12. Thal

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Niqe:

Gekleidet in eine edle schwarz-silberne Rüstung, die König Thranduils ziemlich ähnlich war, saß sie auf einer prächtigen Rappenstute. Ihr weißes Haar wallte ihr in vielen kleinen Wellen offen über die Schultern, an ihrer Seite baumelte nun ein feines von Elbenhand geschmiedetes Schwert. Thranduil neben ihr saß auf einem prächtigen braunen Hirsch und führte die Armee der Elben hinter ihnen an. Ebenfalls hatten sie zwei Kutschen voller Lebensmittel dabei. Als der König ihr erklärt hatte das dies für die Menschen aus Thal war, hatte Niqe es im ersten Moment gar nicht glauben können. Jetzt freute sie sich umso mehr, während vor ihnen die Tore Thals lagen. Die Unterstützung der Elben könnten die Menschen immerhin sicherlich gut gebrauchen. Wo sie doch alles verloren hatten.

Das Thranduil das vor allem, aber dafür machte die Zwerge anzugreifen und sich seine Edelsteine zurückzuholen, verdrängte sie in diesem Moment noch.

Die Hufe ihrer Stute erzeugten ein lautes Geräusch, während sie über die gepflasterten Straßen trabten, bis ins Zentrum der alten Menschenstadt hinein. Auf dem Marktplatz war es schließlich so weit – gefolgt von vielen anderen neugierigen Menschen kam Bard aus einem der Häuser auf sie zu. Bain dabei dicht an seiner Seite, lächelte, als er sie erblickte. Auch Niqe schenkte dem Menschenjungen ein fröhliches Lächeln.

Der König wechselte einige kühle Worte mit dem dankbaren Bard. Niqe ließ währenddessen ihre Blicke über die Stadt gleiten. Die Menschen nahmen gleichzeitig dankbar das Essen entgegen das die Elben ihnen von dem Karen entgegen hoben. Als Niqe Tilda und Sigrid in die Augen fielen, löste sie eine ihrer Hände für einen Moment von den Zügeln und winkte den beiden lächelnd zu, was die beiden Mädchen strahlend erwiderten.

~

„Er wird scheitern." Raunte Thranduil ihr beinahe gelangweilt zu, während sie auf einer der Mauern von Thal standen und dem auf den Erebor zureitenden Menschen nachsahen. Bard hatte den König neben ihr beinahe angefleht noch keinen Krieg anzufangen, zuerst wolle er mit Thorin Eichenschild reden, hatte er gemeint. Niqes Schwiegervater hatte spöttisch zugestimmt. Dann hatte er Bard sogar ein Pferd geben lassen.

Niqe wusste noch immer nicht, was sie von König Thranduil halten sollte, im Moment schien es ihr jedoch am vernünftigsten als brave Prinzessin an der Seite ihres Schwiegervaters aufzutreten und ihn in diesem Interessenkonflikt gegen die Zwerge zu unterstützen. Immerhin lagen in diesem Berg weiße Edelsteine, aus reinem Sternenlicht. Welcher Elb und welche Elbe hätte diese Steine nicht gern? Es klang lächerlich, doch wenn diese Steine wirklich so wunderschön und atemberaubend waren wie Thranduil sagte, dann würde sie sogar verstehen warum er bereit war einen Krieg dafür anzuzetteln. Elben war das Sternenlicht immerhin heilig, vor allem den Waldelben des Düsterwaldes und des Fangornwaldes.

„Was wenn er scheitert?" Traute sie sich leise zu fragen. Niqe konnte deutlich hören, wie Thranduil ein Schnauben ausstieß. „Er wird scheitern." Wiederholte er erneut, fest überzeugt davon, bevor er hinzufügte: „Dann greifen wir im Morgengrauen an."

„Ich verstehe." Antwortete sie knapp, wobei sie sich darauf konzentrieren musste, nicht bedrückt zu klingen. Eigentlich wollte sie keinen Krieg führen! Sie hatte in Bards Haus zwar nur wenig Kontakt zu den dreizehn Zwergen gehabt, aber sie war sich sicher das alle dreizehn eigentlich keine bösen Absichten hegten. Nein, eher hatten sie auf sie freundlich, humorvoll und vor allem loyal gewirkt. Diese Zwerge würden bis in den Tod füreinander kämpfen, dass wusste sie. Und gerade dieser Fakt war es, der sie Angst vor dem Morgengrauen haben ließ.

Ohne ein weiteres Wort an Thranduil wandte sie dem Elbenkönig den Rücken zu, dann lief sie die lange Treppe der Mauer hinunter und auf ihr Zelt zu. Dabei war ihr Hilirion, als ihr derzeitiger Leibwächter, dicht auf den Fersen. Niqe hatte zwar kein Problem mit dem braunhaarigen Elben, dennoch waren ihre Gedanken ein so wirres Chaos, dass sie ihn in diesem Moment nur ignorierte.

Nicht die erste Wahl ... / LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt