|Kapitel 10|

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Die Tür fällt ins Schloss. Klick-klack. Das bedeutet wohl, ich bin wieder eingeschlossen. Was ist gerade passiert? Ich habe... Antworten bekommen. Schätze ich. Nur dass die Antworten nicht gerade so waren, wie ich es erwartet hatte. So gar nicht. Gonvebtures. So ein Quatsch. Gäbe es die wüsste man das doch bestimmt, schließlich können die sich schlecht Jahrhunderte lang versteckt halten, das geht doch nicht. Und dieses Spiel... Wie soll man Menschen als Spielfiguren einsetzen? Zumindest davon müsste man doch etwas mitbekommen. Und wie sollen die anderen Teams die Welt übernehmen? Es leben immerhin recht viele Menschen auf der Erde.

Ich liege immer noch auf der Couch. Es ist bestimmt schon eine Stunde vergangen, seit Sam wieder raus gegangen ist. Eine Stunde, in der ich über seine Geschichte nachgedacht habe. Und in der ich immer weniger und weniger an ihr zweifle. Immerhin würde sie das erklären, was in der Folterkammer passiert ist. Was schon einmal ein Fortschritt wäre. Trotzdem...

Wissenschaftlich gesehen ist sie vollkommen unmöglich.

Aber aus meiner Perspektive ergibt sie nun einmal Sinn und ich wurde gekidnappt und ich habe Hunger und ich stehe unter Schock daher darf ich jetzt auch Geschichten glauben, die absolut keinen Sinn ergeben, egal ob sie unmöglich sind oder nicht. Also ja, ich glaube Sam. Was bleibt mir auch anderes übrig?

Ich muss wieder eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwache sind meine Lider schwer und meine Haare zerzaust. Wie lange ich wohl noch hier drin bleiben werde? Und wann es wohl etwas zu essen gibt?
Als hätte jemand meinen Wunsch erhört klopft es an der Tür.

„Ja?", rufe ich.

Die Tür öffnet sich lautstark. Klick-klack.
Und da ist Licht, zu viel Licht, viel zu viel Licht.
Zum Glück schließt Sam, ich bin mir sicher es ist Sam, die Tür hinter sich.

„Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht", meint er.

Diese Worte sind pure Musik in meinen Ohren.

„Es gibt Reis mit Hähnchen und Currysauce, magst du das?"

Ich nicke wie wild, bis mir einfällt, dass er mich bei diesem nicht vorhandenem Licht nicht sehen kann.

„Ja, natürlich!"

Ich schnappe mir den Teller und schlinge das Essen hinunter. Sam gibt mir noch ein Glas mit Wasser dazu.

„Hier ist auch noch eine Flasche. Es ist jetzt gerade zehn Uhr abends, also gehe ich jetzt schlafen. Du wenn du möchtest auch, morgen musst du früh aufstehen, wir haben einiges vor. Sei besser ausgeruht."

Und somit macht er sich auf den Weg nach draußen und lässt mich wieder alleine in dem dunklem Zimmer zurück. Zumindest habe ich jetzt etwas im Magen- was ich auch dringend gebraucht habe, schließlich hatte ich kein Mittag- und eine Wasserflasche neben meinem Bett. Das ist eigentlich alles was ich brauche, auch wenn eine Decke nicht schlecht wäre, denn es ist kühl und ich habe immer noch mein dünnes Sommerkleidchen an. Was ich komischerweise nicht brauche ist ein Verband für meinen Bauch, dieser muss im Schlaf verheilt sein. Ob diese Gonvebtures auch schneller heilen? Ich glaube nicht, dass die Wunde so oberflächlich gewesen ist, dass ich sie normalerweise innerhalb weniger Stunden komplett geheilt hätte. Erst recht nicht ohne Medikamente oder Verbände. Beschweren möchte ich mich aber nicht.

Seufzend lege ich mich wieder hin. Eigentlich bin ich nicht müde, schließlich habe ich einen Großteil des Tages verschlafen. Und ich muss an meine Mama denken. Ob sie sich Sorgen macht? Wahrscheinlich eher nicht, sie kommt später nach Hause und ich übernachte häufig bei Freunden ohne ihr Bescheid zu sagen, das ist bei uns so üblich. Sorgen machen wird sie sich wenn die Schule anruft, dass ich zwei Tage in Folge nicht da war. Ich schwänze manchmal, das weiß sie auch, aber nie mehrere Tage hintereinander. Dann wird sie mich anrufen und ich werde nicht abnehmen, weil man mir mein Handy abgenommen hat. Dann wird sie meine Freunde anrufen und die werden ihr sagen, dass sie mich noch nicht gesehen hat. Und dann wird sie sich erst richtig Sorgen machen. Ich werde Sam morgen darauf ansprechen müssen.

Irgendwann schlafe ich dann doch ein und falle in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

„Ava? Ava!"

Verwirrt öffne ich meine Augen. Wer ist das? Wo bin ich? Ich bin nicht zuhause. Aber... nein... stimmt. Ich erinnere mich. Ich wurde entführt und warte auf Antworten, die Geschichte von den Zwillings-Menschen hat mir nicht wirklich gereicht. Aber wer ruft da? Sam oder Elane?
Ich drehe mich auf die Seite und luge unter meinem Haarvorhang hervor. Sofort bereue ich es, Sam hat das Licht angeschaltet.

„Gut, du bist wach. Hier hast du dein Essen, daneben ein Schlüssel zu dem Raum nebenan. Mach dich fertig, zieh dir was frisches an, in einer Stunde hole ich dich wieder ab."

Es ist Sam. Ich nicke, dann drehe ich mich wieder um, damit es wieder dunkler wird. Was aber irgendwie nicht funktioniert. Aber Sam geht nicht wieder raus. Wahrscheinlich will er sicher sein, dass ich nicht wieder einschlafe. Was ich ihm nicht verdenken kann. Es muss früh sein, denn ich bin wirklich, wirklich müde. Leider habe ich meine Uhr nicht dabei. Wollte ich Sam nicht etwas fragen? Stimmt, meine Mutter.

„Was ist eigentlich mit meiner Familie? Ich meine... Weiß sie, dass ich... Naja..."

Sam schaut mich nachdenklich an.

„Es ist... Kompliziert. Weißt du, noch ja, aber... Naja. Darüber reden wir später. Mach dich erst einmal fertig."

Was soll das heißen, noch ja? Etwa nicht mehr lange? Schluss, Ava. Hör auf nachzudenken. Ich soll mich also fertig machen.

Heute mal ein nicht wirklich wichtiges oder spannendes Kapitel. Das kommt wieder, versprochen!

Es ist ein Spiel. Alles.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt