Ich schaffe es nicht, noch einmal einzuschlafen, dafür ist das Gewitter viel zu laut und die Fahrt viel zu holperig. Der Bus fährt aber auch nur durch irgendwelche Feldwege mit tausenden von Schlaglöchern und Hügeln. So langsam bezweifle ich, den richtigen Bus genommen zu haben. Aber eigentlich wäre es logisch, wenn die Endstation in einer Stadt oder zumindest in einem Dorf wäre, daher bleibe ich drinnen. Etwas anderes bleibt mir auch kaum übrig, da wir schon seit einer halben Stunde fahren und noch an keiner einzigen Haltestelle vorbeigekommen sind. Außerdem scheint das Unwetter uns zu folgen. Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen den Sitz. Wäre ich nur zur Schule gegangen. Ein Blick auf mein Handy sagt mir außerdem, dass es schon nach Schulschluss ist. Ich wäre jetzt schon zuhause. Und ich habe keinen Empfang, kann also auch niemanden anrufen und kein Google Maps verwenden. Wäre ich nur zur Schule gegangen.Eine halbe Stunde später hält der Bus. Zum erstem Mal, seit ich eingestiegen bin.
„Endstation, bitte aussteigen", lässt der Fahrer uns wissen. Ich wage einen Blick aus dem Fenster, in der Hoffnung auf Häuser, die ich bisher übersehen habe. Aber da sind keine. Um uns herum stehen nur Bäume, Bäume und noch mehr Bäume. Nicht, dass ich etwas gegen Bäume hätte, aber gerade wären mir Häuser, Menschen und Straßen lieber. Einfach, weil ich dann jemanden nach der Richtung fragen könnte. Oder in einem gemütlichem Café auf das Ende des Gewitters warten könnte, das weiterhin um uns herum tobt. Ein weiterer Grund warum ich mich gerade nicht gerne im Wald aufhalten möchte. Es weiß schließlich jedes Kind dass das bei einem Gewitter so ziemlich das Dümmste ist, was man machen kann.
„Entschuldigen sie?", frage ich den Fahrer, „Gibt es in der Nähe eine Bushaltestelle mit einem Bus, der zurück fährt? Oder generell einen Bus, der zurück fährt?"
Der Busfahrer tippt kurz etwas auf seinem Bildschirm, dann lehnt er sich aus dem Fahrerhäuschen und sieht mich mitleidig an. Er ist schon etwas älter, vielleicht Mitte fünfzig, hat graue Haare, die bereits etwas lichter werden, und einen Dreitagebart.
„Leider nicht, nein. In einem Umkreis von zwanzig Kilometern ist das hier die einzige Bushaltestelle und dieser Bus fährt nur einmal am Tag. Du bist hier mitten in der Einöde. Ich würde dich auch gerne mitnehmen, aber der Bus endet hier und das darf ich nicht."
Er zuckt entschuldigend mit den Schultern. Ich winke ab.
„Kein Problem. Ich finde auch so zurück." Der Fahrer lächelt nur.Ich lächle ebenfalls, setzte eine Maske auf. Na toll. Dieser Bus hat mich wahrscheinlich noch weiter von Sieseby weggebracht als ich es eh schon war, denn von einer solchen Einöde weiß ich nichts. Aber mir bleibt nichts anderes übrig als meine Sachen zu nehmen und auszusteigen. Ich bin im nu komplett durchnässt, meine Klamotten kleben an meinem Körper. Vor mir steht der Junge, ebenfalls nass wie sonst was.
„Na, verfahren?", fragt er. Ich gebe mich geschlagen und nicke. Er ist zwar komisch und allem Anschein nach ein Stalker, aber er scheint sich hier auszukennen, jedenfalls sieht er nicht mal ansatzweise so verzweifelt aus, wie ich mich fühle.
„Das nächste Dorf liegt auf der anderen Seite des Waldes, das dauert, bis wir da sind. Bei dem Wetter heute keine schlaue Idee. Aber ein Freund von mir hat im Wald eine Hütte stehen, nicht weit weg von hier. Da können wir warten, bis es aufgehört hat."
Ich nicke dankbar. Eine Hütte klingt wundervoll, besonders, wenn sie nicht weit weg ist.Wir gehen durch den Wald. Wege gibt es hier nicht, die Straße, auf der der Bus gefahren ist, endete einige Meter weiter. Aber der Junge, Sam, wie er mir verriet, scheint zu wissen, wo wir lang müssen, also folge ich ihm einfach. Alle zehn Sekunden blitzt es, dicht gefolgt von ohrenbetäubendem Donner. Das Gewitter kann nicht weit weg sein. Unwirklich gehe ich einen Schritt schneller, lausche dem Quietschen von meinen nassen Schuhen und dem Prasseln des Regens auf das Blätterdach.
Das Wasser läuft an mir herunter, es fühlt sich an, als stünde ich unter der Dusche. Neben uns haben sich bereits kleine Bäche aus abfließendem Wasser gebildet. Kein Vogel zwitschert, keine Fliege fliegt umher, alle sie haben sich verkrochen, um sich vor den Wassermassen zu schützen. Wir müssen wirklich weit weg von Sieseby sein, denn dort war für heute strahlender Sonnenschein und Hitze angesagt.
Jetzt blitzt und donnert es fast gleichzeitig. Sam verfällt in einen Schritt, der schon an Rennen grenzt, ich sprinte ihm hinterher.
„Die Hütte ist gleich dort vorne!", ruft er mir durch den Regen durch zu. Ich nicke.
Wir rennen beide. Wieso weiß ich nicht, aber es gibt einem das Gefühl, eine größere Chance zu haben, das Gewitter zu überstehen. Normalerweise habe ich keine Angst vor Gewittern. Normalerweise bin ich aber auch nicht im Wald und renne vor im Sturm umstürzenden Bäumen davon.
Sam ist vor mir an der Hütte. Er reißt die Tür auf und verschwindet in ihrem Innerem, ich folge ihm so schnell ich kann. Drinnen angekommen schlage ich die Tür zu und sperre somit den Sturm und den Regen gleichermaßen aus wie das Gewitter, jedenfalls hoffe ich das.
Dann drehe ich mich um und schnappe überrascht nach Luft.Jaa, bisher merkt man noch nicht, dass es Fantasy, spannend und so weiter sein soll, oder? Das kommt noch, versprochen ^^
(wahrscheinlich ab dem nächstem Kapitel)
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Es ist ein Spiel. Alles.
FantasyAva ist ein ganz normales Mädchen. Fängt so nicht jede Geschichte an? Nun, sie ist nicht ganz so normal wie gedacht. Sie ist nämlich kein Mensch, sondern eine Kreatur, die man nur aus Büchern kennt. Eine gefährliche, ja, sogar tödliche Kreatur, die...