Legolas:
Herzlich hatte sein Vater die Elben des Waldlandreiches in seinen heimischen Hallen willkommen geheißen. Legolas hatte sich dazu schweigend an der Seite seines Vaters eingefunden, ganz so wie es als Prinz und Thronerbe seine Aufgabe war. Erst als sein Vater entschied noch einige Worte mit König Firion und dessen Gemahlin allein besprechen zu wollen, regte er sich wieder. Mit schnellen Schritten durchquerte er den langen Thronsaal, wobei er seiner mit Blut besudelten Verlobten im Vorbeigehen keinen einzigen Atemzug lang Beachtung schenkte. Er war kurz davor erleichtert aufzuatmen, als ihn nur noch wenige Schritte von der großen Flügeltüre trennten, da erhob sein Vater die Stimme und ließ ihn abrupt innehalten.
„Legolas, sei doch bitte so freundlich und zeige deiner Verlobten Ihre Gemächer." Forderte sein Vater ihn mit gespielter Freundlichkeit auf. Wenn er kein Prinz wäre, hätte er in diesem Moment wahrscheinlich aufgestöhnt. Jedoch erinnerte er sich im letzten Moment an sein Tadelloses Benehmen, weswegen er ein falsches Lächeln aufsetzte und sich schwungvoll seiner Verlobten zuwandte. Die kleine Prinzessin mit den tiefblauen Augen blickte auf. Auf seine Bitte in ihm zu folgen, nickte sie nur schweigend und nahm den Platz neben ihm ein. Genervt führte er seine stumme Verlobte durch die vielen Gänge des Palastes, bis er schließlich in dem Bereich ankam, in dem sich auch seine eigenen Gemächer befanden. Als er erfahren hatte das sie die Gemächer bekam, die den seinen als einzige gegenüberlagen, hätte er beinahe laut losgelacht. Jetzt hingegen wusste er das sein Vater keinen Scherz gemacht hatte, er hatte das absolut ernst gemeint.
„Eure Gemächer." Sagte er knapp und deutete mit einem Nicken auf die mit Schnitzereien verzierte Holztür, die absolut identisch zu seiner eigenen war. Legolas konnte nur hoffen das sie es nicht fertigbrachte die Türen zu verwechseln und in seinen Gemächern aufzutauchen.
„Danke." Prinzessin Niqe nickte ihm nur knapp zu, dann wandte sie ihm den Rücken zu und betrat ihre Gemächer. Einen kurzen Moment dachte Legolas noch darüber nach etwas zu sagen, unterließ es schließlich jedoch und wandte sich stattdessen wortlos ab. Als das leise Klicken ihrer Tür ihm verriet das sie diese geschlossen hatte, betrat er seine eigenen Gemächer.
~
Er hatte seine Zeit damit verbracht sich mit unerledigtem Papierkram abzulenken, als plötzlich ein Bote bei ihm aufgetaucht war und ihn über ein spontan geplantes Abendessen mit der Königsfamilie des Fangornwaldes informierte. Wie sein Vater auf diese spontane Idee gekommen war, war Legolas fraglich. Denn er wusste nur zu gut das sein Vater spontane Feiern mit hohen Gästen überhaupt nicht leiden konnte, doch für den König des Fangornwaldes mit den furchtbaren Stimmungsschwankungen wurden allem Anschein nach, ausnahmen gemacht. So fügte Legolas sich also seinem Schicksal und während über den dichten Baumkronen seiner Heimat die Sonne unterging, stand er vor dem Spiegel und überprüfte ein letztes Mal sein Aussehen.
Er trug wie bei den meisten Festen eine hellblaue Tunika mit silbernen Verzierungen, dazu eine einfache schwarze Stoffhose und beinahe unbenutzte schwarze Lederstiefel. Wie immer trug er zur Sicherheit einen kleinen Dolch versteckt in seinem Stiefel. Eine Ausnahme war jedoch die silberne Tiara in seinem goldblonden Haar, das er genauso einfach geflochten hatte wie immer.
Dieses ganze Prinzengetue war nichts das er besonders mochte, doch Legolas hatte sich schon vor langer Zeit in dieser Rolle eingefunden und wusste inzwischen mit ihr umzugehen, wenn es möglich war. Ebenso wie er ihr entfliehen konnte, wenn ihm der Druck als Thronerbe des Waldlandreiches zu viel wurde.
Noch bevor die Sonne am Horizont verschwunden war, machte Legolas sich auf den Weg in den königlichen Speisesaal. Wann er dort zusammen mit seinem Vater das letzte Mal hohen Besuch empfangen hatte, wusste er nicht mehr. Das sie heute dort mit der Königsfamilie des Fangornwald essen würde, unterstrich in Legolas' Augen nur noch einmal mehr, wie wichtig seinem Vater dieses Bündnis war.
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Nicht die erste Wahl ... / Legolas
FanfictionAls Niqe von ihrer Verlobung mit dem arroganten Prinzen des Waldlandreiches erfährt ... geht für die sture, eigenständige und freche Prinzessin des Fangornwaldes die Welt unter. Ebenso für den frei geistigen Prinz, der seine rothaarige Palastwache v...