Isabel
Obwohl es mir so gar nicht gefiel Jaxons Hände an meiner Taille zu spüren, humpelte ich in Richtung Haustür, während er mich stützte. So fest wie er seine Finger in meine Haut krallte, bekam ich schon fast das Gefühl, dass er es genoss mich anzufassen. Genau aus diesem Grund, weil ich ihm diese Genugtuung nicht überlassen wollte, gab ich ein paar bissige Kommentare von mir, die in etwa so klangen: Du tust mir weh, Geht's vielleicht noch doller, und Wir sind jetzt im Haus, du kannst deine Griffel jetzt wegnehmen!
,,Willst du was trinken? Ne' Schmerztablette?" fragte Jaxon, nachdem er jeden meiner Kommentare ausnahmslos ignoriert hatte. ,,Nein und du weißt doch nicht mal wo unser Medizinschrank ist" knurrte ich, hüpfte auf einem Bein zur Couch im Wohnzimmer und zischte, als ich langsam ein Kissen unter mein linkes Bein schob. Dann nahm ich meinen Helm ab und platziert ihn auf dem Boden. ,,Ich hatte gedacht, dass du mir sagst wo ich Tabletten für dich finde, aber wer nicht will der hat schon" brummte nun auch der Ältere und ich spürte, dass auch sein Geduldsfaden langsam aber sicher spröde wurde. ,,Wozu? Das ist mein Haus und du hast hier eigentlich nichts zu suchen. Ich wüsste also nicht, weshalb ich dir erklären sollte wo-" - ,,Schon klar, habs kapiert!" bellte der Braunhaarige mich an und ballte seine Hände zu Fäusten. Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Mein Bein pulsierte vor Schmerz und mein Kopf dröhnte. Alles wegen ihm. ,,Ich habe echt keine Ahnung was mit dir los ist, aber du gehst mir mit deiner Laune tierisch auf die Nerven!" Okay, damit hatte ich nicht gerechent. Schockiert schlug ich die Augen auf, nur um sie danach wieder zu engen Schlitzen zusammen zu kneifen. ,,Ich nerve dich? Dass ich nicht lache! Du gehst mir seit Wochen mit deinen anzüglichen Kommentaren auf den Geist und jetzt besitzt du die Dreistigkeit und willst den Spieß umdrehen? Oh Nein Jaxon, nicht mit mir!" fauchte ich und fuhr mir durch die Haare. ,,Ihr Weiber wisst doch echt nicht was ihr wollt" patzte der Braunhaarige und machte eine Handbewegung, die mir sagen sollte, dass ich die Klappe halten sollte. ,,Wie bitte?!" höhnte ich stattdessen, richtete mich auf und drückte mich am Polster auf die Beine. ,,Bleib liegen" grummelte Jax, doch ich schüttelte den Kopf und hüpfte zu ihm. ,,Was hast du da gerade gesagt?!" Er legte den Kopf in den Nacken und stöhnte ,,Es stimmt doch! Erst willst du, dass ich mit dir rede und dir am Besten meine ganze Lebensgeschichte erzähle und dann tu' ich genau das und du gehst mir aus dem Weg! Was stimmt denn nicht mit dir?!" Ich stieß einen unglaubewürdigen Laut auf und ballte die Hände zu Fäusten, sodass sich meine Fingernägel in die Handinnenflächen gruben. ,,Du hast mir deine Lebensgeschichte erzählt? Wann denn bitte? Das muss ich wohl verpasst haben!" Ich brüllte schon fast, konnte meinen Ton aber aus unerklärlichen Gründen nicht zügeln. ,,Hast du das Gespräch mit Helen schon wieder vergessen, Erbsenhirn?!" Reflexartig schlug ich ihm gegen die Brust. ,,Sie hat mir keine Details verraten, Jaxon! Und selbst wenn! Sie hat sich Sorgen gemacht, weil keiner an dich rankam!" Jaxon fluchte irgendwas, drehte sich von mir weg, ging ein paar Runden im Kreis und ich blieb wie angewurzelt stehen.,,Ich check's einfach nicht. Soll ich dir jetzt aus dem Weg gehen, oder nett zu dir sein?" Plötzlich wurden seine Gesichtszüge weicher und ich entspannte mich minimal. Ich zuckte mit den Schultern und stützte mich an der Wand ab, da ich langsam mein Gleichgewicht verlor. ,,Leg dich hin, Isabel" murmelte der Braunhaarige, packte mich an der Hüfte und half mir zum Sofa. Er setzte sich neben mich und mein Herz schlug schnell. Atmen. ,,Ich weiß es nicht, Jaxon. Das Problem ist einfach, dass du-" Ich brach ab und er sah mich verwirrt an ,,Dass ich was?"
Es ging ihn nichts an. ,,Isabel, was ist das Problem?" Das genervte Schnaufen entwich meinem Mund automatisch und mein Oberkörper sackte in sich zusammen. ,,Gott...dass du dich andauernd betrinkst, okay?"
Jax entfuhr ein amürsiertes Lachen, bevor er den Kopf schüttelte. ,,Das ist doch lächerlich. Wieso würde es dich so sehr interessieren, was ich mit meiner Freizeit anfange?" Erbost musterte ich ihn. Das war die Chance zurück zu wettern. ,,Und wieso interessiert es dich so sehr, dass ich dir angeblich aus dem Weg gehe?" Jaxon räusperte sich und zuckte mit den Schultern. Fragen mit Gegenfragen beantworten war die beste Methode, um abzulenken. ,,Normalerweise werde ich nicht von Frauen ignoriert" gab er ganz lässig und vollkommen von sich selbst überzeugt, zum Ausdruck. Nun war ich diejenige, die in Gelächter ausbrach. ,,Schon klar. Jaxon Wright, der unwiderstehliche Frauenmagnet" zog ich ihn auf und konnte gar nicht fassen wie arrogant er klang. Er knuffte mir gegen die Schulter, weshalb ich mit dem Rücken die Sofalehne touchierte. Sofort nahm ich das als Chance, ihm eins auszuwischen und tat so, als hätte seine Aktion mir ausaushaltbare Schmerzen bereitet. Ich verzog das Gesicht, riss dann die Augen auf und Rang verzweifelt nach Luft ,,Fuck- Spinnst du?" brachte ich erstickt hervor und musste mich beherrschen nicht aus der Rolle zu fallen. Jaxon sprang sofort vom Sofa und ging vor mir die Hocke. Wenn er nicht schon blass gewesen wäre, hätte er spätestens jetzt keinerlei Farbpigmente mehr in seiner Haut. ,,Shit, tut mir leid! Bist du okay?" Seine einfühlsame Art brachte mein Herz dazu schneller zu schlagen. Ich sagte, ATMEN! ,,Izzy, bitte sag was!" Verzweifelt fixierte er mich an den Schultern. Ich schaffte es nicht mehr länger und brach ich Gelächter aus. ,,Du miese Ratte" knirschte mein Gegenüber und ließ von mir ab. Dann setzte er sich zurück aufs Sofa und wir schwiegen eine Weile, bis ich das Gespräch neu aufrollte. ,,Jetzt mal im Ernst. Was ist dir damals so Schlimmes passiert, dass du denkst Alkohol sei dir Lösung?" Ich sah Jax besorgt an, als er sich durchs Gesicht fuhr. ,,Bei der Polizei meinst du? Ich denke Grandma wird dir genug erzählt haben. Ich habe einen Schuss abgekriegt. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich mich betrinke" Ich hob eine Braue. ,,Sondern?" Jaxon schüttelte den Kopf ,,Nicht wichtig. Und du? Warum stört es dich so sehr, dass ich mich öfter mal wegschädel?" Fragen mit Gegenfragen beantworten... Ich seufzte innerlich.
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TRUST ME AT THE COUNTRY SIDE
JugendliteraturSie braucht dringend einen neuen Job. Ein älteres Ehepaar gibt ihr eine Chance. Und dann beginnt das Chaos. Isabel trifft auf Jaxon, den unzufriedenen, verschlossenen Enkelsohn ihrer neuen Arbeitgeber. Eigentlich hat sie aus ihrer letzten Beziehung...