Prolog

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Aylas POV

„ABI 2025"
Das Großgeschriebene auf dem Banner vor dem Eingang meiner Schule ist kaum zu übersehen. Heute war es soweit, mein letzter Tag in der Schule und die akademische Abiturfeier. Endlich bin ich einen Schritt näher zu meinem Traum. Medizin an der Charité zu studieren. Große Freude breitet sich in meiner Brust allein an dem Gedanke daran. Ein letztes Mal schaue ich mir das Banner und das Schulgebäude an, bevor ich mich umdrehe und mich meinem Auto zuwende. Zu Hause werden wir das noch unter uns feiern mit meiner Lieblingstorte.

Vor unserem Haus merke ich direkt, dass was ganz ganz schief ist. Wenn ich genau Zuhöre hört man die Schreie und Gebrülle aus dem Haus. Ohne groß weiter zu denken renne ich schnell zur Tür und öffne sie. Beim betreten merke ich schon komische Leute, die ich noch nie gesehen habe, aber mir vorstellen kann wer die sind. Ihre schwarzen Anzüge und Sonnenbrillen kommen mir von den ganzen Serien, die ich geschaut habe sehr bekannt vor. Aber das kann nicht sein. Meine Familie ist nicht mit solchen Menschen verwickelt. Zuerst schauen sie mich schief an aber machen keinen Anzeichen darauf mich zu hindern das Wohnzimmer zu betreten.

Die Aussicht vor mir hält mich an und lässt mein Atem stocken. Meine stolzer Vater, der mir immer gesagt hat, dass ein Terin niemals sein Kopf vorneigt, steht jetzt vor mir auf seinen Knien vor einem Mitte 40 jährigen Mann. Meine Mutter daneben schaut nur zu Boden voller Scham. Es fühlt sich sehr surreal an, denn hätte mir jemand gestern gesagt, dass ich mit sowas begegnen werden würde, hätte ich gelacht und gesagt ja bestimmt in einem Albtraum. Das hier ist aber kein Albtraum. Noch haben sie mich nicht bemerkt, doch sobald ich mein Gleichgewicht kurz verliere, sodass ich fast nach vorne falle, schauen alle mich an.

Mein Vater ist der erste, der sofort seine Blicke wendet. Meine Mutter ist zuerst besorgt, aber auch sie wendet ihre Blicke zu Boden. Als ob ich sie bei etwas erwischt hätte, was ich nicht sehen sollte. Und vielleicht habe ich das auch. Zuletzt treffe ich auf die dunklen Augen des Mannes. Dieser gibt mir keine weitere Sekunde seiner Aufmerksamkeit und wendet sich wieder meinem Vater zu. „Du hast 3 Monate Zeit mir das Geld zu bringen, ansonsten wissen wir beide was passiert." noch ein letztes Mal schaut er mich an und begibt sich ur Tür, seine Männer eilen ihm hinterher. Nachdem die Tür hinter ihnen zu schließt ist erstmal eine Stille im Raum.

Noch immer bin ich von dem Anblick von eben geschockt. Mein Vater steht auf und setzt sich auf die Couch. Erwartend schaue ich sie an, jedoch kommt kein einziger Laut von ihnen raus. Die Ungeduld übertrifft mich und ich frage sie mit einer normalen aber leiseren Stimme als sonst „Was war das gerade?" Immer noch keine Antwort. „Kann mir mal einer erklären was hier los ist? Noluyor ya burda bu adamlar kimdi, neden evimizdeydiler, siz niye bu haldesiniz? Çıldıracam ya neden cevap vermiyorsunuz?!" (Was passiert hier, wer waren diese Männer, warum waren sie bei uns, warum seid ihr in dieser Lage. Ich werde doch verrückt man warum antwortet mir keiner?!)

Meine Mutter ist diejenige, die reagiert und mich zu einem der Sesseln zuweist. Mit zittrigen Beinen setze ich mich hin und schaue sie an. „Bunu görmemen lazımdı Ayla, neden erken geldinki?" (Das hättest du nicht sehen sollen Ayla, warum bist du überhaupt früher gekommen?)
"Anne şu an sorunumuz bu mu ya neler olduğunu anlatır mısınız artık?!" (Mama das ist doch gerade nicht das Thema könnt ihr mir mal endlich erzählen was hier passiert?!)
"Kızım biz bir senedir borçluyuz. O Adamlarda parayı geri istemeye geldiler. Babanın firması batıyor..." (Meine Tochter wir sind seit einem Jahr verschuldet und diese Männer sind gekommen, um das Geld abzuholen. Die Firma deines Vaters geht pleite...)
Ihre Tränen kamen langsam aus ihren Augen. Währenddessen bin ich von ihrer Aussage verblüfft.

Wie kann das sein ? Uns geht es doch finanziell sehr gut... Noch letzten Monat ist Kerem mit seinen Freunden Urlaub machen gegangen, wie kann es also sein, dass wir auf einmal komplett pleite sind? Das macht doch gar keinen Sinn. „Anne das macht doch keinen Sinn. Bir senedir diyorsun ama daha geçen ay Keremgil tatil yapmadımı, o zaman nerdeydi bu para sorunu?" (Du sagst, dass es seit einem Jahr so ist, aber noch letzten Monat sind doch Kerem und so Urlaub machen gegangen, wo war dann dieses Geldproblem)

"Biz siz üzülmeyin diye rahat olun diye demedik ama artık yapacak fazla bir şey kalmadı." (Wir haben euch davon nichts erzählt, damit ihr nicht traurig werdet aber jetzt gibt es nicht mehr viel zu tun)
"Peki ne yapmayı düşünüyorsunuz? Kredi felan mı?" (Okay was habt ihr dann nun vor? Wollt ihr ein Kredit nehmen oderso?)
"Yok onun için çok geç, firmanın bu halinde vermezler bize kredi felan." (Nein dafür ist es zu spät mit dieser Lage der Firma würden die uns kein Kredit geben.) "Eehh o zaman?" (Was dann)

Während dieser ganzen Konversation hat mein Vater kein einziges Wort ausgesprochen. „Ek işler yapıcam, annende çalışır bir şekilde buluruz parayı, sen kafanı takma." (Ich werde extra arbeiten und deine Mutter kann auch arbeiten, irgendwie werden wir schon das Geld bekommen, mach du dir keinen großen Kopf darüber)
"Ne demek kafanı takma Baba?! Bu hale gelmişiz ve bana hala bunu söylüyorsun. Kaç yaşıma gelmişim ve size bu durumda yardım etmiyeceğim öyle mi? Unutun bunu, bende işe girip bir şekilde size yardım ederim, fazla olmasa bile." (Was meinst du mach keinen großen Kopf darüber Vater?! Wir sind in so eine Lage gekommen und noch immer sagst du mir sowas. Ich bin schon so groß geworden und sollte euch bei so einer Situation nicht helfen? Vergisst das, ich werde auch eine Arbeit finden und euch irgendwie helfen, auch wenn es nicht viel ist.)

"Unut çabuk bunu Ayla sen ne için Abiturunu yaptın?! Okuyup Doktor olucak benim kızım!" (Vergiss das sofort Ayla, für was hast du dein Abitur gemacht?! Meine Tochter wird studieren und Ärztin werden!)
"Baba bu durumda nasıl böyle dersin, anlıyorum senin gibi hayatımız zor olmasın istiyorsun ama bazı şeylerden bizi koruyamssın!" (Vater wie kannst du in so einer Situation so reden, ich verstehe du möchtest nicht, dass unser Leben so schwer wird, wie bei dir, aber vor manchen Dingen kannst du uns nicht beschützen!)

Wieder einmal war es still und da habe ich auch die Gestalt im Flur bemerkt, die dort schon länger zuzuhören scheint. Kerem. „Kerem was machst du hier so früh?" frage ich ihn, somit wurden auch meine Eltern auf ihn aufmerksam. Er hingegen hält die Tüte hoch, in der sehr wahrscheinlich die Torte ist, die für die mini Feier gedacht war. Damit wird es wohl nichts. An seinem Gesichtsausdruck ist mir klar, dass er alles mitbekommen hat. Ich mag es so leicht hingenommen zu haben, Kerem ist aber anders als ich. „Sind wir jetzt arm?" fragt er leise. Ohne ein Wort zu sagen nicke ich nur leicht mit dem Kopf. Naja so ganz stimmt das eigentlich nicht, aber so ungefähr kann man das kurz und knapp zusammenfassen. „Wie man?! Was soll ich meinen Freunden sagen, die werden mich alle ausgrenzen man und was ist mit Schule ihr zerstört mein komplettes Leben man!!" Wütend schmeißt er die Tüte auf den Boden und rennt hoch in sein Zimmer.

„Onu dinlemeyin, ergen o daha ne dediğini bilmiyor." (Hört nicht auf ihn, er ist noch in der Pubertät, er weiß nicht von was er redet)
Schnell versuche ich meine Eltern aufzumuntern. Jedoch scheint es nicht zu klappen. „Dediği doğru. Benim babam gibi olmicam demiştim ama sizi aynı duruma düşürdüm... özür dilerim kızım." (Was er sagt stimmt. Ich hab gesagt, dass ich nicht so sein werde, wie mein Vater aber ich habe euch in die selbe Lage gebracht... es tut mir leid meine Tochter.)
"Baba ne özür dilemesi Allah aşkına. Ayrıca alakası yok sen dedem gibi değilsin bizi yarı yolda bırakmıyorsun. İşler kötü gidince sadece kendini düşünüp çekip gitmedin." (Vater entschuldige dich nicht, ich bitte dich. Außerdem stimmt es überhaupt nicht, wie mein Opa, du hast uns nicht im Stich gelassen. Wenn Dinge schief laufen denkst du nicht nur an dich und haust ab.)

Ich laufe zu ihm rüber und knie mich vor ihn hin um ihm hoch in die Augen schauen zu können. „Senden daha iyi bir baba isteyemezdim. Allah'ın bir bildiği vardır, bu da bir sınav ve biz bunuda geçicez Allahın izni ile." (Ich könnte nicht nach einem besseren Vater als dich wünschen. Allah weiß es besser. Auch das ist eine Prüfung und wir werden auch diese bestehen mit Allahs Erlaubnis.)

Somit hat auch meine kurze Karriere als Dolmetscher bei der türkischen Nationalmannschaft angefangen.

Das ist meine allererste Story, die ich hier veröffentliche. Aus dem Grund seid mir nicht böse, falls ich irgendwelche grammatikalischen Fehler gemacht habe oder sonstiges. Auf Hinweise oder Feedback ähnlichem würde ich mich freuen. Viel spaß beim lesen. ☺️😊

Edit: Habe jetzt noch die türkischen Stellen auf deutsch übersetzt.

Ay YildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt