Die nächsten Tagen in diesem Rattenloch fühlen sich an wie ein Fiebertraum. Was vermutlich daran liegt das ich tatsächlich Fieber habe. Ich kann spüren wie meine eigene Temperatur mich langsam von innen heraus austrocknet. Der Speichel in meinem Mund ist kaum noch existent. Der Schweiß auf meiner Stirn rinnt mir an der Schläfe vorbei und mischt sich mit dem Dreck in meinen Haaren.
Meine zerlöcherten Klamotten kleben bereits wie ein altes Pflaster an mir und die frischen Wunden stechen unangenehm.Mein äußerst netter Gastgeber hat sich seit ein paar Tagen nicht mehr blicken lassen. Oder sind es doch nur Stunden? Ich kann es schlecht sagen. Hier fühlt sich Zeit anders an, als wäre sie garnicht da. Aber nach meinen Tellern zu urteilen die an der Ecke der Tür stehen, wo bereits der schimmel eingesetzt hat, da ich nichts angerührt habe, schätze ich, dass ich bereits drei Tage hier bin. Mein geselliger Freund choso scheint das Essen immer dann zu bringen, wenn ich bereits in einer nächsten Fieber Halluzination stecke und nicht mal mitbekommen würde wenn er mich direkt anspricht.
So beschissen meine Situation auch ist, ich muss hier wirklich raus. Wenn er mich nicht tötet, werden es die ratten tun. Sie werden mich Stück für Stück in kleine Häppchen reißen und ich würde es nicht mal mitbekommen. Nur leider fehlt mir die Kraft.
Ich Rolle mich schwerfällig und außer Atem auf die Seite, als der Riegel zurück schnappt und die Tür mit einem knarzen sich öffnet. Schritte hallen durch den Raum, aber ich drehe mich nicht um. Es hat mich schon genug Kraft gekostet.
,, Muss dich leider enttäuschen, aber ich bin noch nicht tot... Leider", spotte ich, doch Choso schweigt.
Er starrt mir in den Rücken. Ich kann es spüren. Eine unangenehme gänsehaut kraucht mir in den Nacken und ich überlege mich doch umzudrehen. Seinen Feind im Rücken zu haben ist nie gut. Doch ich rühre mich nicht.Schuhe Schaben über den Boden und er tritt näher. Die Geräusche sind vorsichtiger. Ruhiger. Die Tür scheint er nicht zu schließen.
,, Ich frage mich wie lange du noch machst"
Meine Augen weiten sich. Die Stimme ist mir völlig fremd und das unangehme Gefühl wird stärker. Mein Herz schlägt schneller. Zumindest was davon noch übrig ist.Den Fremden scheint es zu genügen das ich nicht antworte und er redet unbeirrt weiter,, Wir verschwenden Ressourcen für dich und machen dich wieder heile und du wehrst dich dagegen. Wenn es nach mir ginge, würdest du bereits ausgeweidet irgendwo im Graben liegen"
,, Wie schön das es nicht nach dir geht. Wer auch immer du bist", erwidere ich und muss mich zusammen reißen das meine Stimme fest bleibt. Ich wage es mich umzudrehen und halte die Luft an.
Mein Besucher hält eine Kerze in seinen riesigen gebräunten Händen. Als erstes fällt mir seine schwachsinnige Fliege am Hals auf und danach überhaupt seine doch sehr gewagte Garderobe. Der Typ ist fast nackt, wenn man bedenkt wie beschissen kalt es hier ist. Mein Atem kondensiert permanent.
,, Sprachlos? ", fragt er mich.
,, Ja sprachlos darüber wie lächerlich du aussiehst"
,, Nicht so lächerlich wie du ", kontert er und ich muss anerkennend grinsen. Ich bin doch recht dankbar darüber das ich mich nicht sehen kann. Aber lächerlich würde es nicht einmal im Ansatz treffen. Widerlich vielleicht. Immerhin klebt altes geronnenes Blut an meinem Körper. Ich stinke wie ein altes Stück Fleisch, was in der hintersten Ecke im Kühlschrank vergessen wurde und beinahe dabei ist wegzulaufen, weil es durch den Schimmel schon Beine bekommen hat.
Beine die ich jetzt wirklich gut gebrauchen könnte.,, Was willst du? ", Presse ich hervor und versuche durchs schlucken meine Kehle zu befeuchten.
,, Deine Wunden müssen gesäubert werden. Anweisung meines Bruders"Bruder? Dieser Choso? Wenn das wirklich stimmt, um himmelswillen dann will ich nicht wissen ob die beiden unterschiedliche Mütter hatten. Denn das Gesicht des Mannes vor mir, kann nur eine Mutter lieben und die beiden sehen sich nicht einmal im entferntesten ähnlich.
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Blood is thicker than Water
FanfictionWas macht einen zum Menschen und was zu einem Fluch? Ist es der Schmerz, die Liebe oder doch der Hass. Fluch und Menschsein liegt nah bei einander. Doch manchmal scheint das offensichtliche nicht das zu sein, was man glaubt zu kennen.