Kapitel 47

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--- Yuki ---

„Die Frau ist nur auf ihr Einkommen aus, aber sie hat uns etwas nützliches gesagt." Verkündete Reika leise, als sie sich von dem Stand entfernten und wieder in die heitere Menge eintauchten. Es roch noch immer verführerisch, doch Yuki war jetzt ihr Appetit vergangen. Nur mit Mühe konnte sie sich von ihrer Wut trennen. „Hat sie?" Fragte Akane überrascht und Kenjis Seufzen erklang. „Ja. Sie sagte uns, das man ohne größeren Ärger jederzeit ins Gefängnis kann." Erklärte er Akane leise und Reika lächelte. „Und das liegt im inneren Bereich hinter der Mauer. Sollten wir uns also einmal einen Eindruck des Stadtkerns machen wollen, könnten wir so jederzeit hinein. Übrigens, auch das Krankenhaus liegt im Inneren." Das Krankenhaus. Dort arbeitete Rie. Rie hatte ihnen vorgeschlagen, sie zu besuchen, doch wie sollten sie das, wenn das Krankenhaus im Stadtinneren lag? „Und wie kommen wir dorthin? Nur die Oberschicht und ihre Bediensteten können das Innere betreten." Erkannte Akane für Yuki und Reika nickte. „Das stimmt. Aber seht ihr das Gebäude dort hinten. Das ist das Krankenhaus und seht ihr was ich sehe." Kenji lächelte verstehend. „Eine Wache bewacht den Eingang. Das Krankenhaus ist von innen und außen erreichbar." „Und niemand kontrolliert die Menschen, die das Krankenhaus betreten." Fügte nun auch Akane hinzu. Yukis Blick hob sich. Ihre Wut hatte ihr Sichtfeld eingegrenzt. Sie hatte das Haus nicht wahrgenommen. Genauso wenig, wie die Wache davor. Erst jetzt sah sie, wie jemand einen Kerl ins Krankenhaus schleppte. Er wirkte völlig betrunken und taumelte mehr, als das er stand. Die Wache schenkte ihnen nicht einmal Beachtung. „Sollten wir also einen Eindruck vom Inneren gewinnen wollen, noch bevor wir dort offiziell hinein gehen." Begann Kenji Reikas Plan zu verstehen. „Müssen wir nur entweder Rie besuchen gehen, oder das Gefängnis begutachten." Beendete Reika ihre Schlussfolgerung. Eine weitere Person trat an der Wache vorbei ins Krankenhaus hinein. Auch der Person schenkte die Wache keine Beachtung. „Und wir sollten beide Wege wählen." Erkannte Yuki nun endlich, nachdem sich ihr Blick wieder weitete und sie ihre Umgebung wieder wahrnahm. „So sehe ich das auch." Pflichtete ihr Reika bei und sah ihr Team eindringlich an. „Wir werden heute Abend überlegen, welchen Weg wer gehen wird. Aber wir sollten alle einmal das Innere gesehen haben. Auch wenn es Zeit kostet." Immer vorbereitet sein und seine Umgebung kennen. Das war Teil ihrer Ausbildung gewesen und das, was auch Kakashi Yuki immer gelehrt hatte. Vielleicht konnten sie dank Suou jemanden im Schloss ersetzen, doch das würde ihnen nichts nützen um dort öfters hinein zu gehen. Auf kurz oder lang liefen sie Gefahr, dabei bemerkt zu werden. Sie musste vorher wissen, wo sich die Kinder befanden und wo die Herrscherin sich verbarg. Wie das Fest der Oberschicht ablief. Jene, die immer feiern mussten. Yukis Blick glitt zum Krankenhaus. Rie hatte gesagt, das sie dort gerade viel zu tun hatten. Lag das an genau dieser Verordnung? Brachen die Menschen der Oberschicht Stück für Stück zusammen, weil die ständigen Feste sie erschöpften? Antworten darauf würde Yuki wohl erst erhalten, wenn sie das Krankenhaus und damit Rie besuchte. Würde sie diesen Weg gehen dürfen, oder würde sie ins Gefängnis müssen? Noch einmal blickte sie über die Schulter. Dorthin, wo die Sängerin gewesen war. Die alte Sobaverkäuferin hatte Recht behalten. Jemand anderes hatte ihren Platz eingenommen und sang nun seinerseits dort. Er war nicht so talentiert und einzigartig wie Kali und doch bewies es, das Kali hier jederzeit ersetzt werden konnte. Wie konnte Yuki ihr trotz ihres Auftrages helfen? Gab es überhaupt eine Möglichkeit Kali zu helfen, oder waren es einfach Fügungen, die keiner Intrige folgten? Hatte Kali einfach Pech, weil ihre Musik die Menschen zu sehr berührte und zu Dummheiten anstiftete? „Yuki." Vernahm die Dreizehnjährige und sah auf. Drehte den Kopf, nur um zu erkennen, das ihr Team bereits einige Schritte von ihr entfernt stand. „Kommst du?" Fragte Akane nun und Yuki löste sich schweren Herzens von ihren Überlegungen. „Komme." Sie folgte ihrem Team, das weiter die Straßen entlangschritt. Ihr Weg führte sie von Stand zu Stand. Akane und Kenji boten Yuki allerlei Dinge an, weil sie ihr etwas zum Geburtstag schenken wollten. Doch Yuki war nach einer Portion Ramen satt und sah es nicht ein, sich Dinge in den Mund zu stopfen, während andere litten. Denn auch Oiwai Machi war nicht ohne Schande. Dort lagen die Besoffenen in den Ecken, während Feierende einfach über sie stiegen. Dort waren Männer, die Frauen zu sehr um ihre Gesellschaft bedrängten. Während die Anderen, die Jongleure und die Musik genossen, sah Yuki all die Vergessenen. Menschen wie Kali, die hier versuchten ihr Leben zu leben, aber nicht das Glück der Oberschicht genossen. Es erinnerte Yuki an Burijji und den Moment im Speisesaal. All das Essen, das ganze Dörfer ernähren könnte, während andere hier ihr Geld ausgaben um im Schlaraffenland zu leben. Yuki war nun Dreizehn und doch war dieser alte Hass von Ungerechtigkeit in ihr nicht vergessen. „Schaut das Feuerwerk beginnt!" Rief Akane begeistert und blickte zum Stadtkern. Dort wo das Schloss sein sollte. Aus dem Inneren der Mauern mussten die Feuerwerkskörper gezündet worden sein, denn mit einem zischenden Geräusch schossen sie in die Luft hinauf nur um dort farbenfroh zu explodieren. Ganze Blüten, Kreise und Sterne formten sich so am Himmel, während eine ganze Stadt gespannt das Lichtspiel genoss. Alle außer Yuki. Statt hoch zum Himmel sah sie zur Seite. Sah wie ärmliche Kinder die Chance nutzten und Geldbörsen von Besuchern des Feststadt klauten. Auch auf sie kam ein Kind zu, doch noch bevor es nach Yukis Geldbörse greifen konnte, hatte Yuki einen Schein gezogen. Hielt dem Kind ihr Geld hin. Die Kleine war so überrascht davon, das sie verdutzt stehen blieb, ehe sie hoch in Yukis Gesicht blickte. Yuki lächelte und hob dem Kind den Schein näher heran. Auch sie war ein Teil jener, die hatten und teilen konnten. Ein Lächeln offenbarte eine Zahnlücke, als das kleine Mädchen den Schein nahm und dann damit wegrannte. Dieses Lächeln war für Yuki schöner als jedes Feuerwerk, das man in den Himmel zeichnen konnte.

Falling Snow - Nahendes Schicksal || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt