken bohrte. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Dieses Mädchen hatte nichts Gutes im Sinn, da war ich mir sicher.
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Kitsuneblut
Fantasy⚠️TW: STARKE AUSDRUCKSWEISE, EXPLIZITE SZENEN UND BLUT!! Als Aki erfährt, dass sie aus ihrem geliebten Heim, der japanischen Stadt Kyoto, wegzieht, ist sie am Boden zerstört. Und dann auch noch nach Boston! Voll Frust rennt sie von ihrer Wohnung am...