Am nächsten Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen. Müde kniff ich meine Augen zusammen, ehe ich ein lautes Klopfen an der Tür vernahm. Stöhnend richtete ich mich auf und schwang meine Füße aus dem Bett. Wer weckte mich so früh morgens? Brummend riss ich die Tür auf und blickte in zwei aufgeregte grüne Augen. Ich blinzelte ein paar Mal, um etwas schärfer sehen zu können.
Vor mir stand ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, mit platinblonden Haaren und Sommersprossen auf der Nasenspitze. Ihre grünen Augen funkelten freundlich, während sie mich anschaute. Vor ihrer Brust hielt sie ein Klemmbrett.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Wer...-", bevor ich zu Ende sprechen konnte, unterbrach sie mich.
"Ich bin Aurora", stellte sie sich mit überschwinglichen Ton vor.
Als ich sie immer noch verdattert anschaute, fing sie an zu kichern.
"Ich bin da, um dich abzuholen und dir die Schule zu zeigen. Wie ich sehe, bist du noch nicht ganz fertig. Ich warte einfach hier draußen auf dich", sie lächelte breit.
Ich nickte bloß langsam und schloss die Tür, während ich einen Moment brauchte, um zu realisieren, was gerade geschehen war.
Langsam wich meine Müdigkeit und die Realität prasselte auf mich ein. Ich war gestern von einem Dämon angefallen worden, Lucian hatte mich hierhin gebracht und jetzt ging ich auf eine magische und himmlische Schule. Wie versteinert blieb ich stehen, lehnte mich dann langsam an die Zimmertür. Mir wurde bewusst, dass auf der anderen Seite der Tür jemand darauf wartete, mir mehr zu zeigen, doch ich wusste nicht, ob ich schon bereit dafür war. Ich wusste weder, was von mir erwartet wurde, noch was ich eigentlich zu erwarten hatte.
Tief atmete ich ein, stoß mich von der Tür ab und lief zügig ins Bad. Auch wenn ich keinen Schimmer hatte, was hier eigentlich vor sich ging, wollte ich sie nicht unnötig warten lassen.
Als ich durch die Tür auf den Flur trat, schaute Aurora von ihrem Klemmbrett auf. Nachdem sie mich einmal kurz gemustert und für passend befunden hatte, nickte sie lächelnd und deutete an, ihr zu folgen.
"Ich würde sagen, wir gehen erstmal frühstücken. Ich habe einen Riesenhunger!"
Die Mensa der Akademie war bereits gut gefüllt. Es roch nach Pfannkuchen und Kaffee. Es herrschte eine Grundlautstärke, da die meisten bereits an den Tischen saßen und sich unterhielten. Alle trugen die Uniform, die, je nach Vorliebe, aus knielangen Röcken mit Gingham-Muster oder weiten dunkelblauen Hosen bestand. Oben trugen alle dieselbe weiße Bluse mit dem Wappen drauf. Die schwarzen Lederschuhe, taten beim Laufen weh und ich befürchtete, am Ende des Tages Blasen an meinen Füßen zu haben.
"Das ist der Speisesaal. Hier gibt es Morgens, Mittags und Abends essen. Kaffee und Getränke bekommst du zu jeder Uhrzeit hier. Komm holen wir uns was", sie lief zu den Getränken und bestellte sich einen Cappuccino, was ich ihr gleich tat.
Mit den Tellern voller Pancakes und unserem Kaffee steuerten wir an einen der Tische, an dem bereits ein paar Studierende saßen. Mir wurde direkt flau im Magen. Während meiner Schulzeit, war ich nie wirklich einer Gruppe zugehörig gewesen. Ich hatte weder zu den Nerds, noch zu Coolen gehört. Ich hatte zwar auch ein paar Freunde gehabt, doch auch diese hatten ihre eigenen Freundesgruppen. Und wenn es hart auf hart kam, wurde ich links liegen gelassen. Aufgrund der strengen Regeln im Heim, hatte ich leider nie an außerschulischen Aktivitäten teilnehmen können und konnte so nie wirklich enge Freundschaften aufbauen. Freundesgruppen erst Recht nicht. Diese trafen sich meistens nach der Schule, entweder zum Zocken oder zum Rauchen und Feiern.
Mit einem Kopfschütteln versuchte ich die Gedanken zu verscheuchen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich versteinert stehen geblieben war. Aurora wank mir aufmunternd zu. Sie war schon fast am Tisch angekommen. Ich beschleunigte meine Schritte, bis ich neben ihr zum Stehen kam.
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Nachtengel - Himmel
FantasyTeil Eins der Nachtengel-Reihe: Engel, Dämonen, Dämomenjäger? Himmel und Hölle? An all das glaubt Phoebe nicht. Sie interessiert sich bloß dafür, wie sie genug Geld sparen kann, um Porthaven endlich hinter sich zu lassen. Doch das alles ändert sich...