8. Aussprache

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Niqe:

Sie hatte sich für ein enganliegendes hellblaues Kleid entschieden, mit den schmalen Trägern und dem silbernen Gürtel um die Taille, schmeichelte es ihrer zierlichen Figur nur allzu gut, wie sie wusste. Ihre Haare hatte sie zu einem Dutt zusammengeflochten. Sie wusste das dies eine der untypischsten Frisuren für Elben war, doch Niqe hatte diese praktische und hübsche Frisur schon früh gern gewonnen und im Laufe der Jahre, hatte sie ihre Haare immer häufiger zu strammen und engen Zöpfen geflochten. Wie untypisch das für Elben war, war ihr dabei egal, denn sie fand diese Frisuren eher praktisch. An ihrem Ringfinger funkelte ihr Ehering, ihr Haupt schmückte eine mit Edelsteinen beschmückte Silbertiara. Mit einem versteckten Dolch unter dem Kleid, machte sie sich pünktlich zum Sonnenuntergang auf den Weg in den Ballsaal. Wobei es sie ziemlich wunderte, das Legolas nicht ebenfalls noch mal in ihren gemeinsamen Gemächern aufgetaucht war.

Aber was wusste sie schon? Vielleicht zog sich der Elb auch woanders um.

Jedoch wurde dieser Gedanke zerschlagen, als sie im Ballsaal ankam. Ausgelassen unterhielten sich die Elben des Waldlandreiches, während in einer der hinteren Ecken Flöten und Harfen gespielt wurden. Bedienstete liefen umher und verteilten Weinkelche und kleine Häppchen ... Niqe kam es so vor, als hatte jeder in diesem Saal gute Stimmung. Jeder außer ihrem Schwiegervater, der mit eiskalten blauen Augen und schnellen Schritten auf sie zukam.

Niqe schlug das Herz schneller. Noch nicht ein einziges Mal hatte sie eine Unterhaltung mit dem mächtigen König Thranduil geführt und bei seinem jetzigen Gesichtsausdruck wollte sie dies auch gar nicht.

„Prinzessin Niqe." Hörte sie ihn leise murmeln. Dicht vor ihr blieb er stehen, seine Eisblauen Augen fixierten sie. Für einen einzigen Atemzug war Niqe viel zu fasziniert davon das seine Augen ebenso sehr funkelten, wie die hübschen seines Sohnes. Doch lag in denen von Legolas nie so eine eisige Kälte.

„Wo ist mein Sohn? Ihr solltet doch zusammenkommen." Verlangte er zu wissen. Niqe schluckte schwer, angesichts der Tatsache das sie dem König gleich sagen musste, dass sie seinen Sohn eine Ewigkeit nicht gesehen hatte, wurde ihr ziemlich unwohl.

„Ich ... Ich weiß nicht. Ich dachte er sei schon hier." Erklärte sie verlegen. König Thranduil seufzte auf und ließ seinen eisigen Blick durch den Saal gleiten. „Findet Ihn." Hörte sie ihn leise zischen. Niqe ließ sich das nicht zweimal sagen. Schnell machte sie auf dem Absatz kehrt, verließ den Ballsaal wieder und machte sich auf die Suche nach dem Prinzen. Ihrem Ehemann.

Eine halbe Ewigkeit später hatte sie Legolas immer noch nicht gefunden. Sie wollte schon völlig verzweifelt zu König Thranduil zurückkehren und es ihm beichten, da fiel ihr die Kerkertür in die Augen. Leicht runzelte sie die Stirn. Es ergab für sie keinen Sinn das Legolas sich noch immer dort aufhalten sollte, doch einen Versuch war es in ihrer verzweifelten Lage wohl trotzdem wert. So leise wie sie konnte huschte sie also in die Kerker und ließ ihren Blick gleiten.

Als sie Legolas eine Etage unter sich erblickte hielt sie augenblicklich inne. Ihr blonder Ehemann stand mit dem Rücken zu ihr, sein Blick schien dabei starr auf Tauriel gerichtet zu sein, die sich zwei weitere Etagen weiter unten befand und vor einer der Zellentüren saß. Niqe konnte nicht anders, aufmerksam lauschte sie in die Stille hinein. Tatsächlich schien Tauriel sich mit einem der Gefangenen Zwerge zu unterhalten ...

„Wieso seid Ihr nicht bei diesem Fest?" Fragte der Zwerg. Niqe vernahm erst jetzt die ausgelassene Feststimmung, die über ihnen im Ballsaal herrschte. Bis eben hatte sie diese anscheinend völlig ausgeblendet.

„Ich habe sowieso keine Begleitung." War Tauriels Antwort. Der Zwerg machte einen überraschten Laut. „Was ist mit dem Prinzen? Der sieht euch doch ziemlich eindeutig an." Lachte der Zwerg. Niqe wich perplex einen Schritt zurück. Redete sich jedoch sofort ein das der Zwerg das sicher nur aus Spaß gesagt hatte. Sie überlegte schon umzudrehen und wieder zu gehen, da ließ Tauriels Antwort sie wie eingefroren innehalten.

Nicht die erste Wahl ... / LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt