Kapitel 52

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Bei der Kälte hatten wir den Kuss kurz gehalten. Und die restliche Fahrt hatten wir schnell hinter uns gebracht, was unter anderem daran lag, dass wir genug zu reden hatten. Aramis hatte mir nämlich den Plan erklärt.

Unser Ziel war ein Schloss, welches nicht einmal zu abgelegen war.

Die Einfahrt war verdammt lang, was auf ein riesiges Grundstück hinwies. Ich würde ja Mitleid mit den Gärtnern empfinden, die sich um den Garten kümmern mussten, allerdings lag überall Schnee. Vielleicht sogar ganzjährig, dann musste man hier praktisch nichts tun. Außer natürlich den Schnee mit Hass in den Augen zu betrachten.

Ich wurde skeptisch, als ich den großen Brunnen vor dem Schloss entdeckte. Er war zwar außer Betrieb, aber das war nicht mal das Seltsame daran. Eher der große Gargoyle in der Mitte. Seine Flügel waren ausgebreitet und die Augen in Rot.

Dahinter befand sich das Schloss mit einem Haupthaus und zwei Türmen. Die Wände waren dunkelgrau, weshalb das Gebäude in der weißen Landschaft hervor stach.

Wenn ich mir das ansah, passte es perfekt auf die Beschreibung meines Opas. Sofern ich richtig lag, hatten hier die Großeltern von Aramis gelebt. Es war jenes Zuhause, welches mein Opa gefunden hatte.

Der Wagen kam zum Stillstand und ich stieg sofort aus. Ich musste mir das Ganze genauer ansehen. Die Autotür schloss ich hinter mir und ließ das Gebäude auf mich wirken.

Es war genau wie man sich ein Schloss von einem Vampir vorstellte. Die Fenster waren schwarz, nicht nur der Rahmen sondern auch das Glas selbst hatte eine Färbung davon. Da hatte jemand gewusst wie man die Sonne fernhielt.

Beide Türme hatten einen Vorsprung, auf welchem ein Gargoyle thronte. Die Biester machten es unheimlich, weil sie derart echt wirkten. Der Künstler hatte Lob verdient.

Ich war ein paar Schritte näher ans Schloss heran getreten und blieb nun stehen. Man könnte es als ein Gruselschloss bezeichnen. Die allgemeine Atmosphäre empfand ich als seltsam. Die Totenstille dank dem Schnee legte dem einen oben drauf.

Den Blick von Aramis spürte ich auf mir, als er neben mich trat. Ich flüsterte: "Die Gargoyles sind gruselig." Ich wagte es nicht das lauter auszusprechen, denn die Dinger wirkten zu echt.

Aramis legte mir eine Hand auf den Rücken, um mich sanft zum weitergehen zu bringen. Nebenbei erzählte er: "Als Kind hatte ich Angst vor ihnen und dachte, dass sie nachts zum Leben erwecken. Die kindliche Fantasie ist faszinierend."

An seiner Stelle hätte ich als Kind Todesangst gehabt. Dieses Grundstück hätte ich nur betreten, wenn ich gemusst hätte.

Trotzdem wunderte mich etwas anderes an dem Gesagten. Während wir die paar Stufen zum Haus hoch gingen, sagte ich: "Mir war unklar, dass du überhaupt Angst vor etwas hast. Ich dachte du würdest furchtlos durch diese Welt schreiten."

"Hm, irgendwelche Ängste trägt jeder in sich."

Mit dem Unterschied, dass es bei Aramis schwer vorstellbar war. Er wirkte absolut furchtlos und so als wäre er unbesiegbar. Alleine sein Auftreten ließ einen das denken.

Die Haustür öffnete Aramis und es war eine große Holztür. Sie war ziemlich dick, was mich zur Schlussfolgerung führte, dass sie sicherlich schwer war.

Bei dieser Art Haustür fragte man sich, wie es jemand geschafft hatte einzubrechen. Den Vordereingang hatte man mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht genommen.

Erst als wir das Schloss betreten hatten, fragte ich: "Haben deine Großeltern hier gelebt? Es passt nämlich auf die Beschreibung meines Opas." Ich blieb stehen und sah auf zu ihm. Mein Blick wurde erwidert, als er antwortete: "Das hast du richtig erkannt."

Cruel Vampire KingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt