Kapitel 12: Dodos voraus

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Celeste zerrte erneut an dem Seil, das sie Tails um den Hals gebunden hatten. Der Fuchs sträubte sich kurz dagegen, dann gab er nach und ging weiter. Sie hatten ihm einen provisorischen Maulkorb anlegen müssen, damit er sie nicht angriff solange das Chaos noch immer von ihm Besitz ergriffen hatte und ihm ein Seil anbinden müssen, damit er ihnen im Wald nicht davonlief. Das Seil hatte Hiro gesponsert und den Maulkorb hatten sie mit einem langen Haarband von Celeste und Leder, das sie im Tausch für einen Heiltrank im Tal bekommen hatten gebaut. Es hatte einige Minuten und Kratzer in Anspruch genommen, aber sie hatten Tails das Ding vernünftig anlegen können, was gerade Kyvn sehr erfreulich gefunden hatte. So war für ihre Sicherheit garantiert.
"Komm schon, Tails!", bat Celeste und zog ihn weiter mit sich. Kyvn, Hokusai und Hiro hatten immer wieder auf sie warten müssen, da gerade der Anfang ihrer Tagesreise ein einziger Kampf gewesen war. Tails hatte keine besondere Lust gezeigt mit ihnen spazieren zu gehen, im Gegenteil. Er hatte an der Leine gezerrt, knurrte schon fast den ganzen Tag lang und versuchte immer wieder auszubüchsen. Immerhin hatte Celeste ihm so lange gut zugeredet, dass er mittlerweile, wenn auch in der maximalen Entfernung, die das Seil zuließ, hinter ihnen hertrottete.
"Mh, das ist nicht auf der Karte verzeichnet", sagte Kyvn überrascht und unzufrieden, als sich die Bäume um sie herum öffneten und eine kahle Sumpflandschaft enthüllten. "Was ist das denn?", fragte Hokusai und warf einen abschätzigen Blick auf das moderig riechende Wasser. "Das sieht mir aus wie ein Sumpf", stellte Hiro fest und ließ den Blick über die Umgebung streifen. Celeste tat es ihm nach und sah sich um.
Der Boden war bar jeden Baumes, dafür mit verschiedenen Blumen und Sumpfpflanzen gespickt. Nur wenige Schritte weiter begann der eigentliche Sumpf. Im Wasser konnte man nicht besonders viel erkennen, doch es gab einige hellere Stellen, an denen das Sumpfwasser weniger tief zu sein schien. Außerdem sah Celeste immer wieder große Schatten, die, nach näherer Betrachtung, die Form von Fröschen oder Kröten hatten.
Das Wasser wurde immer wieder von kleineren und größen Flächen Land unterbrochen wie Inseln. Die Insel die ihnen am nächsten war, war auch die größte. Sie war länglich und führte erst nach rechts, bevor sie sehr schmal wurde und schräg nach links oben weiterging. Danach verbreiterte sich die Fläche wieder und wurde zu einer Art Plateau. Die Insel danach war wesentlich kleiner - und in einem wesentlich größerem Abstand zu allen anderen Bodenflächen, als die erste Insel. "Sieht mir so aus, als könnten wir von Plateau zu Plateau hüpfen", sagte Hokusai und demonstrierte seine Idee prompt, indem er über das Wasser hinweg und auf die erste Insel sprang. Die anderen machten es ihm nach und als sich Celeste gerade umdrehen wollte, um Tails zu ermuntern, ebenfalls zu springen, ertönte ein lautes Platschen und eine riesige, gut drei Meter große Sumpfkröte sprang aus dem Wasser auf den schmalen Pfad von dem ersten Teil der Insel zum Zweiten, weiter hinten. "Und jetzt?", fragte Hokusai und Kyvn legte entspannt seine Hand auf das Heft seines Schwertes. "Die Kröte ist im Weg - räumen wir sie da weg." "Nein, warte!", rief Celeste und drückte Kyvn das Seil in die Hand. "Halt das kurz, ich bin gleich wieder da."
Sie lief los und kam einige Meter vor der Kröte wieder zum Stehen. Hokusai war ihr gefolgt, während Hiro neben dem völlig verdutzten Kyvn stehengeblieben war. "Hey! Ich bin Celeste, ich bin freundlich, und ich und meine Begleiter würden gerne-" Weiter kam sie nicht. Sie hatte sich im Reden vorsichtig dem Tier genähert und als sie nur noch wenige Schritte entfernt war, schoss die Zunge der Kreatur hervor und traf sie mitten am Körper. Celeste hatte noch Zeit überrascht aufzuschreien, dann wurde sie auch schon in das Maul der riesigen Kröte gezogen.

Hokusai keuchte überrascht auf und schoss instinktiv einen kleinen Eisstrahl auf die Kröte, die das aber nicht sonderlich zu kümmern schien. Diese Kreatur hatte gerade Celeste verschlungen und nur noch ihre zappelnden Beine ragten aus dem Maul der Kröte heraus. "Celeste, ist alles in Ordnung?!", rief Hokusai entsetzt und ein sehr dumpfes "Nicht direkt, aber es geht", antwortete ihm. Hokusai sah sich nach ihren Gefährten um. Hiro zog gerade in aller Ruhe seinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne, während Kyvn, in der einen Hand sein Schwert, in der anderen das Seil, versuchte, zu ihnen zu eilen. Der Fuchs hatte da scheinbar keine Lust zu, da er eher aggressiv mitgezerrt wurde, als freiwillig hinter Kyvn herzueilen. Für einen Moment schien Kyvn zu überlegen, das Seil einfach fallen zu lassen, doch stattdessen fluchte er ungehalten und zerrte den Fuchs bis auf ihre Insel weiter.
Hokusai dachte derweil fieberhaft nach, wie er den Aasimar wieder aus der Kröte bekommen sollte. Zwei Pfeile schlugen durch die Haut des Tieres und ein tiefes Dröhnen hallte durch die Luft. Es klang wie ein Versuch des Quakens, allerdings ohne, dass die Kröte dabei ihr Maul öffnen und Celeste freigeben wollte.
Hokusai hatte eine Idee. Er packte Celeste an den Füßen und ließ sie mit seiner Magie schrumpfen. Weiter hinten hielt sich der Fuchs mittlerweile knurrend an Hiros Beinen fest, der sich aber nicht aus der Fassung bringen ließ. Durch die Ablenkung platschten zwar ein paar Pfeile ins Sumpfwasser, aber einer fand doch sein Ziel.
Die Riesenkröte stellte daraufhin schließlich ihre Schlingversuche ein und Hokusai gelang es, Celeste kraftvoll aus dem Maul des Ungetüms zu ziehen. Sie war mittlerweile nur noch etwa halb so groß wie sonst und über und über mit Krötenschleim bedeckt, aber sie lebte noch. Erleichtert atmete Hokusai aus und ließ sich auf den Boden nieder.
Die Kröte hatte sich derweil zur Flucht gekehrt und sprang seitlich ins Wasser. Dabei wurde sie jedoch noch einmal von einem Pfeil getroffen, der ihr Leben beendete und ihren Sprung in einen Fall verwandelte. Mit einem lauten Klatschen landete der tote Körper auf der Wasseroberfläche und für ein paar Sekunden beobachteten die vier Gefährten, wie er dort herumtrieb. Dann wurde der Körper mit einem Ruck weit in die Tiefe gerissen und Celeste zuckte neben Hokusai hart zusammen.

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