Autsch

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Als Eméric schließlich langsam aufwacht und seine Umgebung wieder wahrnimmt, ist es bereits morgen des nächsten Tages. Kurz scheint er etwas irritiert. Er kannte es lang nicht sich so schwach zu fühlen und Ruhe wirklich zu brauchen. Zu schlafen, um gesund zu werden, was er sonst nur tut, um die Nacht zu überbrücken. Eigentlich ist Schlaf an sich für ihn nichts Relevantes. Jetzt aber würde er seine Meinung wirklich überdenken.

Müde rappelt er sich allmählich auf, um kurz darauf die vergangene Nacht wieder vor Augen zu haben. Er spürt, wie sich seine Wangen leicht erhitzen und sein Herzschlag unnormal an Geschwindigkeit aufnimmt. Sein Körper spürt noch genau, was sie gestern Abend getrieben haben. Und das fühlt sich bei weitem besser an als die Schmerzen in seinem Mund. Immerhin blutet es nicht mehr...

Er schlägt die Decke bei Seite und rappelt sich langsam auf. Mit einem Seufzen quittiert er, dass er dringend Duschen gehen sollte, weshalb er eilig seine Kleidung zusammen sucht. Wo Nikolai wohl ist?

Schnell schlüpft er in Unterhose und Hose und knöpft das Hemd zu. Es ist erstaunlich aber Eméric fühlt sich nicht schlecht. Nicht diesmal. Er fühlt sich gut... Das mit Nikolai war schön. Er würde es gern näher beschreiben, aber es ist nun einmal eben so simpel. Er hat nicht das Gefühl von den Regeln erschlagen zu werden. Als wäre sein Kopf seit langem Mal frei, was tatsächlich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen abbildet.

Das Jackett ist ebenso schnell wieder gerichtet, sodass nur noch die Haare fehlen. Es soll schließlich nicht alles an ihm schreien, dass er ziemlich lang diese Nacht noch wach war. Als Eméric in den Spiegel blickt, stockt er bei seinem Anblick. Über die Jahrhunderte kennt man das eigene Antlitz in und auswendig. Und doch hält es ihn kurz fest. Ein blasser Mann. Rubinrote Augen funkeln ihm entgegen. Das pechschwarze Haar ist ein kleines Chaos für sich. An seinen Lippen ist noch etwas getrocknetes Blut. Und für einen Moment hat Eméric das Gefühl, vor ihm steht ein eigenes Lebewesen.

Klar, er war das. Schon immer. Aber sich so zu sehen, ohne das Halsband, was noch auf dem Bett liegt. Sich ganz allein zu sehen. Zu sehen, dass man lebt. Die Augen wach glänzen. Es fühlt sich irgendwie neu an.

Einen Augenblick hält der Anblick ihn noch fest, bis er schnell zum Bett geht und das Halsband greift, was seine Dienerschaft symbolisiert. Der eingravierte Name ‚Hawthorn' ist deutlich zu sehen. Und zum ersten Mal merkt Eméric ein Gefühl, was er noch nicht kannte. Reue und Abneigung.

Er runzelt irritiert die Stirn und schüttelt sich. Es gibt eine Menge zu tun. Er sollte hier nicht länger Zeit verstreichen lassen.

Gerade will er das Band anlegen, da wird die Tür geöffnet und niemand anderes als Nikolai kommt herein. Sofort wendet Eméric sich diesem zu, mit voller Aufmerksam bei dem Menschen, der irgendeine gewisse Wirkung auf ihn ausübt, die Eméric nicht erklären kann. Wach sehen die roten Augen zu dem Menschen, der stockt als er ihn erblickt.

Der Vampir lächelt tatsächlich leicht. „Verzeihung, ich habe ziemlich verschlafen", spricht Eméric und geht ein paar Schritte näher. Doch verwirrt ihn Nikolais abweisende und verschlossene Haltung. Hat Eméric schon wieder etwas falsch interpretiert und vergessen, wie Menschen handeln?

Wird wohl Zeit, dass er Nikolais so offener Art mal entgegenkommt, weshalb er schließlich sagt: „Danke, dass du gestern für mich da warst. Ich habe es wirklich schön empfunden..." Vielleicht war es wirklich nicht gut von Eméric immer so distanziert zu sein. Irgendwie hat er das auch verstanden. Nikolai ist pures Feuer von Energie. Kein Wunder, dass er ihn...

„Du solltest jetzt besser gehen", entgegnet Nikolai gleichmütig und sieht den Vampir mit einem Blick an, den dieser absolut nicht deuten kann.

Vollkommen verwirrt nickt Eméric. „Ich wollte mich sogleich an die Arbeit begeben. Es gilt einiges aufzuholen. Aber ich bin mir sicher, bis heute Abend alles beendet zu haben. Wir könnten dann..." – „Nichts. Maße dir nichts Weiteres an, nur weil ich dich gefickt habe. Du bist lediglich angestellt. Ein Vampir. Nichts weiter. Jetzt steh hier nicht, als seist du mehr und vergeudest trotzdem Zeit. Jetzt geh."

Bonds || BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt