Hokusai landete graziel neben Hiro, der wieder etwas tiefer und ruhiger atmete, Celeste, die etwas abgekämpft ihren Morgenstern wegsteckte, und Kyvn, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite hielt.
Der Drache klappte seine Flügel zusammen, die mit seinen blauen Schuppen verschmolzen, schrumpfte wieder auf Hokusais normale Größe und richtete sich dabei wieder auf zwei Beine auf. An seiner Hüfte erschien sein Katana und er schien tief in sich zu Ruhen, bevor er plötzlich zu wanken begann und Celeste ihn schnell stützte.
"Danke", keuchte Hokusai erschöpft. Er zitterte in ihren Armen und schnell ließ Celeste etwas positive Energie in ihn fließen, um ihm Kraft zu geben. "Es geht schon wieder", sagte der Drachling dankbar und Celeste ließ ihn vorsichtig wieder los.
"Was soll das? Wie kann es sein, dass sie es bis hierher geschafft haben, ohne aufgehalten worden zu sein? Und wieso verflucht nochmal wurden wir nicht vorgewarnt?!", hörte Celeste eine bekannte Stimme wütend rufen. Sie drehte sich in die Richtung des Generals und sah, wie dieser gerade ein paar Soldaten wütend zusammenschrie. "Wozu stellen wir Wachposten auf, wenn sie so einen Trupp nicht früh genug erspähen und melden können?! Ich will sofort die Verantwortlichen sehen!"
Als Celeste den Blick vom erzürnten General abwandte stellte sie fest, dass der Großteil der anwesenden Truppen inklusive der Wölfe Hokusai mit großen Augen ansah und miteinander tuschelte. Es fielen allerdings sehr häufig die Begriffe "Drache" und "Magie".
"Ich wusste gar nicht, dass du dich in einen echten Drachen verwandeln kannst", merkte auch Celeste an Hokusai gerichtet an und dieser zuckte leicht mit den Schultern. "Ich denke ich habe das mal irgendwann erwähnt, wenn auch scheinbar nicht allzu genau." "Na, aber das nenne ich doch eine praktische Fähigkeit!" Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. "Durchaus, aber ich denke wir sollten das besser nicht an die große Glocke hängen." "Ich glaube, dafür ist es etwas spät", merkte Hiro mit Blick auf die Menge um sie herum nüchtern an, was Hokusai ein leises Seufzen entlockte. "Das fürchte ich auch..."
Hiro begann, seine verschossenen Pfeile wieder einzusammeln. Der kräftige Krieger, der zwei Schwerter auf dem Rückem trug und sie in der vergangenen Nacht zu Volker geführt hatte, trat zu ihnen und schlug ihnen auf den Rücken, was Hiro leicht aus dem Gleichgewicht brachte und bei Kyvn und Hokusai einen kurzen Schmerzenzlaut hervorrief. "Gut gekämpft, ihr vier! Im Namen des Dorfes danke ich Euch!" Dann wandte er sich an die gaffenden Soldaten. "Und was steht ihr hier noch rum? Na los, hier repariert sich nichts von alleine!" Mit einigen unwirschen Handgesten gelang es ihm, die Menge weitestgehend aufzulösen, die prompt damit begann, die Toten zu bergen, Verletzte in ein Lazarett zu bringen und mit Reperaturarbeiten zu beginnen. Nach kurzer Zeit und nachdem Hokusai die verbliebenen Gaffer durch aggressives Anstarren vollständig vertrieben hatte, stand der zerstörte Teil des Marktplatzes schon fast wieder und einige Arbeiter begannen, das Tor und die Türme mit angeliefertem Stein und Eisen auszubessern.
"Sagt", ächzte Kyvn, nachdem der Mann mit den zwei Schwertern bei ihm und Hokusai einen Verband angelegt hatte, "passieren solche Angriffe auf dieses Dorf eigentlich öfter?" Der Soldat schüttelte den Kopf. "Nicht so. Die Chaoskrieger versuchen immer mal wieder, in den Wald einzudringen und uns anzugreifen, aber eigentlich haben wir Wachen außerhalb der Siedlung positioniert, die sie vorher aufhalten oder uns zumindest warnen. Aber dass so viele Krieger das Dorf angreifen und wir nicht einmal vorgewarnt werden, das ist in all meinen Jahren in denen ich nun schon hier stationiert bin noch nie geschehen!" "Wie konnte sowas überhaupt passieren?" Der Soldat nickte in Richtung seines Generals, der nach wie vor in einer Schimpftirade steckte. "Ich glaube, das versucht unser Leiter gerade herauszufinden. Es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt leider empfehlen. Das Dorf räumt sich nicht von alleine auf." Kyvn sah mit gerunzelter Stirn auf Volker und nickte geistesabwesend, während Celeste und Hokusai sich höflich bedankten und Hiro eine Weisheit über Abschiede und Pflichten predigte, die der Soldat aber nicht mehr mitbekam, da er sich schnellen Schrittes entfernt hatte.
"Lasst uns nochmal mit dem General sprechen", schlug Kyvn vor und Celeste nickte. Sie folgte ihm zusammen mit den anderen beiden und sie erreichten Volker, als dieser gerade seine Soldaten mit dem Befehl entließ, schleunigst die Wachmannschaften aufzusuchen. "Was kann ich für euch tun?", fragte er und wandte sich an ihre Gruppe. "Nun, wir fragten uns, wie das Warnsystem dieses Dorfes versagen konnte", begann Kyvn, kam jedoch nicht weiter. "Das frage ich mich auch!", fluchte Volker und ballte die Fäuste. "Seit Generationen haben uns unsere Wachmannschaften nicht in Stich gelassen, ich hoffe wir finden diejenigen, die dafür verantwortlich sind!" "Wir sollten in solch einer Situation keine Schuldigen suchen, wozu sollte das jetzt führen?", warf Celeste beschwichtigend ein und der General schnaubte. "Vielleicht etwas mehr Disziplin." Dann schüttelte er den Kopf. "Aber vermutlich habt Ihr Recht."
"Wie genau sieht euer Warnsystem eigentlich aus?", fragte Kyvn und Volker blickte ihn an. "Wir haben da draußen mehrere Soldaten mit ihren Wölfen postiert. Die Wölfe laufen schneller, als es die Chaoskrieger für gewöhnlich können und damit warnen sie das Dorf, wenn die Gruppe so groß ist, dass die Wächter es nicht alleine schaffen." "Nun, bei uns schießen wir leuchtende Kugeln in den Himmel, das ist eine sehr direkte und schnelle Warnung", sagte Kyvn und bedachte seinen Gegenüber mit einem bedeutsamen Blick. "Vielleicht wäre das für Euch und Euer Dorf auch besser." Der General runzelte die Stirn. "Ich weiß ja nicht, was für Gerätschaften Ihr in Eurer Welt besitzt, aber wir haben hier nichts, was so etwas bewerkstelligen könnte." "Wir nutzen dazu meist Magie", entgegnete Kyvn und Erkennen blitzte in seinem Blick auf. "Damit seid Ihr uns überlegen, wir haben keine Magier in unseren Reihen", sagte Volker. "Ihr scheint ja allerdings einen sehr mächtigen bei euch zu haben", ergänzte er und nickte Hokusai respektvoll zu. Kyvn nickte. "Habt Dank für die Information." Dann zog sich ihre Gruppe etwas zurück.
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Forsaken World
FantasyIn einer Welt von der sich die Götter abgewendet haben, gibt es nichts mehr, was das Chaos aufhält. Die Welt Ilaria kämpft seit mehreren hundert Jahren gegen die Vernichtung durch die Chaosdämonen an, doch ohne die Hilfe von Göttern verlieren sie im...