4. Drei Tage

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Legolas:

„Prinzessin Niqe!" Donnerte die Stimme Ornes über die Brücke zu ihnen, während sie die Rückkehr ins Schloss über diese antraten. Die kleine Prinzessin vor ihm zuckte heftig zusammen. Ihr Blick senkte sich schuldbewusst, je näher sie ihrem Leibwächter kam.

„Wisst Ihr eigentlich, wie gefährlich dieser Wald ist?" Wollte der aufgebrachte Elb von der Prinzessin vor sich wissen. Diese verdrehte deutlich sichtbar ihre tiefblauen Augen. „Es ist nichts passiert, Orne. Zwei Spinnen auf dem Rückweg war alles, was wir bekämpfen mussten." Antwortete sie ihrem Leibwächter gelassen.

„Es hätte sonst was passieren können, Orks, hunderte Spinnen ... dieser Wald ist gefährlich!" Erwiderte dieser zornig. Prinzessin Niqes Blick veränderte sich schlagartig. Dabei wusste Legolas nicht, ob es ihn überraschte das es die Prinzessin mehr störte, dass an ihrem Können gezweifelt wurde, als die Tatsache wie sehr ihr Leibwächter sich ihr gegenüber im Ton vergriff.

„Wollt Ihr sagen Ihr zweifelt daran, dass ich damit hätte umgehen können?" Fragte sie wütend. Legolas unterdrückte nur schwer sein Schmunzeln. „Darum geht es doch gar nicht!" Umging Orne die Frage seiner Prinzessin, noch immer aufgebracht. Diese jedoch hob nur abwartend ihre Augenbrauen. „Worum denn dann? Selbst wenn dieser Wald so gefährlich sei, wie Ihr behauptet, Orne dann weiß ich mich dennoch allein zu verteidigen. Ihr seid nur mein Leibwächter, weil mein Bruder Eurer Familie einen Gefallen schuldete, vergesst das nicht!" Spie sie ihrem Leibwächter wütend ins Gesicht. Deutlich von ihren Worten verletzt wich dieser zurück. Einige Herzschläge lang gab keiner einen Mucks von sich, dann jedoch nickte Orne ergeben und senkte den Blick.

„Ihr habt recht, vergebt mir Prinzessin." Bat er flehend. Prinzessin Niqe stieß ein letztes Schnauben aus, im Vorbeigehen hörte Legolas sie wütend sagen: „Und vergreift Euch mir gegenüber nie mehr so im Ton, Orne. Sonst könnt Ihr gern irgendwen anders beschützen!"

Zufrieden darüber, dass sie das Thema doch noch angesprochen hatte, atmete Legolas aus. Denn in ihrem Stand sollte sie durchaus wissen, wer über ihr stand. Genauso aber auch, wer weit genug unter ihr stand. Ohne den gekränkten Orne weiter zu beachten, lief nun auch er ins Innere des Palastes. Wobei er es vermied, allzu schnell zu laufen, denn erpicht darauf Prinzessin Niqe nun noch mal irgendwo im Gang zu begegnen war er ganz sicher nicht.

~

Am nächsten Tag fiel das Patrouille gehen für ihn aus, was gleichzeitig bedeutete er würde Prinzessin Niqe nicht sehen. In diesem Moment war dies das Einzige, was ihn daran erleichterte, dass er heute als Prinz des Waldlandreiches an langweiligen Ratssitzungen teilnehmen musste, des Weiteren hatte er einen ganzen Stapel Briefe auf sich warten, die er noch lesen und beantworten musste. Zwar überschüttete sein Vater ihn nicht mit höfischen Angelegenheiten und Aufgaben, doch sich um kleineren Papierkram kümmern und an Ratssitzungen teilnehmen gehörte als Thronerbe dann eben doch zu seinen festen Aufgaben. Um die er auch noch nie herumgekommen war.

Es war schon Nachmittag, als er endlich den letzten Brief beantwortet hatte. Müde seufzte er auf und ließ seinen Blick durch das breite Fenster seiner Gemächer nach draußen über den Wald gleiten. Seine Gemächer und die seines Vaters, waren die einzigen im ganzen Palast die weit genug oben im Berg waren und sich auch noch auf der richtigen Seite befanden, was es ermöglichte das sie die einzigen zwei Balkone im ganzen Palast ihr Eigen nennen konnten. Ein Luxus den Legolas sicher nicht missen wollen würde. Doch für eine Auszeit auf seinem von der Sonne beschienen Balkon hatte er nun noch keine Zeit, dass wusste er. Zu seinen Pflichten gehörte immerhin auch ein wöchentlicher Besuch bei den Auszubildenden Kriegern. Und um seine letzte Aufgabe für den heutigen Tag bald erledigt zu haben, sprang er nun auf, ließ einen Boten die Briefe verschicken und machte sich dann auf den Weg zur Trainingswiese.

Nicht die erste Wahl ... / LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt