Kapitel 18

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Isabel

Mit zittrigen Knien stieg ich aus meinem Wagen und begab mich vor das Reihenhaus, welches zu der Adresse passte, die Nicolas mir schickte. Als ich den Namen Evans auf einem der Klingelschilder ausfindig machte, drückte ich entschlossen darauf und einen Augenblick später sprang die große, verglaste Eingangstür mit einem energischen Surren auf. ,,Hier oben“ ertönte eine mittelmäßig vertraute Stimme sofort und ich erklomm die Treppen, bis ich im zweiten Stock ankam und Jaxons bester Freund mich mit einem Lächeln begrüßte. Er trug ein Basketball-Trikot, hatte ein Bier in der Hand und lehnte lässig am Türrahmen. ,,Komm rein und fühl dich wie Zuhause“ Nicolas war nur minimal kleiner als Jaxon, was mir bewusst wurde, als er mich flüchtig in die Arme schloss und mein Kopf nicht mehr, als seine stark bemuskelte Brust traf. ,,Danke für die Einladung“ erwiderte ich und wir lösten uns. Als ich den Flur betrat, zog ich meine Jacke aus, da es hier drinnen warm genug war, hängte sie an einen silbernen Haken an Nicolas Garderobe und folgte ihm anschließend ins Wohnzimmer. Seine Wohnung war alles in allem sehr schlicht gehalten. Der Boden bestand aus einem hellbrauen Parkett und die Möbel waren hauptsächlich weiß mit grazen Akzenten. Deko besaß er so gut wie kaum, nur das Wohnzimmer war mit Urkunden der Academy geschmückt. ,,Setz dich wo du möchtest und bedien‘ dich. Wir haben genug da. Bier, Alkoholfreies, Cola, Sprite, Chips, Nüsse“ zählte der Blonde auf, als mein Blick auf Jaxon fiel. Er saß neben dieser Natalie und zwischen ihnen war nicht mehr als eine Handbreit Platz. Wut kochte in mir hoch, doch ich versuchte sie runterzuschlucken. Der Blick des Braunhaarigen war konzentriert auf das Spiel geheftet, welches auf dem großen Flachbildfernseher lief, der von einem Schwenkarm gehalten wurde. Natalie nippte derweil an einer Cola und ihr Lächeln wurde breit, als sie mich sah. ,,Hey“ quietschte sie, stand auf und reichte mir die Hand. Weil sie so nah neben Jaxon gesessen hatte, wollte ich die Geste am liebsten ausschlagen, doch ich riss mich zusammen und zwang mir ein Grinsen auf. ,,Isabel“ murmelte ich und konnte nicht verhindern, dass es wie ein Knurren klang. ,,Natalie, aber du kannst mich gerne Natie nennen. Den Spitznamen habe ich dem da zu verdanken“ kicherte sie und nickte in Jaxons Richtung. Werde ich ganz sicher nicht tun, Bitch. Gott, jetzt wurde ich innerlich schon zur Furie. Nach nicht einmal Fünf Minuten. Dann fuhr auch der Blick des Grundes meiner Anwesenheit zu mir herum. Seine Augen wurden so groß, dass sie ihm beinahe aus dem Kopf fielen. ,,Hi“ platzte es aus mir heraus und mein Unterton klang wie eine Mischung  aus Wut und Enttäuschung. ,,Was willst du denn hier?“ entgegnete er schroff und änderte seine Position. Nicht unbedingt die Reaktion die ich erwartet hatte. ,,Nicolas hat mich eingeladen. Wieso? Stör ich?“ provozierte ich ihn und fiel neben seinem Kumpel aufs Sofa. Der Blonde trank einen Schluck Bier und schüttelte verächtlich den Kopf, die Augen auf Jaxon gerichtet. ,,Sehr charmant, wenn man bedenkt, dass du auf sie stehst“ patzte er, offensichtlich um seine Reaktion auf meine Anwesenheit an den Pranger zu stellen. Keine Ahnung wieso ich es nicht einfach genoss, dass ich verteidigt wurde. Stattdessen schoss mir die Röte ins Gesicht, weil es mir vor Natalie unangenehm war. Im Gegensatz zu meinen Wangen jedoch, waren Jaxons plötzlich puterrot. Meine vielleicht rosa. Pastellig. ,,Fick dich, man“ knurrte er gefährlich und verpasste mir einen weiteren Faustschlag in die Magengrube. Doch bevor ich weiter drüber nachdenken konnte, zog die Wasserstoffblondine am Ende des Sofas, weiter ihre Show ab. Ihre Kinnlade fiel so weit auf, wie ich nicht mal wusste, dass Kinnladen so weit fallen konnten und sie schlug Jaxon spielerisch auf den Oberschenkel. Mein Herz krampfte und ich wollte ihr am liebsten die Hand abhacken. ,,Das ist die Isabel?“ hauchte sie und quietschte, als wäre sie meine beste Freundin, die mich jahrelang nicht gesehen hatte. Mona durfte mich an quietschen. Sicher nicht die dämliche Ex, meines…Freundes? Ich seufzte innerlich. Jaxon und ich waren ja nicht mal ein Paar und trotzdem kochte ich vor Wut, wenn ich ihn neben seiner Ex-Freundin sitzen sah. Sie wirkten so vertraut, dass es mir eiskalt den Rücken runterlief. Plötzlich war mir doch nicht mehr so warm, wie beim Betreten der Wohnung. Außerdem tobte die Frage in mir auf, wieso er mir erzählt hatte, dass er kaum noch Kontakt zu ihr hatte, jetzt aber wie selbstverständlich mit ihr ein Basketballspiel ansah. Hatte er mich belogen? ,,Er hat so viel von dir erzählt, Süße!“ Verdammt, dieses nervige Quieken musste aufhören. Sie klang wie ein Ferkel. ,,Hat er das, ja?“ fauchte ich fast schon angriffslustig und steckte mir ein paar Chips in den Mund. Vielleicht würde mich das Kauen ja beruhigen. Irgendwie. Wie bei Klassenarbeiten, wenn einem die Lehrer erlaubten Kaugummi zu kauen. ,,Nein, hat er nicht“ blaffte Jaxon dazwischen und rollte mit den Augen. Und noch ein Tritt. Was sollte das? Konnte er vor dieser Tussi etwa nicht zu mir stehen?

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