10. Verlorene Prinzessin

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Legolas:

Ihm pochte das Herz schwerfällig gegen den Brustkorb. Vor seinen Füßen lag noch immer die von seinem Vater geköpfte Orkleiche. Sie beide waren allein im Thronsaal, jeder von ihnen hing schweigend seinen Gedanken nach. Legolas selbst jedoch wusste nicht einmal, was er überhaupt denken sollte. Niqes Gesicht erschien unbarmherzig vor seinem Inneren Auge. Die Worte des Orks hatten seine Gedanken nur noch mehr verwirrt. Nicht etwa wegen dem vergifteten Zwerg ... Nein, in Dauerschleife wiederholte sich in seinem Kopf der Satz: „Die kleine Elbe mit dem Schneehaar? Bolg hat sie ertränkt." Dazu hallte das schaurige Lachen des Orks durch seinen Kopf. Wenn er in Gedanken den Kampf am Fluss noch einmal durchging, war alles woran er sich erinnerte wie er gegen diesen Bolg gesprungen war und Niqe davor bewahrt hatte ins Wasser zu fallen. Danach war er so eingespannt in seinen eigenen Kampf gewesen, dass ihm das Fehlen seiner Ehefrau erst aufgefallen war, als alle Feinde besiegt waren.

„Wir müssen Sie suchen, Vater." Rutschte es ihm schließlich heraus. Die Augenbrauen seines Vaters schnellten in die Höhe. „Sag bloß du empfindest auf einmal etwas für Sie." Sagte er und Legolas konnte deutlich das Unglauben aus der Stimme seines Vaters heraushören. Schnell schüttelte er den Kopf. „Das ist es nicht aber ..." Fing er frustriert an, stoppte jedoch mitten im Satz, als er den unbeeindruckten Gesichtsausdruck seines Vaters sah.

„Sie ist die Prinzessin des Waldlandreiches, meine Ehefrau ... wir müssen Sie suchen." Erläuterte er seinem Vater nun, mit mehr Nachdruck in der Stimme.

„Legolas hast du zugehört, was er gesagt hat? Es wird Krieg geben, die Zwerge werden einen Drachen wecken! Ich schicke meine Krieger nicht über die Grenzen, um eine ertrunkene Prinzessin zu suchen." Sagte sein Vater, ruhig als redete er vom Wetter. Legolas' glaubte alle Gesichtszüge würden ihm entgleiten. Sprachlos starrte er seinen Vater an.

„Du warst so erpicht auf diese Vereinigung unserer Länder!" Rief er schockiert aus. Er empfand nichts für Niqe, keine Frage. Aber sie waren dennoch verheiratet. Die junge Prinzessin mit dem Schneeweißenhaar war unschuldig. Sie hatte ihre Heimat verlassen müssen, um ihn zu heiraten. Diese Ehe hatte sie zur Prinzessin des Waldlandreiches gemacht und nun wollte sein Vater keine Suchtrupps losschicken? Legolas hoffte das alles wäre ein Alptraum, aus dem er allzu bald aufwachen würde, ... Er fühlte sich plötzlich so furchtbar schuldig. Wegen was genau wusste er jedoch nicht.

„Weswegen wir es vor König Firion so lange wie möglich geheim halten sollten." Erwiderte sein Vater trocken. Legolas Unterkiefer schien den Thronsaalboden begrüßen zu wollen.

„Das kannst du nicht ernst meinen!" Stieß er wütend aus, dann hielt er es im Thronsaal nicht mehr aus, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte heraus.

„Die Tore sollen geschlossen werden!" Hörte er seinen Vater hinter sich rufen. Und im Augenwinkel sah er wie eine der Wachen vor der Tür sofort los eilte, um den Befehl des Königs zu verbreiten und auszuführen.

„Niemand kommt rein ... oder raus!" Hallte die Stimme seines Vaters an den Wänden wider.

Legolas verstand die unmissverständliche Warnung der Worte seines Vaters sofort, mit zusammengepresstem Kiefer ballte er die Fäuste, dann eilte er selbst los zum Tor. Er konnte die Wachen sehen, die sich gerade im Moment noch unterhielten, doch schenkte er ihnen keine Aufmerksamkeit, während er auf leisen Sohlen doch das gerade noch offenstehende Tor hinausschlich. Zu seiner Verwunderung tat nur wenige Meter vor ihm, eine rothaarige Elbe dasselbe wie er.

„Tauriel?" Flüsterte er überrascht. Die Anführerin der Grenzwachen fuhr mit einem Keuchen herum. Überraschenderweise schien sie ihn gar nicht gehört zu haben.

„Du willst Niqe suchen?" Schlussfolgerte Tauriel sofort, ohne jegliche Erklärung was sie hier tat. Leider konnte Legolas sich es schon denken. Er hatte die Blicke zwischen Tauriel und dem Zwerg gesehen. Hatte gehört, wie sie sich unterhalten hatten. Und er hatte gesehen, wie der Zwerg von dem Ork angeschossen worden war, als er das Tor geöffnet hatte. Doch für den Moment entschied er sich nichts dazu zu sagen.

Nicht die erste Wahl ... / LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt