Die Handynummer meiner Mum hatte ich schnell eingetippt und hielt mir den Hörer ans Ohr. Ich wollte hoffen, dass sie wenigstens heute abnahm. Ich musste nämlich endlich mit ihr reden.
Das erste Tuten war zu hören und das ließ mich ein Stoßgebet an die Mondgöttin schicken, dass meine Mum den Klingelton hörte.
Das zweite Tuten ließ die Spannung steigen.
Den König ignorierte ich dabei vollkommen und starrte das Tastenfeld an. Glücklicherweise war auch er mir abgewandt, was das ignorieren leichter machte.
Nach dem dritten Tuten wurde der Anruf endlich entgegen genommen.
"Ariela?"
Verflucht, das war die falsche Stimme. Obwohl es eigentlich egal war mit wem ich telefonierte, solange es jemand aus meiner Familie war. Da sollte ich nicht wählerisch sein, dennoch verzog ich leicht mein Gesicht. Ich wollte einfach mal mit meiner Mum reden. Leider war das wohl zu viel verlangt.
Ich riss mich zusammen und antwortete: "Hi Cosima. Ich freu mich von dir zu hören, aber eigentlich wollte ich mit Mum reden." Ich drehte mich bei meinen Worten um, um mir das Gefühl von Privatsphäre zu geben.
"Oh, hi. Es bist ja wirklich du." Sie klang total begeistert, womit sie mich ein bisschen ansteckte. Ihre Freude spürte ich praktisch bis zu mir. Schon fuhr sie fort: "Mum wird Dad umbringen, weil du ausgerechnet jetzt angerufen hast. Im Rudel gibt es heute nämlich eine große Veranstaltung. Unsere Eltern halten dort eine Rede und Dad hat ihr versichert, dass du ganz bestimmt nicht genau jetzt anrufen wirst."
Selbstverständlich erwischte ich genau den Zeitpunkt, an dem sie nicht zu Hause war. Es konnte nicht mal anders sein.
Ich gab ein Seufzen von mir und Cosima erklärte: "Sie hat mir ihr Handy gegeben, falls du eben doch anrufst. Der Grund, warum ich zu Hause geblieben bin." Zumindest hatte sie voraus gedacht und meine kleine Schwester war Plan B.
"Ok, auch schön. Wie geht's dir?" Dann telefonierte ich eben mit ihr. Irgendwann würde ich meine Mum schon erreichen. Vielleicht sollte ich bis zum nächsten Mal ein Datum mit Uhrzeit festlegen.
"Ganz gut, danke und dir?" Die Sorgen hörte man ihrer Stimme an, die empfand vermutlich jeder, was man niemanden verübeln konnte. Absolut niemand erwartete eine nette Behandlung vom Vampirkönig.
"Danke, mir geht es bestens. Was machst du so? Hast du deinen Mate gefunden?" Mate war immer ein gutes Thema. Sie musste sich räuspern, was mir mitteilte, dass sie bereits zu kämpfen hatte. Cosima war allgemein nahe am Wasser gebaut. Meine Stimme zu hören machte sie scheinbar ganz sentimental. Vermutlich erinnerte sie das daran, wie sehr sie mich vermisste. Mir erging es zwar gleich, aber ich war zu erleichtert, dass ich mit jemanden aus meiner Familie reden konnte. Das überwog aktuell die Trauer.
"Nein, noch nicht. Aber ich habe die aktive Suche gestartet." Sie gab ein Seufzen von sich und fuhr fort: "Mum behauptet, dass sie mir hilft, dabei ist sie eigentlich ganz darauf fixiert die zukünftige Luna zu finden. Beno ist nämlich ziemlich... ja..." Ich sah es praktisch vor mir, wie sie verbissen nach den richtigen Worten suchte. Schließlich meinte sie: "Auf jeden Fall erhoffen wir uns alle Besserung, sobald Beno seine Mate gefunden hat."
Also war mein Bruder noch immer wütend. Dabei würde er sich im besten Fall einfach damit abfinden. Der Frieden war toll und im Grunde war mein Verkauf ein kleiner Preis dafür. Immerhin betraf das nur eine Person. Das war ein kleiner Schaden im großen Ganzen.
Damit sie bloß nicht auf die Idee kam mir Fragen zu stellen, machte ich gleich weiter: "Was ist jetzt mit dir? Wie läuft die Suche?"
"Naja, ich gehe einfach auf jede Feier oder Veranstaltung. Nur heute ist eine Ausnahme, weil ich Telefondienst habe."
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Cruel Vampire King
WerewolfWerwölfe und Vampire befanden sich seit jeher in einem erbitterlichen Krieg. An den Erzfeind verkauft zu werden klang für Ariela nach einem grausamen Scherz. Allerdings hatte ihr Vater, Alpha des Rudels, genau das getan um den ewigen Krieg zwischen...