Aramis Pov
"Stan, drück aufs Gaspedal. Fahr so schnell wie es das Wetter zulässt. Sofern du damit niemanden schadest, kannst du die Verkehrsregeln ignorieren."
Ich saß auf dem Beifahrersitz und er startete gerade den Wagen. Endlich hatte man Hendrik und mich abgeholt. Die restliche Fahrt verlief hoffentlich reibungslos.
Stan fing zu grinsen an und meinte: "Boss, ich habe mein Leben lang auf diesen Befehl gewartet." Man musste ihm das kein zweites Mal sagen, denn er fuhr sofort los. Er gab Vollgas, was bei dem Schneefall mit einem normalen Auto eine schlechte Idee wäre. Glücklicherweise war Stan stets mit den besten Fahrzeugen ausgestattet.
Er besaß eine Werkstatt mit unzähligen Autos. Die Freundschaft mit ihm kam mir in solchen Momenten gelegen. Es reichte ein Anruf und er war da. Mein Rang dürfte ein Mitgrund sein, dennoch war er stets begeistert zur Stelle.
Wie man den Quatschkopf kannte, legte er los: "Weißt du, als ich von Johnny hörte, dass du wie ein Wahnsinniger zu deiner Frau rast, hörte ich mir den Wetterbericht an. Bei dem Schneechaos war mir bewusst, dass ich mein Handy parat haben sollte." Da er ausgesprochen gerne redete, machte ich mir gar nicht erst die Mühe zu antworten. Er machte auch gleich weiter: "Wie erhofft kam der Anruf. Gundula hatte ich zur Sicherheit schon vorab startklar gemacht."
Hendrik, der auf der Rückbank saß, fragte: "Wer ist Gundula?" Er klang vollkommen verwirrt und ich erklärte: "Das Auto."
Es wunderte mich, dass Hendrik das nicht wusste. Stan sprach nämlich oft über dieses Auto. Manchmal fragte ich mich sogar, ob er Gundula lieber hatte als seine eigene Frau.
Es bewies sich erneut, denn Stan sagte: "Sie ist mein größter Stolz und die beste Investition in meinem gesamten Leben. Ich könnte nicht glücklicher sein." Hendrik warf ein: "Aramis würde das über seine Frau sagen." Ich war versucht mich umzudrehen und ihn mit meinem eiskalten Blick zum Schweigen zu bringen. Aber ich unterließ es und blieb auf das vor uns konzentriert. Das war sogar vernünftig, denn bei dem Wetter konnte einem schnell etwas entgehen. So war ich eine Hilfe für den Fahrer.
Stan fragte: "Du hast ihrer Familie Geld gegeben, weil ihr geheiratet habt? Sind die Werwölfe derart altmodisch? Bei uns macht man das ja schon ewig nicht mehr."
Wenn ich mir alles durch den Kopf gehen ließ, war es eine fragliche Aktion. Damals hatte das viel logischer gewirkt. Vielleicht lag es an meinem Hunger nach Rache.
Die beiden führten die Unterhaltung fort, nur ich hing meinen eigenen Gedanken nach.
Zu allem Überfluss hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit Abbadon den Mord an meinen Eltern begangen. Die Werwölfe trugen keine Schuld daran.
Mittlerweile konnte ich es damit rechtfertigen, dass Ariela meine Mate war. Damit wurde der Kauf sinnvoll. So sinnvoll ein Kauf eines Lebewesens sein konnte.
Theoretisch hatte ich es tun müssen. Ansonsten hätte ich sie gewaltsam zu mir holen müssen. Da wiederum hätte für einen noch schlechteren Start gesorgt.
Hendrik hatte den Platz direkt hinter mir, weshalb er mir auf die Schulter klopfen konnte. "Nicht wahr, mein König?" Ich sah weiterhin geradeaus und sagte: "Ich war in Gedanken. Leider habe ich keine Ahnung worüber ihr gesprochen habt."
Stan tat es mit einer Handbewegung ab. "Egal, so wichtig war es auch wieder nicht. Wie läuft die Ehe?"
Im Grunde war unsere Ehe ein ständiges auf und ab. Aber aktuell gab es ganz ein anderes Problem.
"Meine Frau kam unerwartet in die Hitze. Sie hat starke Schmerzen, deshalb habe ich einen derartigen Stress, um zu ihr zu gelangen." Ich sah zu Stan hinüber und der verzog sein Gesicht. "Ich habe gehört, dass das richtig übel sein soll. Man kann dankbar sein, wenn man kein weiblicher Werwolf ist." Ich wollte schon ausrasten, weil es mich selbst unglaublich belastete, dass ich ausgerechnet dann nicht bei Ariela sein konnte, wenn sie starke Schmerzen hatte. Sie machte die Hölle durch und ich brauchte eine halbe Ewigkeit bis ich endlich bei ihr war. Mein Ausraster wurde verhindert, da Stan langsamer wurde und abrupt nach rechts abbog.
Er drückte wieder aufs Gas und erklärte: "Das ist eine Abkürzung. Keine Sorge, ich weiß was ich tue."
Es war eine Waldstraße, die zu meiner Verwunderung vom Schnee befreit war. Sofern wir damit unser Ziel schneller erreichten, konnten wir fahren wo er wollte. Genau deshalb legte ich keine Beschwerde ein.
Mein einziges Ziel war so schnell wie möglich bei meiner Mate zu sein. Alles andere war egal.
Stan deutete vor uns und sagte: "Ich habe die Straße frei räumen lassen, sobald du mir die Adresse gegeben hast. Es fühlt sich zwar wie ein Erdbeben an, wenn man hier entlang fährt, aber es ist ein kürzerer Weg."
"Gib einfach Gas." Ich wandte mich nach hinten, denn es war unhöflich über Hendriks Kopf hinweg zu entscheiden. "Oder möchtest du lieber aussteigen? Ich kann dich von einem anderen Wagen abholen lassen?" Er tat es mit einer Handbewegung ab und wirkte auch nicht verstört. "Nein, alles gut. Außerdem schnappe ich mir gleich Tiana. Welche Unterkunft schwebt dir für sie vor?"
Ich wandte mich nach vorne und musste erst darüber nachdenken. Es gab einige Möglichkeiten. Die Hauptfrage dabei war, wie weit sie weg sein sollten. Für eine baldige Heimreise wäre es ideal, wenn sie näher zum Schloss fuhren.
Nur war ungewiss, ob es schon sicher genug dafür war. Abbadon war ein großer Gegner. Ihn zu unterschätzen wäre ein fataler Fehler.
Erneut klopfte Hendrik mir auf die Schulter und meinte: "Ich kümmere mich um Tiana und finde ein sicheres Plätzchen für sie. Konzentriere du dich auf deine Frau."
"Danke, Hendrik."
Stan räusperte sich, weshalb er meine Aufmerksamkeit erhielt. "Es gibt eine andere Waldstraße, mit der wären wir noch schneller am Ziel. Nur ist sie holpriger und es geht bergab." Ich musste nicht mal darüber nachdenken zu antworten: "Dann nehmen wir die."
Ich konnte erkennen, dass er ein Grinsen zurück hielt. "Sehr gerne. Ich hole alles aus Gundula raus." Es folgte eine starke Kurve nach links. Die Straße war schmäler und wie vorgewarnt ging es bergab.
Wenn ich gläubig wäre, würde ich zu beten anfangen. So hoffte ich einfach das Beste.
Stan klang begeistert, als er sagte: "Mit der Route und der Geschwindigkeit brauchen wir noch ungefähr fünf Minuten." Das hatte ich hören wollen. Endlich hatten wir es geschafft.
Zukünftig würde ich Ariela nie wieder alleine lassen. Diesen Horror würde ich kein weiteres Mal riskieren.
Ariela Pov
Die Dunkelheit hielt mich gefangen, um mich nahm ich nichts wahr. Lediglich das Pochen in mir war zu spüren. Der Schmerz wollte einfach kein Ende finden.
Das Atmen fiel mir schwer, da war jeder Atemzug eine Qual. Die unerträgliche Hitze blieb beständig. Mein Herz hatte es auch schon mal leichter. Im Kopf spürte ich Schwindel, ansonsten war ich wie in Watte gepackt.
Wer weiß wie viel Zeit verging, aber schließlich spürte ich wieder etwas. Zuerst war es ganz schwach, weshalb ich es kaum zuordnen konnte. Allerdings wurde es immer stärker. Das Gefühl konnte ich schließlich genau definieren.
Das waren Funken.
Mein Körper fühlte sich bereits etwas leichter an. Die Schmerzen wurden weniger und die Funken beruhigten meine Nerven.
So benebelt mein Hirn war, die Schlussfolgerung konnte ich ziehen.
Aramis war endlich bei mir.
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Cruel Vampire King
WerewolfWerwölfe und Vampire befanden sich seit jeher in einem erbitterlichen Krieg. An den Erzfeind verkauft zu werden klang für Ariela nach einem grausamen Scherz. Allerdings hatte ihr Vater, Alpha des Rudels, genau das getan um den ewigen Krieg zwischen...