Am nächsten Tag stand ich nur ungern auf. Mein Zug kam erst in ein paar Stunden, also verbrachte ich die Zeit noch mit den Jungs. Wir beschlossen ein neues Board für Andre zu kaufen. Jan und Cengiz fuhren mit ihren Boards zum Shop und Andre und ich fuhren mit den öffentlichen. Die fahrt über drehte er für das nächste TV-Video, was sich als ziemlich witzige Aktion herausstellte. Am Laden angekommen warteten die anderen schon auf uns. Wir fanden relativ schnell ein Board für Andre und auch ich fand etwas. Ein weißes Pennyboard mit schwarzen Rollen. Endlich konnten wir gemeinsam fahren und Jan war nun immer wieder am drehen. Gegen halb zwölf fuhren wir zurück und ich packte meine Sachen fertig.
Von Sarah und Cengiz hatte ich mich in der Wohnung schon verabschiedet. Nur Jan und Andre waren mit zum Bahnhof gekommen. Die fahrt über hatte ich mir eine Ausrede überlegt, um mich vor der Abfahrt noch mit Taddl treffen zu können. Allerdings war mir nicht wircklich etwas eingefallen. "Ich muss kurz aufs Klo...komme gleich wieder!" meinte ich nur kurz zu den Jungs und verschwand um die Ecke. Zielstrebig lief ich auf den Seitenausgang zu und verließ den Bahnhof. Der Parkplatz war fast voll und ganz hinten in der Ecke stand der weiße Van. Taddl lehnte gegen die eine Seite des Vans, die man vom Parkplatz nicht sehen konnte. Erst als ich vor dem Auto stand, sah ich ihn. "Hat dich jemand her gefahren?" fragte ich lächelnd und umarmte ihn. "Ja, Flo! Er wollte noch etwas besorgen und da hat er mich mitgenommen." obwohl seine Stimme glücklich klang, lächelte er nicht. "Ist etwas passiert?" fragte ich leicht erschrocken. "Schon vergessen? Du verlässt mich heute." Jetzt verschwand auch mein lächeln und ich sah ihm tief in die Augen. 'Taddl! Ich verlass dich nicht, das würde ich niemals tun. Wir bleiben in Kontakt und wenn es möglich ist, komme ich das nächste Wochenende nach Köln." ohne Vorwarnung nahm er mein Gesicht in seine Hände und Küsste mich. Der Kuss war so intensiv, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte ihn zu küssen, doch schon nach kurzer Zeit löste er seine Lippen wieder von meinen. "Versprochen?" flüsterte er in mein Ohr und ich nickte. Für einen kurzen Moment hatte es mir die Stimme verschlagen. "Du hast mir den Abschied nicht gerade einfacher gemacht!" protestierte ich und ein weites grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit "Gut!". Leise fing ich an zu lachen. Seufzend sah ich zum Bahnhofsgebäude "Ich muss los!". Er sah enttäuscht aus und auch ich wollte nicht wircklich gehen. "Ich werde dich vermissen." er gab mir noch einen kurzen Kuss bevor ich wieder vors Auto lief. "Ich schreib dir wenn ich daheim angekommen bin!" rief ich ihm noch zu bevor ich wieder zum Bahnhof rannte. Mir viel auf, dass ich schon eine gute viertel Stunde weg war. Als ich endlich wieder bei den Jungs war, warteten die schon ungeduldig auf mich. "Mel, endlich! Wo warst du? Hattest du etwa verstopfungen oder was war los?" fragte Andre leicht aufgebracht und ich nahm schnell meinen Koffer. "Tut mir echt leid. Ich...hab mich verlaufen." redete ich mich klein laut aus der Situation. Er zog zwar seine Stirn in falten, fragte aber nicht weiter nach. Meinen Zug hatte ich gerade noch erwischt und jetzt saß ich alleine in meinem Abteil auf dem Weg nach Nürnberg. Die ganze Zugfahrt verbrachte ich damit, über Taddl und mich nachzudenken. Die ganze Sache war so unglaubwürdig, dass ich es sogar schon in Erwähnung zog, die ganze Zeit über zu schlafen und das alles nur geträumt zu haben, allerdings hatte sich der Kuss dafür viel zu echt angefühlt.
Daheim angekommen, stellte ich meine Sachen nur kurz in mein Zimmer und legte mich auf die Coach. Meine Mum hatte mich vom Bahnhof abgeholt und war dann anschließend zu Freunden gefahren. Mein Dad war schon dort. Froh darüber alleine zu sein, schaltete ich den Fernseher an. Natürlich kam nur Blödsinn, weswegen ich alle Kanäle durch zappte. 122,123,124,125,127! 127? Ich schaltete eine Nummer zurück, doch statt 126 kam wieder 125. Ohne nachzudenken gab ich 126 in die Fernbedienung ein. Der Bildschirm wurde schwarz und ich wollte schon wieder umschalten, als der Bildschirm auf einmal mein Zimmer aus vier verschieden Blickwinkeln zeigte. Zuerst verstand ich nicht, was das sollte, bis ich mir auf einmal im klaren war, was das sein musste. Ich sprang auf und rannte in mein Zimmer, dann suchte ich nach Kameras...und fand sie! Fassungslos starrte ich die Mini Cams in meiner Hand an. Das war nicht ihr ernst, das konnten meine Eltern nicht getan haben. Doch den Beweis hatte ich in meinen Händen. Schreien knallte ich die Kameras auf den Boden. Meine Gedanken überschlugen sich, wie lange beobachteten sie mich schon? Wo hatten sie noch Kameras angebracht? War das ganze Haus voll damit? Ich musste hier weg, das stand fest! In wenigen Minuten hatte ich das wenige Bargeld und meine Kreditkarte in meiner, immer noch unberührten, Tasche verstaut und meine Schuhe angezogen. Zum Bahnhof brauchte ich mit den Öffentlichen eine halbe Stunde, aber das machte mir nichts aus. Zu Freunden in meiner Nähe konnte ich nicht. Da würden meine Eltern mich zuerst suchen, wenn sie mich überhaupt wieder finden wollten! Also fuhr ich zu Leuten, die sie nicht kannten: die Apes! Die Karten waren schnell gekauft und innerhalb 15 Minuten war ich schon wieder auf dem Weg nach Köln. Im Zug war ich vollkommen alleine. Es war schon Abends, jedoch wunderte mich das leere Abteil schon sehr. Ich Zog meine Cap und die verspiegelte Brille an und verbrachte den Rest der fahrt, mir Gedanken darüber zu machen, wie es jetzt weiter gehen sollte. Kam aber auf kein wirkliches Ergebnis. Da ich keine Lust hatte, Ubahn zu fahren, beschloss ich den Weg zu den Jungs zu laufen, was sich als eine Bescheuerte Idee heraus stellte. Als ich ankam, war es schon dunkel. Die Haustür stand offen, weswegen ich einfach rein ging. Meine Hand zitterte Leicht als ich vor der Wohnungstür stand und die Klingel bestätigte. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür!
DU LIEST GERADE
Undercover girl
FanfictionHundert Gesichter, zwei Leben, aber ein und das selbe Problem.