5. Die Hochzeit

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Legolas:

Null Tage ...

Legolas blickte bei dem sanften Klopfen gegen seine Tür auf.

„Herein." Rief er, ohne sich zu erkundigen, wer es denn war, immerhin musste es schon ziemlich wichtig sein, wenn er ausgerechnet beim Anlegen seines Hochzeitsgewandes gestört wurde. Als er jedoch durch den Spiegel seinen Vater eintreten sah, stockte er für einen Moment. Mit gekonnten Handgriffen schloss er die silbernen Knöpfe seines Gewandes und richtete seinen weißen Kragen, bevor er sich mit einer langsamen Drehung seinem Vater zuwandte.

„Du siehst sehr stattlich aus." Lobte sein Vater ihn stumpf, Legolas wusste jedoch das dieses Kompliment ernst gemeint war und wenn er es gekonnt hätte, hätte sein Vater es auch sicherlich anders ausgesprochen. Und so lächelte er seinem Vater nur zu und bedankte sich ehrlich bei diesem. Jeder im Schloss wusste das es König Thranduil seit dem Tod seiner geliebten Frau, Legolas Mutter, beinahe unmöglich war Gefühle zu zeigen. Es grenzte immerhin allein schon an ein Wunder, dass er es geschafft hatte, nicht an einem gebrochenen Herzen zu sterben. Schon seit Legolas ein Kind war klammerte er sich an die Worte seiner damaligen Amme ... „Das ist seine Liebe zu Euch, Legolas", hatte diese gesagt und auch wenn es zwischen ihm und seinem Vater nie zum Gespräch gekommen war, so hatte er doch das wärmende Gefühl in seiner Brust, dass die Worte seiner Amme stimmten.

„Ich weiß, was diese Heirat betrifft, waren wir uns nicht wirklich einig, aber ich denke Prinzessin Niqe könnte dich glücklich machen." Sagte sein Vater. Mit einem schweren Schlucken wandte Legolas sich wieder seinem Spiegelbild zu und beschäftigte sich nun um das Flechten seiner vordersten Haarsträhnen. Weil er nicht wusste, was er auf die Worte seines Vaters antworten sollte, nickte er diesem nur schwach durch die Spiegelreflexion zu. König Thranduil seufzte, dann konnte Legolas im Spiegel sehen, wie er sich umdrehte und etwas auf Legolas' Schreibtisch ablegte.

„Er gehörte deiner Mutter." Sagte der mächtige König noch, dann verließ er Legolas' Gemächer auch schon wieder.

Neugierig trat Legolas auf seinen Schreibtisch zu. Sprachlos begutachtete er den filigranen Silberring, mit einem funkelnden eingearbeiteten Smaragd. Er sollte Prinzessin Niqe den Ehering seiner Mutter auf den Finger schieben? Es kam ihm vor wie ein absurder Scherz, doch er wusste das es genau das war, was sein Vater von ihm wollte. Sah er vielleicht irgendetwas in dieser Prinzessin das Legolas nicht sah?

Er konnte sich diese ganzen verwirrenden Entscheidungen seines Vaters bald nicht mehr anders erklären ... Es musste einfach irgendetwas sein, das er noch nicht verstanden hatte!

~

Legolas stand wartend auf dem aufgebauten Holzpodest, am Ende des langen Ballsaals. Sanfte Harfenmusik spielte, während sie die letzten Gäste auf ihren Plätzen einfanden. Der Einzige hohe Besuch der Anwesend war, waren sein Vater, König Firion und Königin Ilmaré selbst. Die Hochzeit war viel zu überstürzt gewesen, um weitere Gäste einzuladen, aber das war etwas das Legolas überhaupt nicht störte. Es erleichterte ihn eher das nun seine Freunde und Bekannte anwesend waren, statt irgendwelcher fremder Elbenlords.

Er entdeckte Hilirion, Ronda, Beren mit seiner Frau Arien und Tauriel in einer der hinteren Reihe. Alle fünf lächelten ihm breit und aufmunternd zu, Legolas jedoch konnte das nur knapp erwidern. Für ihn war die ganze Situation auch jetzt noch viel zu surreal, doch als Prinz musste man sich allem Anschein nach dem beugen, was das Beste für das eigene Reich war. Seine eigenen Interessen und Gefühle interessierten in diesem Moment keinen. Am allerwenigsten König Firion, der ein breites Grinsen auf seinen Lippen trug und zu Legolas aufstarrte. Schnell sah dieser weiter, denn seinen gleich-Schwager konnte Legolas ganz sicher nicht leiden.

Nicht die erste Wahl ... / LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt