Kapitel 14: Der geheime Zirkel

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Sie musste an sich halten, um nicht zu würgen. Die Dodos waren draußen geblieben, damit es in der Hütte nicht allzu voll wurde, doch Tails hatte darum gebeten mitgehen zu können. Nun sah er hungrig auf die Massen an totem Fisch, die auf den vielen Tischen lagen und von Arbeitern ausgenommen wurden.
"Dieser Gestank ist wirklich eine Herausforderung", sagte Hiro gepresst. "Doch der Weise sucht nicht nach den leichten Aufgaben, sondern nach den schweren. Nur daran kann er wachsen!" Als er fertig war musste er würgen, behielt aber seinen Mageninhalt bei sich. "Hallo", sprach Hokusai einen der Arbeiter an. Ihm schien dieser schreckliche Geruch nichts auszumachen, im Gegenteil. Er warf ebenfalls hin und wieder hungrige Blicke auf die Fische. "Wir suchen einen gewissen Heinrich, den Dorfältesten. Ist er hier?" Der Mann wusch sich seine Hände in einem bereits tiefrot gefärbtem Eimer Wasser und sah den Drachling abachätzig an. "Was wollt Ihr von ihm?" Hokusai zögerte kurz. "Das würden wir lieber mit ihm persönlich besprechen." Er beugte sich etwas vor und raunte: "Es geht um das Chaos." Der Mann zog seine buschigen Augenbrauen etwas zusammen, dann bedeutete er ihnen, ihm zu folgen. Als er in Richtung Ausgang schritt schlichen sich Lächeln der Erleichterung auf die Gesichter von Celeste, Kyvn und Hiro.

"Also, was genau wollt Ihr von mir?", fragte der Mann draußen und da die anderen noch mit Luftholen beschäftigt waren, führte Hokusai das Gespräch fort. "Von Euch? Seid Ihr dann...?" "Ja, ich bin Heinrich. Also, was wollt Ihr?" "Nun, wir hörten davon, dass Ihr hier das Wasser von Chaos freihaltet und wollten wissen, wie Ihr das anstellt." Der Dorfälteste kniff die Augen zusammen. "Ich wüsste nicht, was Euch das angeht." "Nun, wir haben Ähnliches bei unserem Fuchs auch bereits erreicht, aber dazu haben wir... hohe Mächte nutzen müssen. Ich glaube nicht, dass Ihr so etwas besitzt." Heinrich hob überrascht die Augenbrauen. "Fuchs? Ihr meint doch nicht einen von diesen Chaosfüchsen?" Hokusai deutete auf Tails, der neben Celeste saß und schnell den Fisch den er heimlich mitgenommen hatte herunterschluckte, als sich Blicke auf ihn richteten. "Äh, hallo. Ja, es stimmt, früher war ich vom Chaos besessen, doch Celeste hier hat mich davon befreit!" Er rieb seinen Kopf ein wenig an Celestes Bein, die mittlerweile genug frische Luft geatmet hatte, um wieder an der Konversation teilzunehmen.
"Stimmt, das haben wir gemacht. Ich musste dazu sogar meine göttliche Kraft einsetzen." Hokusai sog zischend die Luft ein, doch der Dorfälteste schien die Erwähnung von göttlichen Kräften nicht mitbekommen zu haben. Er sah fasziniert auf Tails. "Ihr habt tatsächlich das Chaos aus dieser Kreatur vertrieben?" "Diese Kreatur hat auch einen Namen", warf Tails pikiert ein.
Heinrichs glühender Blick richtete sich auf Celeste. "Schnell, folgt mir. Vielleicht könntet Ihr unsere Rettung sein!" "Eure Rettung? Inwiefern?", fragte Kyvn, doch der Fischer war bereits losgelaufen und ihre Gruppe beeilte sich, Schritt zu halten.
Sie liefen über eine kleine Brücke auf eine Art großen Felsen, der aus dem Wasser herausragte und auf dem einige wenige Gebäude standen. Ganz oben auf der Spitze erreichten sie eine unspektakuläre Hütte, vor der zwei stämmige Kerle mit Keulen standen. Als sie Heinrich sahen machten sie Platz und sie wurden ins Innere dieser Hütte geführt.
Celeste war unglaublich froh, dass hier nicht auch Fisch ausgenommen wurde, sodass es angenehm nach Holz und Meer roch. Durch ein Fenster, das in Richtung Norden zum Meer ausgerichtet war, fiel sanftes Licht, das in diesem Raum sehr viel von seiner Bedrohlichkeit zu verlieren schien. Es wirkte fast schon wie echter Sonnenschein, trotz der Wolken draußen.
Das Licht fiel auf eine Gruppe von fünf Personen, wovon vier in lange Kutten gekleidet um ein Symbol auf dem Boden herumstanden und ihre Hände ausgestreckt hielten. Der fünfte Kuttenträger kam nun auf sie zu und neigte sein Haupt vor dem Dorfältesten, der die Geste erwiederte. "Eigentlich ist dieser Ort geheim und niemand darf ihn betreten", erklärte er Celeste und ihren Freunden, "aber ich möchte, dass ihr Max sagt, was Ihr mir gesagt habt." Celeste nickte und wiederholte die Geschichte mit Tails, der wieder geduldig neben ihr saß und sich gelegentlich putzte. Dieses Mal erzählte sie es etwas detaillierter und erklärte auf Nachfrage von Max, wie genau sie ihre Kräfte eingesetzt hatte, um das Chaos zu vertreiben. "Wahrhaft erstaunlich", murmelte er, nachdem Celeste fertig war und kniff die Augen zusammen. "Nachdem wir Euch unsere Geschichte erzählt haben, würde mich jetzt auch noch was interessieren", sagte Kyvn und nickte in Richtung des Symboles auf dem Boden der Hütte. "Was ist das? Das sieht mir verdächtig stark nach einem magischen Zirkel aus." Max nickte. "Das stimmt auch. Wir sind hier insgesamt fünf Magier und unsere Aufgabe besteht darin, dieses magische Symbol mit Macht zu erfüllen. Es hält in einem gewissen Bereich die Macht des Chaos fern." Kyvns Augen weiteten sich, wenn auch nur für einen Moment und auch Celeste verschlug es kurz die Sprache. "Ihr habt einen magischen Schutzkreis gegen das Chaos?!" "Ich dachte, es gäbe bei den Menschen keine Magier mehr außer den Großmagister", warf Hokusai ein und nun schaltete Heinrich sich wieder ein. "Nun, eigentlich stimmt das auch. Deswegen ist es sehr wichtig, dass Ihr niemanden, nicht einmal Kurio hiervon erzählt! Wir brauchen unsere Magier, ohne sie würde der Schutzkreis sofort zusammenbrechen und unser Deal mit den Seekreaturen wäre ungültig. Und wenn jemals ein Dämon von unseren geheimen Magiern erfährt... ich weiß nicht, wie gut sich dieses Dorf verteidigen könnte." Hokusai nickte verständnisvoll. "Natürlich. Wir werden gegenüber Anderen schweigen, Ihr habt mein Wort." Der Mann nickte dankbar, bevor der Magier wieder das Wort ergriff. "Ihr spracht vorhin von Euren göttlichen Kräften. Dürften wir Euch darum bitten, Eure Kräfte mit diesem Symbol zu verbinden? Vielleicht seid Ihr dazu in der Lage, den Schutzkreis wieder zu erneuern - denn auch wenn wir unser Bestes geben, unsere Macht reicht nicht aus, um das Symbol stabil zu halten. Es wird mit jedem Tag schwächer und bald wird es ganz erloschen sein, wie ich befürchte."
Die Gruppe sah sich unsicher an, bis Hokusai schließlich vortrat. "Ich kann sehen, was ich tun kann." Max nickte dankbar und führte ihn zum Kreis der Magier. Interessiert beobachtete Celeste, wie Hokusai begann aufzuleuchten und sich ein leichter, silberner Schein von ihm ausbreitete bis zu dem runden Symbol, wo es versickerte. Kurz geschah nichts, dann begann das Symbol aufzuglühen und Max schlug sich die Hand auf den Mund. Celeste, Hiro und Kyvn sahen sich an und nickten gemeinschaftlich, dann gingen sie ebenfalls zu dem Symbol und ließen ihre göttlichen Kräfte hineinsickern, so gut es ihnen möglich war.

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