Kapitel 23

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Diese Nacht hatte ich kaum geschlafen. Zuerst war ich lange mit Tiana wach gewesen. Wir waren alle möglichen Kombinationen meines Outfits durch gegangen. Anschließend wagte sie ein paar Versuche an meinen Haaren. Die Frau war begnadet darin einem eine Frisur zu stecken. In all dem hatten wir unseren Spaß. Ich musste mir selbst eingestehen, dass sie mir immer sympathischer wurde, ausgerechnet eine Vampirin. 

Letztendlich hatte ich mich zwar ins Bett gelegt, nur bekam ich kein Auge zu. Meine Gedanken waren viel zu laut, da könnte niemand zur Ruhe finden.

Da fiel es mir am Morgen umso schwerer aufzustehen. Aber, wenn man sowieso nicht schlafen konnte, sollte man den Tag beginnen und sich eine Ablenkung suchen.

Vielleicht schaffte es ja Tiana mich aufzuheitern. So verließ ich mein Zimmer, kaum hatte ich mich für den Tag vorbereitet. Besser gesagt wollte ich das, allerdings stand Aramis mit erhobener Hand vor der Tür. Offensichtlich hatte er gerade klopfen wollen. Meiner Ansicht nach war das viel zu höflich. Man würde eher erwarten, dass er in diesem Schloss jeden Raum betrat, wann er das wollte. 

Ich war wie festgefroren und starrte ihn an. Aramis hingegen hob eine Augenbraue und sagte kalt: "Du hast eine Stunde. Ich bereite währenddessen den Papierkram vor." Mit diesen Worten wandte er sich auch schon ab und machte sich auf den Rückweg. 

So viel zum Thema, dass er Tianas Flügel nie betrat. Er tat es sehr wohl, sofern seine Verlobte sich hier befand. 

Ich schaffte es aus meiner Starre, denn mich erreichten seine Worte richtig. Das konnte ich so nicht stehen lassen, weshalb ich rief: "Eine Stunde ist zu wenig für ein Styling!"

Der König ging einfach weiter und antwortete dabei: "Das ist mir egal. Du hast eine Stunde."

Wie verständnisvoll der Sonnenschein doch war. Und so unglaublich liebevoll. Bei seinem Anblick wurde einem direkt warm ums Herz. 

In Anbetracht der Tatsache, dass ich absolut keine positiven Gefühle für ihn hegte, sollte ich anzweifeln, ob er ernsthaft mein Mate war. Vielleicht hatte ich mir das eingebildet.

Egal wie man behandelt wurde, man würde erwarten, dass einen das Band beeinflusste. Entweder war das ein Irrtum oder ich litt an Wahnvorstellungen, weshalb ich gedacht hatte, dass dieser Mann mein Mate wäre. Ein Trick meiner Psyche, da ich nie meinen echten Seelenverwandten finden könnte, solange ich in diesem Schloss hauste. 

Ich sah ihm nach und bei dem engen schwarzen Hemd war klar, dass Aramis einige Muskeln besaß. Allgemein hatte er einen attraktiven Rücken. Mir gefiel sogar die Art wie er ging. 

Ich musste meine vorherige Aussage zurückziehen. Das Mateband beeinflusste mich offensichtlich sehr wohl. Obwohl ich natürlich Augen im Kopf hatte. Man könnte es leugnen, aber er war ein attraktiver Mann. 

Kurz darauf war er schon aus meinem Sichtfeld verschwunden und ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Ausgerechnet dem Psycho starrte ich nach. Ich brauchte dringend Hobbys oder sonst eine Beschäftigung. Der Wahnsinn stieg mir in diesem Anwesen zu Kopf. 

Nun verließ ich den Raum und schloss hinter mir die Tür. Fürs Erste war ich Aramis los. Für den richtigen Effekt bei der Unterzeichnung der Papiere, sollte ich mich mit dem Styling beeilen. Ich wollte den Bräutigam unter keinen Umständen enttäuschen. 

Das Kleid befand sich in Tianas Schlafzimmer, weshalb das mein Ziel war. Erst in dem Moment kam mir der Gedanke, dass sie noch schlafen könnte. Ich wollte hoffen, dass das nicht der Fall war. Ihre Hilfe war notwendig, alleine da sich alles in ihrem Zimmer befand. Im Grunde musste ich sie sogar wecken, falls sie schlief. 

Ohne lange nachzudenken klopfte ich an die gewünschte Tür. Ich musste nicht mal warten, denn die Tür wurde in der nächsten Sekunde geöffnet.

"Guten Morgen, Ariela."

Motivation am Morgen sollte strafbar sein. Zumindest am Tag einer Zwangshochzeit. Obwohl ich mir selbst zuliebe einreden wollte, dass es durch den Deal als freiwillig galt.

"Hi Tiana. Wir haben eine Stunde Zeit. Dein Bruder war eben hier und hat mich darüber in Kenntnis gesetzt." Sie verdrehte die Augen, was mir ihre Meinung darüber mitteilte. Die verschränkten Arme waren ein weiterer Indiz, dass sie genervt war. "Er verliert auch gar keine Zeit."

Schon schnappte sie sich meine Hand und zog mich in ihr Zimmer. "Dann bereiten wir dich vor und anschließend suchen wir meinen Bruder auf, damit ich ihm den Schädel abreißen kann. Aber die Stunde halten wir besser ein."

Dann durfte ich bald gespannt den nächsten Streit zwischen den Geschwistern beobachten. Abwarten, ob Tiana diesmal ihren Kopf durchsetzen konnte.

~~~

Mit der Geschwindigkeit eines übernatürlichen Wesen hatten wir das Styling tatsächlich bald abgeschlossen. Wir gaben uns auch beide Mühe um die vorgegebene Zeit einzuhalten.

Aktuell saß ich auf dem Stuhl vor Tianas Schminktisch und sie stand hinter mir, um mir die Frisur zu machen. Die Vampirin steckte die letzte Spange in mein Haar und dabei lächelte sie zufrieden. "Ariela, du siehst umwerfend aus." Bei einem anderen Anlass würde das sicherlich zutreffen. Für eine Hochzeit war das kein klassiches Outfit. Nur in dieser spezifischen Situation empfand ich es als perfekt.

Das schwarze Diadem trohnte auf meinem Kopf und Tiana hatte es in die Frisur einbezogen. Sie wusste was sie tat, denn es war vergleichbar mit einem Kunstwerk. Für den richtigen Effekt hatte sie mir vorab Locken in die Haare gemacht. Damit war ihr die Frisur mehr als nur gelungen.

Auch beim Make-up hatte sie ihr bestes gegeben. Ich hätte mich ja selbst geschminkt, aber die Vampirin war zu begeistert gewesen von der Idee gewesen, dass sie die Visagistin sein könnte. Da nahm man so ein Angebot gerne an und entspannte nebenbei.

Ich betrachtete mich im Spiegel und war selbst mit dem Ergebnis zufrieden. Das düstere Make-up war passend. Der Lidschatten war in dunklen Farben gehalten und der schwarze Eyeliner-Strich war perfekt geschwungen. Der Weinrote Lippenstift war passend zu den Steinchen auf dem Diadem.

Das Gesamtbild war eine zehn von zehn Punkten.

Wenn ich eine Krone auf dem Kopf hätte, würde ich mich als Königin der Dunkelheit bezeichnen. Bei einem Diadem musste man sich mit dem Titel einer Prinzessin zufrieden geben.

Mit einem Nicken erwiderte ich Tianas Blick. "Ja, ich bin eine würdige Braut." Sie schlug mir leicht gegen die Schulter und meinte: "Das wärst du immer, egal welches Outfit du trägst. Mein Bruder muss sich geehrt fühlen."

Meinen Kopf drehte ich von links nach rechts um mich nochmal genau zu betrachten. Aber man konnte keinen Makel finden. Ich würde sicher einen guten Auftritt hinlegen.

Zufrieden mit meinem Aussehen, stand ich auf und wandte mich Tiana zu. Sie musterte mich von unten bis oben und sah dabei ganz konzentriert aus. Das war wohl der letzte Check bei dem sie das Gesamtbild auf sich wirken ließ.

Schließlich meinte sie: "Ja, so kannst du definitiv heiraten."

Ich hob und senkte meine Augenbrauen als ich sagte: "Wir sind ein unschlagbares Team." Etwas Freches blitzte in ihren Augen auf und die Vampirin musste sich ein Lachen verkneifen, um zu antworten: "Aramis sollte besser einen Ehevertrag machen. Wir sind nämlich allgemein ein gutes Team. Wir würden meinen Bruder bei einer Scheidung abzocken." Egal wie ernst die Lage eigentlich war, mit dieser Aussage kombiniert mit ihrem Lachen, konnte ich es selbst nicht mehr halten.

Die Schwester redete davon der Frau ihres Bruders bei einer Scheidung zu helfen, um ihn zu ruinieren.

Allerdings wurde sie kurz darauf wieder ernst, womit sie mich ansteckte. Ihre Stimme passte zu ihrem Gesichtsausdruck, als sie sagte: "Aramis hat sich soeben telepathisch gemeldet. Die Stunde ist vorbei."

Cruel Vampire KingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt