Zeit Entsteht Im Kopf

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Das Jahr hat 365 tage. Ein Monat jeweils 30,31 oder 28 Tage, je nach dem ob es ein Schaltjahr gibt oder nicht. Eine Stunde hat 60 Minuten. Und 60 Minuten hat 3600 Sekunden. Aber eine Sekunde reicht aus um einen winzigen Fehler zu begehen. Ein Fehler der auf ewig wehrt. Der ein Leben lang anhalten kann...

Mein Herz rast. Die Tentakeln des Monsters schnellen heraus, greifen nach mir wie die Arme des Todes. Ich ducke mich knapp unter ihnen weg, spüre ihren eisigen Hauch auf meiner Haut. Adrenalinschübe treiben mich vorwärts, während ich jeden Zentimeter Boden zwischen mir und diesem schrecklichen Ungeheuer erkämpfe. Jeder Atemzug brennt in meiner vermutlich gequetschten Lunge, meine Beine werden schwer, aber ich darf nicht aufgeben. Das Monster ist unbarmherzig, seine Gier nach mir unersätlich. Jede Sekunde fühlt sich an wie die letzte.

Immer wieder treffen mich die widerlichen Tentakeln. Bringen mich aus der Balance und dennoch schaffe ich es immer wieder mich zu fangen. Auf meiner Flucht frage ich mich eigentlich wozu die Akademie mich wollte. Ich kann nicht einfach meine Fluch Kraft anwenden wie Satoru oder die anderen. Ich kann es nicht. Das ist auch der Grund wieso ich in dieser scheiße hier stecke. Wieso ich gleich lecker Tintenfisch Snack werde. Aber ich spüre sie. Sie faucht und peischt in meinem Inneren. Aber ich weiß nicht wie ich sie freilasse. Es ist wie ein Impuls und ein Impuls kann tödlich enden.

Der Vorhang kommt näher.
Meine Hände zittern vor Angst, aber ich weiß, dass ich weiterrennen muss, weiter weg von diesem monströsen Schrecken, der mir nachjagt.

Chosos Hand greift nach meiner, als ich meine Finger nach dem Vorhang ausstrecke. Er Zerrt mich brutal hindurch. Die Materie die fürs gewöhnliche Auge nicht sichtbar ist schneidet sich butterweich in Oberarm und Hüfte meines Körpers . Schmerz zerstreut sich in meinem Körper. Erfasst jede meiner Zellen und lässt mich schreien. Doch die Panik jederzeit dennoch als Snack zu enden ist um so größer.
Meine Fluchtkraft schlägt sich tief in meine Eingeweide. Impulse prickeln unter meiner Haut. Ich weiß nicht ob es die Angst ist, die sie so reagieren lässt.

Ich gerate ins stolpern, kneife die Augen zusammen, weil ich keinen Halt finde. Und dann Falle ich. Reiße choso mit mir um und das nächste was ich spüre ist, wie der Fluch mir regelrecht aus der Hand gerissen wird, den ich so felsenfest hielt. Das ist kein dumpfer Aufprall, kein Dreck der mir entgegenwirbelt. Für eine Sekunde ist da nichts. Rein garnichts, bis Mein Körper mit Wucht irgendwo aufschlägt.

Ein erneuter Schrei sprengt meine Lippen. Weiter entfernt ertönt lautes scheppern und ein schmerzhaftes stöhnen. Meine Augen öffnen sich automatisch, in der Hoffnung ich würde mehr Luft atmen können, weil ich kaum sauerstoff bekomme. Wie damals als ich klein war und der Ast riss an dem ich schaukelte. Der Aufprall auf den harten Beton ließ meine Lunge damals erprupt stoppen. und nun starre ich an eine durch Nikotin vergilbte Decke an der die Tapete in fetzen hängt. Mit einem tiefen atmenzug der mir gegönnt wird vernehme ich den Geruch von Bratfett und Fisch der bereits so weit verdorben ist, dass er Beine entwickelt hat um wegzulaufen.

,, Ch-choso? " flüstere ich heiser und wage es kaum einen Muskel zu rühren. Zu groß ist die Angst das wirklich etwas in meinem ohnehin mickrigen Körper etwas gebrochen ist.

Gerade als ich erneut den Namen des Fluchs aussprechen will, erscheint sein Abbild vor meinem Augen. Über seine Augenbraue zieht sich ein langer Schnitt und Blut tropft hinab, mitten auf meine Lippe. Sein Haar wird nicht mehr von zwei Gummis gehalten, sondern hängt ihm wirr in der Stirn.

Erleichterung Flutet meinen Körper und ich kann nicht anders als zu grinsen. Ich bin froh das er noch da ist, doch die Freude verblasst als ich seinen, ich würde meinen schockierten und misstrauischen Blick erkenne.

,, Sind wir tot? ", frage ich daher, doch eine Antwort bleibt aus. Vorsichtig erhebe ich mich und muss mich beherrschen nicht zu fluchen. Denn immerhin will ich mich selbst überzeugen ob wir tot sind.

Langsam sehe ich mich um. Sortiere in meinem Kopf was noch zu sortieren geht und ignoriere Choso, der mich nach wie vor anstarrt, als hätte ich gerade versucht ihn mit einem Kissen zu ersticken.

Zu meiner rechten sind genauso vergilbte Tapeten. Eine vermüllte weiße, oder zumindest war sie mal weiß, Kücheninsel . Ein abgegriffener brauner Küchentisch mit zwei blauen Plastik garten Stühlen davor steht in der hinteren Ecke des Raums. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit. Als würde eine eiskalte Hand nach meinem Herzen greifen und dieses langsam zerquetschen.

Luft füllt meine Lungen, auch wenn ich nicht atmen will. Das Bratfett schmecke ich beinahe auf meiner Zunge. Langsam erhebe ich mich und sehe mich weiter um. Dreckige Töpfe liegen verteilt auf dem Boden zwischen den Kakerlaken Leichen. Dunkel im Raum ist es jedoch nicht. Die letzten strahlen der Nachmittagssonne scheinen durch das verstaubte küchen Fenster.

Jedoch brennen mir zwei Fragen unter den Nägeln. Wo zum fick sind wir und wie sind wir hier her gekommen?

Ich kann Chosos Blick im Nacken spüren, dennoch gehe ich weiter. Ignoriere den Geruch, die Stille und meine Schmerzen und nähere mich dem abgenutzten mit rost übersäten Kühlschrank, an dem Dinge angeheftet sind.

Eine Postkarte fällt mir sofort ins Auge. Ihre Ecken sind abgegriffen und die blaue Farbe ist nicht mehr vorhanden. Auf der Vorderseite ist ein Teddy zu erkennen, der einen Verband trägt auf einem blauen Hintergrund. Umso dichter ich heran gehe, desto mehr erkenne ich die Überschrift "Ich wünsche dir gute Besserung"

Aprupt bleibe ich stehen. Mein Herzschlag beschleunigt sich und meine Kraft zischt und knurrt tief in meinem Inneren. Sie lässt mich schwarze Flecken sehen. Ich stolpere zurück und kann mich noch gerade so an der kante der Kücheninsel festhalten.

,, Yua was ist mit dir? ", Chosos Atem streift mein Ohr. Er ist direkt hinter mir. Seine Hand umfasst meinen Oberarm. Doch seine Wärme spüre ich nicht. Da ist nichts als Kälte.

Mein Kopf beginnt wie im Mantra hin und her zu schwingen. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein.

,, Nein... Nein... Nein... ", Murmel ich und kann meine Augen nicht von der Postkarte losreisen. Das alles ist mir zu bekannt.
Zu vertraut.

Choso tritt vor mich und sieht mich an. Meine Augen lösen sich von der Postkarte und blicken in das gesprenkelte kupfer seiner Augen.

,, Sag mir was los ist", seine Stimme ist ruhig.

,, Ich-", weiter komme ich nicht, weil meine Tränen, die einfach aus meinen Augen brechen mir über die Wangen laufen und mich zugegebenermaßen schockieren.

Was habe ich getan? Oder war das choso? Hat er mich in meinen Kindheitsalbtraum gebracht?
Ich stoße choso von mir.
Wut durchzieht mich,, Warst du das, du kranker Bastard? ", schreie ich ihm entgegen. Meine Hände zittern vor Wut, Verzweiflung und Angst. Choso sieht verwirrt mir entgegen,, Wovon sprichst du?" das Blut an seiner Braue läuft ihm übers Auge. Obwohl er sein eigenes Blut beherrscht hindert er es nicht daran hinab zu laufen.

Bevor ich meinen wirren Satz erneut beginnen kann unterbricht uns ein klopfen an der Tür und wir fahren beide gemeinsam herum. Chosos Blutklinge glitzert im untergehenden Sonnenlicht.

,, Yua? "

Ab da an ist alles anders...

Blood is thicker than WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt