Kapitel 12

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"Neiiiiinn", schrie Lin und es kam mir vor, als würde alles in Zeitlupe passieren. Ich öffnete meine Augen wieder und sah, wie sich Lin zwischen mich und den Typen stellte. Sie streckte ihre Hand nach oben und versuchte mit ihren dünnen Fingern das Handgelenk des Fremden zu umklammern. Ich riss meine Augen nun buchstäblich auf, versuchte aber gleichzeitig realistisch zu bleiben. 'Es kann nicht klappen. Sie ist nunmal ein Geist und kein fester Körper'.
Mein Blick wanderte von dem Gesicht des Typens auf seine Faust, die meinem Gesicht immer näher kam.
Ich fixierte meinen Blick auf diese immer näher kommende Faust, bis sie schließlich in der Luft stehen blieb und sich nicht mehr rührte. Mit aller Kraft und Anstrengung drückte er gegen diese unsichtbare Barriere, doch sie gab nicht nach.

Dann wanderte mein Blick zu seinem Handgelenk. Lin hatte es tatsächlich geschafft sein Handgelenk zu erfassen. Auch fiel mir auf, dass dieser Teil ihres Körpers nicht durchsichtig war, wie der Rest ihres Körpers. Es sah aus, als sei ihre Hand aus Fleisch und Blut, dennoch war sie für ihren Ex unsichtbar. Es war ein Wunder.

"Was... Was war das?", stammelte der Typ vor sich hin und sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Jetzt war er der in die Ecke gedrängte Welpe.
Ich grinste darauf nur kurz und sagte: "Nicht alles auf dieser Welt ist sichtbar und nicht alles was tot ist, ist wirklich tot"
Dann ging ich triumphierend weg. Vermutlich hielt mich der Fremde jetzt für einen Teufelsbeschwörer oder für einen Verrückten, aber das konnte mir egal sein. Ab jetzt hatten sich unsere Wege getrennt und ich hatte nicht gerade das Bedürfnis ihm wieder zu begegnen.

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