Kapitel 10.1

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Ich brenne. Meine Haut brennt. Diese unerträgliche Hitze klettert langsam, ganz ohne Hemmungen, meinen Körper hoch, ohne dass ich irgendwas machen kann. Ohne dass ich mich wehren kann.

Diese Hitze versucht mich zu verschlingen, indem sie langsam meinen gesamten Körper verzehrt und mich zu ihresgleichen macht. Mich zu ihrer Nahrung, die sie freudig entgegennimmt. Diese unerträgliche Hitze macht mich zu ihr!

Es gibt aber Hoffnung! Es scheint, als will diese Dunkelheit mich vor der Hitze schützen zu wollen. Aber eine andere Kraft kämpft gegen die Dunkelheit an. Ich weiß nicht, wer das ist. Wer da kämpft. Aber ich weiß, dass die Dunkelheit Schutz und Sicherheit verspricht. Also versuche ich weiter in dieser Dunkelheit zu verschwinden und mich zu schützen, vor dieser unerträglichen und monsterischen Hitze.

Jedoch ist diese Kraft viel zu stark. Ohne großes Zögern packt diese Kraft meinen Körper und zieht mich ins Leben. Aus dieser schützenden Dunkelheit und setzt mich der Hitze komplett aus, die mich sofort zu verschlingen versucht.

Das Schlimmste ist aber, dass ich mich nicht wehren kann. Und das weiß ich ganz genau und spüre es am ganzen Körper.

Ein unerträglicher Schmerz breitet sich von meinem Bein aus. Ich habe mir mal vor Jahren meinen Arm gebrochen und das Bein füllt sich genau so an. Ob es gebrochen ist? Jedoch kommt noch das Gefühl, dass irgendetwas Schweres auf dem Bein liegt, dazu. Und macht mir den Kampf gegen die Hitze und zurück in die Dunkelheit zu gelangen unmöglich.

Schmerzerfüllt öffne ich meine Augen und ich kann meinen Augen selber nicht glauben. Das ganze Haus liegt in Schutt und Asche, während lautes Gekreische durch das Feuer verstärkt. Und ich bin mitten drin.

Das Haus, also das, was davon noch über geblieben ist, wird von den Feuerzungen immer mehr verschlungen werden. Es ist schrecklich, mit ansehen zu müssen.

Ich kenne dieses Gebäude, seitdem ich lebe, und jetzt liegt es in Schutt und Asche. Ich bin nicht wirklich darüber erschüttert, dass dieses Haus zerstört ist, sondern darüber, dass dieser Drache wieder gewonnen hat und wieder einen Teil meiner kleinen Stadt zerstört hat. Oder sollte ich lieber sagen, Onyx?

Eine weitere Schmerzenswelle jagt durch meinen Körper.

Vorsichtig drehe ich mich von meinem Bauch auf den Rücken und setzte mich langsam auf, ohne mein Bein zu belasten. Obwohl ich es nicht mal mit den besten Wünschen geschafft hätte. Ein gigantischer Balken liegt auf meinem Bein und ich würde mich nicht wundern, wenn dieser auch meine Knochen darunter komplett zerstört hat.

Ein Gefühl von Leere breitet sich in meinem Bauch aus, wenn ich dran denke, dass ich vielleicht nie wieder gehen kann.

Das Gefühl von Leere verstärkt sich, aber ein weiteres Gefühl von Übelkeit kommt hinzu, als ich den Leichenhaufen entdecke.

Inmitten des albtraumhaften Szenarios aus Schutt und Asche liegt ein Leichenhaufen. Die Körper, blutüberströmt und entstellt, sind wahllos übereinander gestapelt. Blut sickert in dicken Rinnsalen zwischen den reglosen Gliedmaßen hervor, vermischt sich mit der Asche und bildet dunkelrote Pfützen auf dem verbrannten Boden.

Überall zeigen sich die schrecklichen Spuren des Feuers, verkohlte Gliedmaßen, verbrannte Haut und schrecklich verzerrte Gesichter, eingefroren in einem letzten Moment des Schmerzes und der Angst. Die Leichen sind teils bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, ihre Kleidung in Fetzen, ihre Körper von den Flammen zerfressen.

Das Haus, jetzt ein Trümmerfeld, bietet eine gespenstische Kulisse. Überall ragen verkohlte Balken in den Nachthimmel, während kleine Flammenzungen noch immer an den Überresten lecken. Rauch steigt in dichten Wolken auf und trägt den beißenden Geruch von verbranntem Fleisch und verkohltem Holz in die Umgebung.

Zwischen den Leichen und den Trümmern liegen Überreste von Möbeln und persönlichen Gegenständen, die kaum mehr als Schatten ihrer früheren Existenz sind.

Ascheflocken, die wie unheilige Schneeflocken durch die Luft tanzen und die unheimliche Szenerie in einen grauen Schleier hüllen.

Es ist ein Anblick des Grauens, den ich nie aus meinem Kopf kriegen werde.

Entsetzt wende ich meinen Blick ab und bemerke, dass eine Feuerzunge auf mich zu gekrabbelt kommt. Diese Feuerzunge will mich fressen wie die Leichen.

Blanke Angst packt mich, während ich versuche, der Flamme irgendwie auszuweichen. Aber wie soll ich das, wenn ein Balken auf meinen Beinen liegt?

Je näher die Flamme kommt, desto größer scheint sie zu werden.

Immer wieder kreische ich aus Angst auf, immer und immer wieder. Zu meinem Glück, denn ein Feuerwehrteam wird auf mich aufmerksam.

Sie deuten auf mich und eilen schnell zu mir.

Einer der Männer beugt sich zu mir runter und streicht über meinen Arm. Zwei andere ersuchen, den Balken hochzuheben, während ein anderer ruhig zu mir spricht.

Aber ich verstehe nicht, was er sagt. Es fühlt sich so an, als wäre ich unter Wasser schwimmen. Nein, eher Ertrinken.

Mit aller Kraft versuche ich zu verstehen, was der Mann sagt, aber ich kann es einfach nicht verstehen.

Das schwere Gefühl von meinem Bein entfernt sich langsam, aber die Schmerzen nehmen zu. So stark, dass sich wieder die pure Dunkelheit vor meinen Augen legt.

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Hi, vielleicht habt ihr schon gemerkt, dass dieses Kapitel nur der erste Teil ist. Nächsten Sonntag gibt es dann den 2ten Teil. Hoffe ihr freut euch <3
LG

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