Nach der seltsamen Begegnung fuhr ich noch eine halbe Stunde mit dem Bus, bevor der kilometerweit von Sieseby seine Endsstation erreichte. Nun stehe ich ziemlich planlos vor einem Wald und ärgere mich, den Tipp des Jungen nicht befolgt zu haben, denn ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo ich bin. Die Bushaltestelle heißt alter Wald, was mir nicht wirklich weiterhilft. Das dies ein alter Wald ist sieht man schließlich, ich wüsste nur gerne, in welchem Ort dieser alte Wald liegt. Jedenfalls nicht in Sieseby oder einem der umliegendem Dörfern, dort kenne ich mich aus. Außerdem ist der Bus so lange gefahren, dass ich endlos weit von Sieseby entfernt sein könnte. Seufzend hole ich mein Handy raus. Es wird zwar peinlich werden, aber es sieht so aus, als müsse ich meine Eltern anrufen. Doch mein Handy hat andere Pläne, es hat nämlich keinen Empfang. Typisch.Nach einiger Zeit fällt mir auf, dass gegenüber von mir, also auf der anderen Straßenseite, noch eine Bushaltestelle ist. Ich rappele mich also auf und trotte lustlos über die leere Straße, um auf den Plan zu schauen. Es kommt zwar ein weiterer Bus, aber erst in zwei Stunden. Und die Gegend, durch die der Bus gefahren ist, sah schon länger so aus wie hier. Die nächste Haltestelle ist weit entfernt. Mir bleibt also kaum etwas anders übrig als hier zu warten. Wenigstens hat die Bushaltestelle einen Unterstand mit Sitzen, wo ich jetzt Platz nehme. Eigentlich ist es hier ja wirklich schon. Die Sonne scheint, aber durch das dichte Blätterdach ist es nicht zu warm, die Vögel zwitschern fröhlich und ein Geruch von Moos und Bäumen liegt in der Luft. Perfekt zum Wandern. Nur dass ich gerade eigentlich nicht wandern möchte, sondern einen Bus finden, der mich nach Hause bringt. Aber genau das bleibt mir verwehrt. Typisch.
Die zwei Stunden werden zu den langweiligsten zwei Stunden meines Lebens. Bereits jetzt, nach nur einer halben Stunde, habe ich absolut keine Ideen, was ich mit der Zeit anstellen soll. Ich habe keinen Empfang, also auch kein Tik Tok, YouTube oder Wattpad, ich habe keine Bücher dabei, keine Spiele auf meinem Handy, die ohne Internet funktionieren, garnichts. Ich beschließe also einfach, etwas zu schlafen um die Zeit zu vertreiben. Die Bank ist zwar nicht sonderlich gemütlich, aber so müde wie ich auf einmal bin ist mir das ziemlich egal. Noch im selben Moment, in dem ich das denke, bin ich auch schon weggeschlummert.
Langsam schlage ich meine Augen auf. Wie lange habe ich geschlafen? Ich weiß es nicht. Ich reibe mir leicht über meine Augen, um die Kruste um meine Wimpern zu beseitigen, die mir die Sicht versperrt. Dann setzte ich mich wieder gerade hin- und ziehe scharf die Luft ein. Wie es scheint habe ich sehr lange geschlafen, denn mein Rücken fühlt sich steifer an als jemals zuvor.
„Daher solltest du auch nicht auf einer einfachen Holzbank schlafen", tadele ich mich selbst. Langsam strecke ich meine Arme durch und biege meinen Rücken, um wieder beweglicher zu werden. Dabei fällt mir auch das Prasseln auf. Verwirrt schaue ich auf die Straße, wo ein einziger Bach fließt. Zumindest hat die Bushaltestelle ein Dach, wodurch ich nicht nass werde. Mein Rücken wird langsam wieder besser und ich lasse mich zurück auf die Bank plumpsen. Neben mir sitzt jemand. So nass wie seine Haare sind ist er wohl gerade erst angekommen, seine Klamotten tropfen auf den Boden.
„Na, wieder wach?", fragt er, während er sich zu mir dreht. Erschrocken zucke ich zusammen. Es ist der selbe Junge aus dem Bus. Wie kommt er hier her? Und wieso? Er ist doch schon lange vor mir ausgestiegen, die Bushaltestelle liegt kilometerweit zurück!
„Wärst du mal in den Bus gestiegen, den ich dir empfohlen habe, was?", meint er. Ich antworte nicht, da ich keine Lust auf Gespräche habe. Erst recht nicht mit Fremden.
„Och komm schon." Er schmollt. Oder zumindest tut er so, ich kann den belustigten Funken in seinen Augen sehen. Nicht, dass ich besonders auf seine Augen achten würde. Wieso sollte ich auch auf diese wundervoll blauen Augen achten? Die mich so wundervoll verschmitzt ansehen?
Iih. Angeekelt von meinen eigenen Gedanken sehe ich weg. Dieser Typ ist seltsam, egal wie er aussieht. Und es stimmt, ich habe nicht auf seine Augen geachtet.Ich höre den Bus schon bevor er ankommt, die Reifen auf der nassen Straße sind nicht zu überhören. Trotzdem bleibe ich in dem Häuschen, um nicht sofort pitschnass zu sein. Erst, als der Bus um die Kurve fährt, stelle ich mich außerhalb des Daches hin. Zum Glück sieht der Fahrer mich und hält an. Dankend steige ich ein, hinter mir der Junge. Irgendwie habe ich gehofft, er wolle nicht diesen Bus nehmen. Eine sinnlose Hoffnung, schließlich fährt hier scheinbar nur ein Bus. Trotzdem ist er leer, keine einzige Person sitzt drin. Ich kuschle mich auf einen Fenstersitz und genieße die wohlige Wärme, die im Bus herrscht. Auch ziehe ich meine vollkommen nasse Jacke aus und lege sie neben mich, damit der Junge sich nicht dort hinsetzen kann. Stattdessen belegt er den zweier neben mir.
„Das ist mal ein Wetter, was?"
Ich antworte nicht, sondern lehne nur meinen Kopf gegen die kalte Fensterscheibe.
„Komm schon Ava, geschlafen hast du nun wirklich genug."
Erschrocken fahre ich hoch. Woher kennt er meinen Namen? Das frage ich ihn dann auch. Doch nun bekomme ich keine Antwort, nur ein verschmitztes Grinsen. Anschließend dreht sich der Junge von mir weg, was ich ihm dankend gleichtue. Toll. Ich habe einen Stalker.
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Es ist ein Spiel. Alles.
FantasyAva ist ein ganz normales Mädchen. Fängt so nicht jede Geschichte an? Nun, sie ist nicht ganz so normal wie gedacht. Sie ist nämlich kein Mensch, sondern eine Kreatur, die man nur aus Büchern kennt. Eine gefährliche, ja, sogar tödliche Kreatur, die...