━ 01 | Ein Spiel mit Folgen

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DIE Lichter im Gebäude unseres kleinen Studios schalteten sich automatisch ein, nachdem die Dunkelheit der Nacht sich langsam über Seoul niederließ. Die Tage wurden immer kürzer, jetzt wo auch die kalten Jahreszeiten sich bemerkbar machten. Und auch wenn jedes andere Licht um unser Gebäude herum ausging, war unseres das einzige, das sich nicht von der Tageszeit beirren ließ – nichts könnte uns weniger egal sein als die Uhrzeit, zu der wir arbeiteten.

Wobei wir jetzt gerade tatsächlich nicht arbeiteten. Vielmehr saßen wir alle an den zwei aneinandergereihten, schwarzen Schreibtischen, die unsere Computer stützten und einen perfekten Blick auf die Aufnahme-Booth gaben, aus der Chris gerade noch hinausgestampft kam.

Ein weiterer Song, der nun fast bereit zur Veröffentlichung war. Jedoch konnte Changbin sich nicht darauf konzentrieren. Sein Blick galt viel mehr seinem Handy, das er nahezu förmlich in seinen Händen umkrallte.

Vor Freude, wohl dazu gesagt. Und es stand ihm unverkennbar ins Gesicht geschrieben, nicht zu vergessen von seinem überaus lauten Sprechorgan, das uns über unsere Niederlage informieren wollte.

Ein fettes Grinsen und ein einfacher, aber lauter Schlag auf den besagten Tisch, und er rief auf. »Ich wusste es! Ich habe schon wieder gewonnen!«

Chris und ich wechselten nur einen altbekannten Blick des bewussten Verlierens aus. Ich drehte mich mit einem Seufzen in Changbins Richtung und legte mein Kinn in meine Handfläche ab. Es war nicht nötig, dass ich nachfragen musste, er hatte schon weiter gesprochen.

»Sie haben wieder gewonnen! Ihr hättet nicht auf die anderen wetten sollen, die gewinnen doch sowieso nie.«

Mit einem mir gleichgesinnten Seufzen ließ Chris sich auf den noch einzig freien Stuhl nieder und murmelte, »Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.«

»Nicht, wenn man mit Changbin-hyung wettet«, kommentierte ich das mit einem verzweifelten Auflachen.

Es war nicht untypisch für uns, dass wir hier und da immer wieder einige Wetten abschlossen. Dabei ging es nie um große Sachen, sondern eher darum, wer den nächsten Einkauf bezahlt oder sich das nächste anstehende Gespräch mit unserem Chef antun musste. Aber heute war etwas anders, was sich gut durch unser aller Reaktion klar machte.

»Hätten wir nicht um das Übliche wetten können?«, fragte Chris nach und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen.

Er war müde, Chris war immer müde. Mit weitem Abstand war er Derjenige, der am intensivsten und härtesten an unserem Traum arbeitete, eines Tages ein bekanntes Rap-Trio zu werden, hier in Korea.

Aber dieser Traum war noch so weit weg, dass Changbin und ich oft nicht mehr taten als das, was nötig war. Nicht, weil wir die Hoffnung verloren, sondern weil es verdammt entmutigend war, wenn niemand auf deiner Seite steht und wenn, dann nur den finanziellen Teil dieser Sache glänzen sehen will.

Changbin lachte höhnisch auf und schüttelte schnell seinen Kopf, während er mit unterstützendem Ton weitersprach. »Kannst du vergessen, eine Wette bleibt eine Wette...«

Er unterbrach sich selber, indem er erst Chris und dann mich mit einem ernsten, aber doch irgendwo amüsierten Blick ansah, bevor er dann weitersprach.

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