━ 𝟏𝟔 | Karamell

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——————————MINHO——————————
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MEIN Herz drohte mir aus der Brust zu springen, als ich um die letzte Ecke bog und das kleine Café vor Augen bekam. Unglaublich, dass ich das jetzt wirklich machen würde, aber ich musste mir über eine Sache klar werden, und ich hätte nie gedacht, dass ein Ratschlag meiner Mutter der Augenöffner für diesen Weg sein würde.

Dennoch konnte ich keineswegs abstreiten, wie gottverdammt nochmal nervös ich war. Jeder einzelne Schritt meinerseits hätte einer Aufführung für einen Zirkus gleichen können, so oft, wie ich über sie selbst stolperte oder viel zu kleine Schritte nahm und mich beinahe gerade längs auf dem Gehweg niedergeschmettert hätte.

Aber ich hatte mir nun ganz sicher nicht all die Mühe gemacht, dieses Café zu finden und meinen Mut zusammengenommen zu haben, nur um dann letztendlich einen Rückzieher zu machen. Dabei war es nicht sonderlich schwer, das Café zu finden. Da Jisung nicht weit von mir weg zu wohnen schien, musste ich nur nach den Cafés und Musikstudios in meiner Nähe suchen, um dann ein simples Ausschlussverfahren zu machen.

Okay, ehrlich gesagt, war ich schon in drei Cafés vor dem hier und in keinem schien Jisung zu arbeiten. Und ich bin jedem Einzelnen lange genug gewesen, um alle Mitarbeiter der geradigen Schicht zu sehen. Und da dieses hier das Letzte auf meiner Liste war, konnte es nur das sein, indem er arbeitete.

Ich hatte große Zweifel, ob er heute überhaupt eine Schicht hatte, weswegen ich etwas länger als für normale Menschen gewöhnlich vor der Eingangstür stehen blieb und durch die Fenster hindurchsah. Eine kleine Gruppe an Jugendlichen lief hinter mir vorbei und ich konnte durch die Spiegelung erkennen, wie sie mich verwirrt musterten. Als wäre ich ein Spanner.

Wobei das gar nicht so falsch war.

Es interessierte mich aber nicht mehr, denn direkt nachdem sie an mir vorbeigezogen waren, wurde mir die Sicht auf einen jungen Mann klar, welcher gerade mit dem typischsten Verkäuferlächeln einen Becher Kaffee an den Kunden gab.

Leicht lockige, dunkle Haare, dünne Figur und ein wirklich süßes, nahezu charmantes Lächeln. Er hatte sichtlich dunkle Schatten, die sich unter seinen Augen herzogen, und nun brauchte ich nicht mehr Bestätigung. Ich hatte ihn gefunden.

»Jisung«, flüsterte ich vor mich hin, und ein Lächeln kam über meine eigenen Lippen.

Alle Nervosität verflog wie auf Knopfdruck und mit neu gewonnener Selbstsicherheit betrat ich das kleine Café, um mich hinter den nächsten Kunden zu stellen, welcher jedoch nicht von Jisung bedient wurde, sondern von einem anderen jungen Mann, der ungefähr in seinem Alter zu sein schien. Ich beobachtete ihn und den Kunden ungeduldig dabei, wie sie gemütlich seine Bestellung durchgingen, um mich davon abzulenken, was ich hier gerade tat.

Wenn man es so sah, überschritt ich die Grenze, die Jisung mir gesetzt hatte, und wenn ich ehrlich war, störte mich das jetzt schon, dass ich das tun würde. Aber ich konnte nicht länger stillsitzen und darauf warten, dass mir die Antwort in den Schoß fiel. Ich konnte nur darauf hoffen, dass er mich dafür nicht hassen würde.

Verdammt, wie lange wollen die sich denn noch unterhalten?

Ich lehnte mich ein wenig zur Seite, um einen besseren Blick darauf zu bekommen, wie weit der andere Mitarbeiter mit der Bestellung gewesen war. Immerhin stand er schon an der Kaffeemaschine und mischte die Milch in das Getränk ein. Die Hände in meinen Hosentaschen fummelten weiterhin ungeduldig vor sich hin und ich zog an einem einzelnen Stoffstrang, welcher sich aber nicht von der Hose lösen wollte. Wenigstens eine Beschäftigung.

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