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Yaz

Mein Leben hatte sich seit meiner Flucht aus Berlin völlig verändert. Ich lebte jetzt in Istanbul, weit weg von all den Gefahren und dem Schmerz, den ich zurückgelassen hatte. Mein Sohn Ayaz und meine beste Freundin Eda waren mein neues Zentrum, mein neuer Halt.

Die Sonne schien durch die Vorhänge und weckte mich sanft. Ich konnte das Lachen von Ayaz und Eda aus dem Wohnzimmer hören. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Trotz allem, was passiert war, hatte ich es geschafft, einen Ort der Ruhe und des Friedens für mich und meinen Sohn zu finden.

Als ich ins Wohnzimmer kam, sah ich Ayaz, wie er mit seinen Spielzeugen spielte, während Eda ihn zum Lachen brachte. Eda war eine wahre Freundin – sie war an meiner Seite geblieben, als ich niemanden mehr hatte. Sie wusste von meiner Vergangenheit und akzeptierte mich trotzdem ohne Vorbehalte.

"İyi sabahlar," sagte Eda mit einem breiten Lächeln. "Ayaz und ich haben schon gefrühstückt. Willst du auch etwas?"

"İyi sabahlar," antwortete ich und setzte mich zu ihnen. "Ja, gerne. Danke, Eda."

Eda brachte mir eine Tasse Kaffee und setzte sich neben mich. "Yaz, wir haben heute Nachmittag einen Termin beim Arzt für Ayaz. Ich wollte nur sicherstellen, dass du das nicht vergisst."

Ich nickte. "Ja, danke, dass du daran gedacht hast. Es ist wichtig, dass wir seine Routineuntersuchungen nicht verpassen."

Flashback: Yaz' Entscheidung

Es war eine kalte Nacht in Berlin, als ich Taha endgültig verlassen hatte. Die Wahrheit über seine Verbindungen zur Mafia hatte alles verändert. Ich konnte nicht länger bei ihm bleiben, nicht mit einem Kind, das unter solchen Umständen aufwachsen würde.

Die Tage vergingen, und ich fand mich in Istanbul wieder, allein und verängstigt. Zwei Wochen nach meiner Ankunft erfuhr ich die überraschende Nachricht: Ich war schwanger. Die Gedanken an Taha und unsere gemeinsame Zukunft waren schmerzhaft, aber ich wusste, dass ich für mein Kind kämpfen musste – egal was es kostete.

Zurück in der Gegenwart

Jetzt, in unserer neuen Wohnung in Istanbul, fühlte ich mich endlich sicher. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit verfolgten mich immer noch. Ich hatte Taha und alles, was wir gemeinsam hatten, hinter mir gelassen, aber der Schmerz und die Angst waren immer noch da.

Ayaz war das Licht meines Lebens. Er war jetzt zwei Jahre alt und so voller Energie und Neugier. Jeden Tag brachte er mir Freude und half mir, die dunklen Tage zu vergessen. Eda war wie eine zweite Mutter für ihn und unterstützte mich, wo sie nur konnte.

"Anne, bak!" rief Ayaz und zeigte auf ein Bild, das er gemalt hatte. Es war eine einfache Zeichnung von uns dreien – Ayaz, Eda und mir. Mein Herz wurde warm, und ich nahm ihn in die Arme.

"Bu çok güzel, Ayaz. Harikasın," sagte ich und drückte ihn fest an mich.

Nachdem wir vom Arzt zurückgekehrt waren, setzte ich mich mit Eda auf den Balkon. Ayaz spielte drinnen, vertieft in seine Spielsachen. Eda nahm einen Schluck von ihrem Tee und sah mich ernst an.

"Yaz, denkst du manchmal darüber nach, zurückzugehen?" fragte sie leise.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, Eda. Es ist zu gefährlich. Taha darf nie erfahren, dass wir hier sind. Ich kann das Risiko nicht eingehen, Ayaz' Sicherheit zu gefährden."

Eda nickte. "Ich verstehe. Aber du weißt, dass wir nicht für immer in der Vergangenheit leben können. Irgendwann musst du dich dem stellen, was du zurückgelassen hast."

Ich seufzte tief. "Vielleicht irgendwann, aber jetzt noch nicht. Ich muss Ayaz beschützen. Er ist das Wichtigste in meinem Leben."

Eda war immer die Stärkere von uns beiden. Sie hatte mich aus den dunkelsten Zeiten herausgeholt und mir geholfen, ein neues Leben aufzubauen. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.

Yaz' Gedanken

Manchmal frage ich mich, was aus Taha geworden ist. Ob er immer noch nach uns sucht. Doch ich durfte nicht in diesen Gedanken verweilen. Mein Leben war jetzt hier, mit Ayaz und Eda. Ich hatte eine Verantwortung, die weit über meine eigenen Ängste hinausging.

In den stillen Momenten der Nacht, wenn Ayaz schlief und die Welt um mich herum ruhig war, dachte ich an die Worte, die Beria mir einst gesagt hatte: "Du musst stark sein, Yaz. Für dich und für dein Kind." Und so versuchte ich jeden Tag, stark zu sein. Für Ayaz, für Eda und für mich selbst.

sᴇɴᴅᴇɴ ᴜᴢᴀᴋ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt