Schläfrig öffne ich meine Augen. Wann bin ich eingeschlafen? Keine Ahnung.Irgendetwas ist komisch mit meinen Augen, denn ich sehe, auch mit geöffneten Augen, nichts. Nur schwarze Leere. Wieso sehe ich nichts? Ich blinzle einmal, dann zweimal, dann dreimal. Aber ich sehe immer noch nichts. Ich schüttele leicht denn Kopf, da fällt es mir auf: irgendetwas sitzt auf meinem Kopf. Um mein Gesicht. Irgendetwas versperrt mir die Sicht.
Mein Atem wird schnelle, was nicht gut ist, da sich dadurch die Luft unter diesem Etwas aufheizt. Und dicker wird sie auch, ich kriege kaum noch Luft. Was ist gestern passiert? Ich überlege angestrengt, ziehe die Stirn kraus und versuche das Pochen hinter meinen Schläfen zu ignorieren. Dann fällt es mir wieder ein. Der Bus. Das Gewitter. Die Hütte. Sam. Der Sack. Die Fesseln. Die... Spritzen. Sind die Spritzen der Grund für das Pochen in meinem Kopf? Ich weiß es nicht. Aber ich habe auch keine Zeit darüber nachzudenken, denn mir wird plötzlich der Sack vom Kopf gerissen.
Geblendet von dem plötzlichem Licht kneife ich die Augen zu und ziehe erschrocken eine Grimasse. Gleichzeitig atme ich erleichtert die frische Luft ein, nun, da der Sack weg ist. So bleibe ich kurz sitzen, keuchend und zitternd, bis ich mich traue, die Augen aufzumachen.
Vor mir steht Sam. Glaube ich. Denn dieser jemand sieht nicht aus wie Sam. Doch, tut er. Er sieht aus, wie die Fantasybuch-Version von Sam. Auf seinem Nacken pulsiert ein Tattoo in der Form einer Rose (was zur- es pulsiert), er trägt einen langen Umhang wie man ihn aus Filmen und Büchern wie Herr der Ringe kennt, seine Haare sind noch dunkler als vorher und sein Gesicht... Es ist einfach perfekt. So etwas, so jemand, kann einfach nicht echt sein. Was bedeutet, ich träume. Definitiv. Das ist die einzige Logische Erklärung. Gut, der Umhang und die Haare könnten noch echt sein. Ebenso das Gesicht, schließlich gibt es Make-Up. Aber Tattoos pulsieren nicht. Sie tun es einfach nicht. Also ist all das nicht echt. Auch wenn es sich verdammt echt anfühlt.
„Gut, du bist wach."
Das war Sam. Ob er wirklich einfach Sam heißt? Nicht... Samuel?
„Wie geht's dir?"
Wütend schaue ich ihn an.
„Och, total gut. Ich liebe es, gekidnappt zu werden, Drogen verabreicht zu bekommen und fast in einem Sack zu ersticken. Wirklich. Können wir gerne wiederholen."
Meine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus. Mir geht es natürlich nicht gut. Was ist das für eine dumme Frage?
„Es tut mir leid."
Sam schaut mich so durchdringend an, als wolle er mir allein durch diesen Blick klar machen, dass er es ernst meint. Aber ich bin schon einmal in diesen wundervoll blauen Augen ertrunken. Jetzt sitze ich hier, weiterhin gefesselt. Höchstwahrscheinlich unter Drogen, allein der Gedanke lässt mich schaudern.
„Dann binde mich doch los, wenn es dir so leid tut. Das wäre doch mal eine angemessene Entschuldigung."
Sam schüttelt den Kopf. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Wieso sollte er mich jetzt losbinden?
„Das geht nicht. Du würdest abhauen."
Ja ach was.
„Aber du bist noch nicht so weit. Du hast dich noch nicht entfaltet."
Er schon wieder mit seinem entfalten. Entfaalten. Entfahahahalllten. Wieso finde ich das so lustig?
„Das was du gespritzt bekommen hast war übrigens Mallosäure."
Mallosäure? Davon habe ich noch nie gehört. Dabei bin ich eigentlich sehr gut in Chemie.
„Und du bist dir sicher, dass diese... Mallosäure mich nicht umbringen wird?", frage ich zweifelnd.
Sam fängt plötzlich an wie ein Irrer zu grinsen und schüttelt eifrig den Kopf, als hätte er nur darauf gewartet, dass das Gespräch endlich in diese Richtung geht.
„Nein. Definitiv nicht. Weißt du was? Ich habe sie auch mal verabreicht bekommen."
Und jetzt bist du verrückt.
„Und dann habe ich mich entfaltet."
Entfalalalalalalaltet.
„Und wie du siehst geht es mir mehr als gut."
Aaaha. Er hat sich also auch entfaltet. Was auch immer das heißt. Ist mir aber eigentlich auch egal, ich arbeite gerade an meinem Fluchtplan. Nicht, dass ich einen habe. Ich arbeite daran.
Mir gegenüber steht ein Tisch, auf dem eine Schere liegt. Aber ich kann nicht einfach langsam rüber ruckeln, den erstens ist der Stuhl, auf dem ich sitze, am Boden befestigt, und zweitens steht Sam immer noch vor mir. Die Möglichkeit fällt also schon einmal raus. Die andere Möglichkeit ist... Nun... Ich arbeite daran.„Möchtest du garnicht wissen, was es heißt, sich zu entfalten?"
Entfaaaaaaaaalten.
Ich schüttele desinteressiert den Kopf, als mir etwas auffällt: Ich habe wieder einen Knebel im Mund. Der war eben noch nicht da gewesen. Verwirrt schaue ich Sam an, doch der schaut nur traurig zurück, als könne er es nicht ertragen, mir nicht zu erzählen, was entfalten heißt.
Entfaaaaallllaaallllaaalllaalaaaalten.
„Dann eben nicht."
Scheinbar beleidigt dreht Sam sich von mir weg. Soll er. Er ist schließlich nicht derjenige, der gekidnappt wurde und sich jetzt entfalten (entfalalalalalalalalten) soll.
Ich kaue auf meinem Knebel rum. Er schmeckt bitter, nach Sabber und Schweiß. Ich hoffe inständig, dass es mein Sabber und mein Schweiß ist. Aber er muss ab. Er muss ab er muss ab er muss ab. Das ist gerade alles, woran ich denken kann. Komisch, schließlich ist dieser Knebel nicht die Gefahr, sondern Sam. Oder meine Fesseln. Aber er muss ab er muss ab er muss ab. Wieso mache ich so ein Drama um diesen blöden Knebel? Besonders, da ich ihn sowieso nicht abbekommen werde, so fest wie er um meinen Kopf gebunden ist. Da hätte ich bessere Chancen bei meinen Fesseln.
„Wir müssen kurz warten, dann kann ich den Knebel eventuell wieder ab nehmen. Kommt drauf an, was du bist."
Was ich bin? Das kann ich ihm sagen: Sauer. So sauer wie nie zuvor. Es wäre wahrscheinlich schlauer, Angst zu haben, schließlich wurde ich gekidnappt, habe Drogen verabreicht bekommen und soll mich jetzt entfalten (entfahaha- och, hör schon auf damit, so lustig ist es nun auch wieder nicht). Angst wäre definitiv angemessen. Aber komischerweise habe ich absolut keine Angst. Schon dumm, aber wenigstens habe ich so einen klaren Kopf. Zumindest halbwegs.
„Ich bin ein Magier, beziehungsweise Hexer, ich habe mich auf die dunkle Magie und Hexerei spezialisiert. Nur mal so."
————
...
Du nimmst wirklich an, Ava wird dir das glauben? Naja...
Wenn ihr Rechtschreib/Grammatik/Logikfehler entdeckt, schreibt sie mir gerne, ich hatte keine Zeit zu kontrollieren :I
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Es ist ein Spiel. Alles.
FantasyAva ist ein ganz normales Mädchen. Fängt so nicht jede Geschichte an? Nun, sie ist nicht ganz so normal wie gedacht. Sie ist nämlich kein Mensch, sondern eine Kreatur, die man nur aus Büchern kennt. Eine gefährliche, ja, sogar tödliche Kreatur, die...