Kapitel 12

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Der Geruch von Lavendel und Desinfektionsmittel umgab mich, ließ mich langsam meine Augen aufschlagen. Anders als vermutet, fand ich mich nicht auf dem harten Boden, sondern auf einer weichen Matratze wieder.

„Sie wird wach!", hörte ich dump eine mir zunächst unbekannte Stimme. Meine Sinne fühlten sich verschwommen an, als tauchte ich tief unter Wasser.

Immer wieder blinzelte ich, um meine Sicht zu schärfen. Langsam konnte ich die Konturen an der Decke erkennen. Unter meinen Fingerspitzen fühlte ich frische, kühle Lacken.

„Phoebe?", nun war die Stimme klarer und ich konnte sie Aurora zuordnen. Sie saß neben mir auf dem Bett und betrachtete mich besorgt.

„Aurora?", krächzte ich.

Mit zittrigen Armen stemmte ich mich auf, um etwas nach oben zu rutschen.

„Du bist wach! Wie geht es dir?", fragte sie direkt.

„Ich weiß nicht, mir ist ein wenig schwummrig", gab ich zögernd zu. Ich wollte gerade fragen, was passiert war, da kam ein junger Mann mit weißer Kleidung herein.

„Kein Wunder, Sie hatten einen Magiestau!", sagte er dann und schüttelte den Kopf.

„Magiestau?", fragte ich verwundert.

„Die Ärztin wird gleich da sein und kann ihnen mehr dazu erzählen", sagte er, schnappte sich das Klemmbrett und trug noch ein paar Sachen ein.

Mein Blick wandte sich fragend zu Aurora, die bloß mit der Schulter zuckte. Sie schien ebenfalls nicht zu wissen, was das zu bedeuten hatte.

Der junge Mann verschwand wieder und wenige Minuten später kam eine Frau mittleren Alters herein. Sie hatte rote Haare, die sie mit einer Klammer hinten befestigt hatte, und Lachfalten umrahmten ihre grünen Augen. Anders als der junge Mann trug sie hellblaue Kleidung, die mich an Krankenhäuser und Ärzte erinnerte.

„Guten Abend Miss Coven", begrüßte sie mich, während sie bereits nach der Akte griff und mit den Augen über die Werte flog, "ich bin Miss Evergreen"

„Guten Abend", entgegnete ich bloß, nestelte nervös mit meinen Fingern aneinander.

„Sie hatten einen Magiestau", erklärte sie und bestätigte die Vermutung des jüngeren Krankenpflegers, der zuvor hier gewesen war.

„Was ist das?", fragte Aurora, bevor ich es konnte. Sie schien ebenso verwundert darüber, wie ich.

„Das kann passieren, wenn man öfter versucht Magie hervorzurufen, aber immer wieder daran gehindert wird, sie freien Lauf zu lassen", erklärte sie sachlich, zog dann die Augenbrauen zusammen, als hätte sie etwas seltsames in meiner Akte entdeckt. Mein Herz pochte nervös gegen meine Brust.

„Ist alles in Ordnung? Hat sich der Stau aufgelöst?", fragte ich, ließ sie dabei nicht aus den Augen.

Als hätte ich sie mit meiner Frage aus ihren Gedanken gerissen, riss ihr Kopf hoch und sie blinzelte ein paar Mal.

„Ähm, ja alles in Ordnung. Wir haben ihre aufgestaute Magie entladen", murmelte sie und musterte mich.

„Was ist denn dann?", ich merkte, dass etwas nicht stimmte. Die Art, wie sie ihre Augenbrauen zusammenzog, versuchte bis auf das kleinste Detail zu mustern, ließ mich misstrauisch werden.

Nun nestelte sie nervös an der Akte herum.

„Ja, Sie haben nur unglaublich viel Magie gestaut. Normalerweise hätte das weitaus gefährlicher für Sie ausgehen können. Haben Sie Probleme bei der Ausübung ihrer Magie?", fragte sie mich dann.

Nachtengel - HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt