Seine Worte lassen mich seit meinem Bad einfach nicht mehr los. Die Kränkung in seinen Augen war real. Ich hatte ihn wirklich mit meinen Worten verletzt. Aber wie hätte ich erahnen können das es in einer Fluchhülle wirklich an Gefühlen nicht mangelt? Das wurde uns nicht beigebracht in der Akademie. Es wurde uns nur gelehrt sie entstammen unseren Gefühlen undzwar den schlechten. Mein Blick gleitet von meinem Kanincheneintopf, in dem ich seit zehn Minuten rum stocher zu Choso der ebenfalls seinen Teller nicht angerührt hat. Er starrt in die Flammen, die im offenen Kamin wild hin und her züngeln und scheint nur körperlich anwesend zu sein, was mir ein noch schlechteres Gefühl vermittelt. Mein Blick geht weiter zu Eso und Kechizu die ebenfalls im Raum sitzen und sich den Eintopf reinpeitschen als gäbe es kein morgen oder als hätten sie kein Sättigungsgefühl. An die beiden habe ich mich wiederum noch nicht gewöhnt. Sie sehen weniger menschlich aus als es Choso tut. Der andere mehr, der andere weniger. Besonders vor Eso nehme ich mich nach wie vor in acht. Meinen Fluchtversuch nimmt er mir immernoch krum und wirft mir Blicke zu die mich an Ort und Stelle tot umfallen lassen sollen. Zum Glück ist diese Redewendung nur metaphorisch gemeint und in der Tat nicht umsetzbar. Aber wiederum wäre es nicht verkeht, dann würde mich dieses schlechte Gewissen nicht plagen, das sich in meine Eingeweide frisst.
Dann wäre da noch Kechizu der mir noch immer eine heidenangst einjagt. Denn genauso habe ich mir als Kind die Monster in meinem Schrank immer vorgestellt. Aber wenn ich drüber nachdenke, weiß ich wer die wahren Monster waren. Es waren nie wirklich die Flüche, sonder die Menschen. Und mit so einem musste ich als Kind zusammenleben. Er war die personifizierte Bosheit. Das Abbild des wahren Grauens, den ich überlebt hatte.
Schlagartig vergeht mir der sowieso schon geringe Hunger und ich Stelle den Teller vor mir zu Boden, was Kechizu als anlass nimmt und sich kurz bewegt.
,, Isst du das noch? ", fragt er mich. Vorsichtig, mit einem scheuen Blick zu seinem Bruder. Ich schüttel den Kopf und reiche ihm meinen Teller, den er mir zügig abnimmt, ohne mich dabei zu berühren. Chosos Worte waren eindeutig. Sie sollten mich in Ruhe lassen und das Taten sie. Hin und wieder erwische ich sie dabei wie sie mich aus der Ferne akribisch beobachten. Wie jeder Schritt, jeder Atemzug genaustens abgespeichert wird. Ob aus Neugier oder Vorsicht, weiß ich nicht. Denn im Grunde ist es mir egal.
An anderen Tagen wiederum bin ich allein in dieser herunter gekommenen Hütte. Nun ja nicht gänzlich die kleinen Nagetiere leisten mir hin und wieder Gesellschaft oder eben meine lauten Gedanken die mich am schlafen hindern. An diesen Tagen sehe ich weder Choso noch die anderen. Aber genauer zu fragen, wo hin sie gehen habe ich mich nicht getraut. Ohnehin würde es mir nicht zustehen. Sie würden es mir sowieso nicht sagen.
Ich strenge mich an nicht laut zu seufzen und mache es mir für einen Moment auf dem weichen Fell unter mir bequem und lege mich hin. Träge schließe ich meine Augen und lausche dem knacken der Scheite im Kamin und das leise gemurmel meiner Gesellschaft.
*
Warmer Atem streift mein Gesicht, prickelt auf meinen Lippen und entlockt mir ein Lächeln. Meine Kopf rollt von allein zur Seite und für einen Moment fällt mir das atmen schwer. Klares blau, wie das eines Gletschers sticht mir entgegen. So unverhüllt und rein, wie ich es sonst nicht zu Gesicht bekam. Stets verdeckt durch seine Sonnenbrille. Doch jetzt erlaubt er mir diese Schönheit zu sehen. Nur mir. Das weiß seiner Wimpern rahmt das eiskalte blau seiner Augen ein, als wäre es ihr Käfig. Als wolle es die ewigkeit die darin liegt wegsperren. Oder ist es doch die endlosigkeit?Meine Kehle schnürt sich zu, als seine Lippen sich zu einem sanften Lächeln verziehen. Der kerzenschein der die Dunkelheit um uns herum vertreibt, verleiht seiner Alabaster farbenden Haut einen goldenen schimmer und für einen Moment vergesse ich die wirklichkeit um mich herum. Verliere mich zu sehr in seinem perfekten Abbild. Vergesse das er mein Freund ist und auch mein Mentor. Der mir ermöglicht hat überhaupt zu überleben und dass das alles andere als richtig ist.
Das ist falsch was ich tue aber ich verliere nach und nach die Kontrolle. Ein Feuer brennt sich tief in meine Knochen und bringt mein Blut zum Kochen, als seine Finger über meinen nackten Oberarm streicheln. Und für einen Moment erlaube ich mir die Augen zu schließen. Einen Moment nur zu fühlen und nicht zu denken. Nur ihn und seine Berührungen.
,, Sieh mich an", seine Stimme umwirbt mich wie ein Fluch den er ausspricht um mich zu verzaubern und nicht einmal dagegen kann ich mich wehren. Nicht gegen diese sanfheit in seiner Stimme, die sonst immer einen belustigten Klang hatte. Vor anderen wahrt er den Schein.
Seine Finger fahren die Konturen meines Kinns nach, an dem noch immer das Blut des Fluches klebt, der vor einigen Stunden unseren Weg kreuzte.
,, So schön ", sinniert er und streicht mit dem Daumen über meine Lippe. Entzündet ein wahres Inferno in meinem Inneren und entlockt mir ein leises wimmern. Kaum wahrnehmbar, aber ausreichend um bei ihm eine Reaktion zu erzeugen. Das Blau seiner Iris wird zurück gedrängt von seiner Pupille die sich weitet, als wäre er ein Abhängiger der sich seinen Schuss setzt. Und damn spüre ich nur noch einen fordernden Druck auf meinen Lippen, der mir die Beine, wenn ich nicht schon liegen würde wegreissen würde.Die Lust brennt alles in meinem Inneren nieder, jegliche Vernunft, jede Beherrschung lässt von all dem einen Haufen Asche zurück.
Ein gepresstes "Satoru" entgleitet mir, woraufhin sanfter Druck zwischen meine Lippen gleitet und seine Zunge tief in meinen Mund gleitet um sich dort mit dem Gegenstück seiner Begierde zu Vereinen.
Meine Finger gleiten durch das seidig weiche Haar. Verkrallen sich darin und ziehen ihn näher an mich heran. Da ist noch zu viel Platz zwischen uns. Ich will ihn näher bei mir spüren. Noch so viel näher. Sehnsucht und Erregung graben sich tief in meinen Körper und lassen mich aufstöhnen, während seine Arme sich wie eine Schlange um mich wickeln, endlich den Abstand verringern und mich an seinen Körper pressen. Mich spüren lassen wie sehr ihn das ganze auch mit nimmt.
Sein großer Körper begräbt mich unter sich, während seine Zunge sich mit meiner umschließt. Mal sanfter, mal härter. Doch das reicht noch lange nicht. Nicht einmal als er sich von mir löst und mich verhangen ansieht..
Träge öffne ich meine Augen und das blau weicht dem kupfer mit goldenen sprenkeln. Mein Körper glüht und mir fällt das atmen schwer. Ausgerechnet jetzt muss ich von dem Tag träumen, als ich mit Satoru einen Fluchgeist austrieb und wir am Ende mit einander schliefen. Das ganze passierte exakt einmal und dann nie wieder. Wir sprachen auch nie darüber.
Aber das hier überfordert mich. Choso ist mir so nah, viel zu nah und doch kann ich keinen Muskel rühren. Die Hitze wandert durch meinen Körper. Strahlt in die Mitte meiner Schenkel und meiner Wangen. Ich sollte ihn von mir drücken, mich bewegen oder zumindest etwas sagen. Aber ich kann nicht. Wir starren uns einfach an und dieses verheerende knistern zwischen uns kann ich nicht ignorieren und ich bin mir sicher, er spürt es auch...
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Blood is thicker than Water
FanfictionWas macht einen zum Menschen und was zu einem Fluch? Ist es der Schmerz, die Liebe oder doch der Hass. Fluch und Menschsein liegt nah bei einander. Doch manchmal scheint das offensichtliche nicht das zu sein, was man glaubt zu kennen.