12 - letzte Prüfung, Teil I

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Ich sprang nach vorne und entwand mich Katos Griff. Ich... Ich konnte nicht verliebt sein! Doch da war dieses Gefühl im Brustkorb. Ich war am ersticken.

„Nakamura-san?", hörte ich seine Stimme hinter mir. Augenblicklich versteifte ich mich. Wie sollte ich meinen plötzlichen Ausbruch ihm erklären? „Alles in Ordnung? War ich dir zu nahe?" Fuck. Mit dem Nagel auf den Kopf getroffen. „Ähm... ja... es tut mir leid, aber mir war noch nie ein Junge so nahe...", stotterte ich rum. Schweißperlen bildeten sich an meinem Rücken. „Oh. Dann tut es mir leid. Das wollte ich nicht, Nakamura-san, wirklich nicht...", murmelte er. Er klang wirklich so als würde er es bereuen. Ich lächelte leicht. „Kein Stress. Du wusstest es nicht, ich nehme es dir nicht übel", beruhigte ich ihn lächelnd, den Abstand zwischen uns ließ ich aber dennoch bestehen.

Wir schwiegen einander an.

Das war jetzt peinlich.

„Auf jeden Fall...", begann Kato, „da du ja das Fliegen und die Invisibilität einigermaßen beherrscht, dachte ich, du könntest jetzt zu meinem Haus fliegen!"

Ich schnaubte. „Invisibilität ist Englisch, du Depp. Aber sonst ist eine gute Idee", teilte ich ihm mit, „es wird eine gute Übung sein, um meine Kräfte zu testen." und auch das letzte Mal, bevor ich in die USA gehe...

Eine stählerne Hand griff mein Herz und schien es erwürgen zu wollen. Ein dicker Kloß tat sich in meinem Hals zusammen. Ich wollte nicht weg... Ich wollte hier bleiben!

Ein Seufzer der Frustration entwich mir. Kato schien es misszuverstehen und sah mich an. „Wenn die Aufgabe blöd ist, sag's mir und ich überlege mir was anderes", meinte er. Ich schüttelte bloß den Kopf: „Nein! Nein nein, die Aufgabe ist okay so wie sie ist, ich habe nur..." Ich musste die Worte nicht aussprechen. Er verstand mich auch so. Schon spürte ich, wie sich zwei kräftige Arme um mich legten. Er drückte sich fest an mich. Ich ließ es geschehen.

„Es wird alles okay werden. Hier", er ließ von mir ab, „ich wollte dir das erst später geben, aber", er zog einen Siegelring hervor, „damit kannst du mich rufen, wenn du mich brauchst", ehe ich ihn fragend ansehen konnte, begann er zu erklären: „Ein Teil meiner Seele ist hier verwoben. Indem du mich rufst, beschwörst du mein ganzes Selbst hervor und der Teil meiner Seele löst sich aus dem Gegenstand, in diesem Fall dem Ring. Es funktioniert nur ein Mal - genieß es mit Vorsicht, okay?"

Langsam nickend steckte ich den Ring an meinen linken Ringfinger. „Verstanden. Muss ich einfach deinen Namen rufen, oder ein ganzes Ritual ausführen?", kicherte ich und bekam ein entnervtes Seufzen von Kato: „Nein, einfach meinen Namen"

Ich blickte ihn an. Seine gelben Raubkatzenaugen sahen mich an. Wachsam und intelligent.

„Also! Dann... äh... ich geh jetzt mal. Bleib hier, bis ich dir schreibe. Dann kannst du gehen. Okay?", fragte er. „Ja klar. Ich warte hier."

Kato drehte sich um und verschwand im Gebüsch. Das letzte was ich von ihm sah war sein weißer Schwanz, der gemächlich hin und her pendelte.

Mit einem Seufzer ließ ich mich aufs Gras fallen. Kaira... bin ich... verliebt?, fragte ich die Füchsin. „Was glaubst du denn?", beantwortete diese mit einer Gegenfrage. Hilft nicht..., grummelte ich. Kaira lachte nur. „Wenn ich es dir sagen würde, würde das den ganzen Spaß wegnehmen!", ihre glockenhelle Stimme klang vergnügt. Ich stöhnte entnervt auf.

Das Gras kitzelte meine Wange und mein Ohr zuckte. Ich lächelte. Der Gedanke, dass ein Kitsune-Geist in meinem Kopf hauste und dass ich magische Fähigkeiten hatte, schien mir gar nicht mehr so furchteinflössend wie vor zweieinhalb Wochen. Kaira - so seltsam es auch sein mochte - war meine Freundin geworden. Die Beste, die ich je gehabt hatte.

Die Magie floss durch meine Adern. Ich konnte sie spüren. Hier, auf dieser Lichtung, war sie besonders stark. Angeblich weil hier der vermoderte Kitsune-Schrein stand. Ich blickte zum Schrein. Irgendwie sah er besser aus als vor zwei Wochen. Stolzer, irgendwie. Das Holz schien den Schimmel zu bekämpfen. „Weil jemand seine Magie freigesetzt hat", informierte mich Kaira.

Magie... Wie in Trance hob sich meine Hand und ich spürte, wie sich eine Brise bildete. Sie wirbelte durch meine Finger und liebkoste meine Haare. Das war alles surreal, aber wunderschön und entspannend zugleich.

Ich hatte gerade die Augen geschlossen und war im Begriff einzunicken, als mein Handy vibrierte. Ich machte es an und sah die Nachricht von Kato.

Kannst kommen. Ich bin zu Hause. Den Weg kennst du, oder? :)

Natürlich, ich bin nicht dumm oder so. Nicht wie jemand anderen, den wir beide kennen... 🤗


🤨🤨🙄🙄
Aber beeil dich!!

Lachend machte ich das Handy wieder aus. Dann konzentrierte ich mich auf die Luftteilchen um mich herum und ließ diese durch mich hindurchfliessen.

Schritt eins, erledigt.

Nun zum schwierigeren Teil, dem Fliegen. Ich beruhigte mich und befahl der Luft, mich in die Höhe zu tragen. Leicht und frei, leicht und frei, leicht und frei. Sie wie der Wind, sagte ich mir immer wieder. Halfen tat es nur wenig. So lange ich mich des anderen überzeugen konnte, war es nicht weiter schlimm. Schließlich hatte ich die erwünschte Höhe erreicht. Nur - wo musste ich jetzt lang? Schicksalsergeben holte ich mein Handy wieder hervor und schrieb:

Kannst du mir eventuell deine Adresse schicken... Es kann sein, dass ich mich verflogen habe...

Wer ist jetzt die Dumme😒
Aber okay... weil du es bist, Koinu
🔗: Adresse

Er auch noch?! Was hatten alle davon, mich Koinu zu nennen! Ich war kein Welpe.

Ich hatte vergessen, mich zu konzentrieren. Den Preis musste ich jetzt wohl oder übel zahlen. Ich konnte mich nicht mehr rechtzeitig auffangen, und so sauste ich mit lautem Geschrei und sehr sichtbar auf das nächste Gebüsch zu.

Weil ich ja so Glück hatte, war es ein Brombeerbusch.

Die Dornen stachen überall und verfingen sich sowohl in meinen Haaren als auch in meinen Ohren und meinem Schwanz. Die letzten Beiden sträubten sich und ich fauchte laut auf. Selbst Kaira zuckte zusammen. „Gott bin ich froh, dass ich keinen Schmerz spüren kann...", seufzte sie. Jaja, sei du nur fr- AUU! Ein Fellbüschel hatte sich in einer Dorne verhakt und war ausgerissen worden.

Okay, wir machen das jetzt schnell und schmerzlos. Auf drei. Eins, zwei... DREI! Ich riss mich aus dem Gebüsch los. Sofort legten sich meine Ohren flach an meinen Kopf und mein Schwanz zog sich zwischen die Beine. Kuso, ich fühle mich wie ein gerupftes Huhn. Sage ich der Füchsin, als ich hasserfüllt das Gebüsch ansah, dass nun schwarz, weiß und rot geschmückt war. „Seien alle Brombeerbüsche und ihre Dornen auf ewig verflucht!", rief Kaira. Ich nickte schwach.

„Hallo? Ist da jemand?", hörte ich eine fremde Stimme. Sie kam von der Lichtung.

Oh Shit.

Bin ich sadistisch oder bin ich sadistisch? Ich trenne die beiden Lovebirds einfach ;p

KitsuneblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt