Kapitel 2

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Aylas POV

Es sind jetzt zwei Tage her seitdem ich die Bewerbung an die türkische Natio. geschrieben habe. Und noch immer habe ich keine Rückmeldung bekommen. Ich weiß, ich weiß es ist nur eine kurze Zeit vergangen, aber trotzdem demotiviert das mich total. Bestimmt werden sie mich gar nicht akzeptieren. Vielleicht haben sie mich nicht einmal ernst genommen. Außerdem haben sich bestimmt viel erfahrenere Leute beworben. Wäre ich sie hätte ich auch lieber einen über 30 jährigen genommen statt eine 19 jährige- fast 20 jährige. Oh mann das war so ein Fehler...

Mit beiden Händen schlage ich auf meine Wangen. Komm zu dir Ayla. Diese negativen Gedanken bringen dich auch nicht weiter. Stattdessen sollte ich mich bei allem möglichen bewerben. Sei es Supermarkt, Drogerie oder sonstiges. Wenigstens würde ich dort schneller angenommen sein, als bei ernsteren Orten. Immerhin brauchen sie dringend Fachkräfte.

Schnell nehme ich mir mein Laptop in die Hand und schicke paar Bewerbungen an dm, Rossmann, Penny, Douglas, und Aldi. Somit sollte das erledigt sein, fehlt nur noch, dass einer von ihnen mich annehmen. Mittlerweile ist es schon 16:00 Uhr. Meine Eltern sind noch arbeiten bis 20:00 Uhr. Meine Mutter hat eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht gehabt, doch weil die Firma meines Vaters mehr als ausreichend war, musste sie nicht arbeiten. Nun zeigt sie wieder ihr Können in diesem Bereich. Sie hat Gestern bei einem Friseur angefangen zu arbeiten. Mein Vater währenddessen arbeitet als Angestellter bei einer Entwicklungsfirma. Dazu macht er noch Reinigungsarbeit bis 22:00 Uhr.

Das plötzliche Hereinspazieren meines Bruders unterbricht meine Gedankenzüge. „Abla (Schwester) kannst du mich zum Training fahren?" „Klar." Sobald ich das gesagt habe verschwindet er sofort aus meinem Zimmer. „İnsan danke der!" (Man kann auch Danke sagen!) Rufe ich ihm hinterher. Seit unserer fallenden finanziellen Lage benimmt er sich so distanziert und kalt. Ich verstehe, dass es ein plötzlicher Wandel im Leben ist, besonders in seinem Alter, deswegen gebe ich ihm auch seine Ruhe. Aber das bedeutet nicht, dass man nicht nach vorne schauen muss, um voran zu kommen. Für immer kann er nicht um seine Vergangenheit trauern. Ich selber habe so „normal" reagiert, weil es anders nicht sein kann. Besonders als das älteste Kind im Haus muss ich in solchen Situationen kaltblütig reagieren und supporten. Das bedeutet aber nicht, dass es mich weniger getroffen hat. Ich habe einfach nicht das Privileg meine Gefühle so offen zu zeigen. Würde ich das tun, wären wir nicht so schnell wieder auf unseren Beinen, immerhin war ich diejenige, die sie runter zur Realität gebracht hat. Und das sage ich nicht, um mich wichtig zu reden. Es ist einfach ein Fakt. Außerdem brauche ich immer etwas Zeit, um Dinge zu realisieren, was in solchen Situation eher als ein Vorteil zu sehen ist.

„Abla hadi!" (Schwester komm jetzt) Schon wieder bringt mich seine Stimme zum erschrecken. „Ja geldim, geldim!" (Ja bin schon, da bin, schon da) rufe ich ihm hinterher und nimm mir schnell meine Tasche und mein Handy in die Hand. Vor der Tür angekommen sehe ich ihn schon ungeduldig mit seinem Bein zappeln. „Ich komm noch zu spät wegen dir man." „Sei mal nicht so unhöflich, sei froh, dass ich dich überhaupt hinfahre. Könntest auch mit dem Bus fahren." „Dann hätte dir Baba Ärger gegeben." erwidert er mir. Ich gucke ihn nur an, weil mir nichts besseres einfällt. „Hadi çık çık" (Geh raus geh raus) zeige ich ihm mit meinen Händen zur Tür. Bevor ich selber rausgehe schaue ich mich noch um, um zu sehen ob alle Lichter aus und alle Fenster zu sind. Sobald das geregelt ist nehme ich schnell noch den Auto- und die Türschlüssel und schließe die Tür hinter mir ab.

Unten am Auto sehe ich wie Kerem wartet. Sofort öffne ich das Auto und wir steigen ein. „Gib mal die Adresse ins Navi ein." fordere ich und er erwidert. Sobald wir losfahren höre ich kein einziges Wort von ihm. Ich schaue kurz rüber zu ihm, um zu schauen, wie es ihm geht. Sein Kopf ist zum Fenster gedreht, seine Tasche liegt auf seinem Schoß unter seinen verschränkten Armen. „Und hast du schon neue Freunde gefunden im neuen Team?" frage ich, um die Stimmung aufzufrischen. „Hmm" gibt er nur wieder. Kurz ist es still, aber dann kommt auch die nächste Frage von mir. „Nach den Ferien wirst du auch auf eine neue Schule gehen. Hast du dich schon entschieden auf welche du gehen möchtest?" „Ntzz" „Ich bin mir sicher du wirst dich auch auf der neuen so gut adaptieren können, wie bei der letzten." gebe ich von mir. Leise höre ich neben mir „Als ob ich eine andere Wahl hätte."

„Bak (guck) ich verstehe, dass das alles sehr viel ist und aufeinmal, aber es ist nun mal passiert. Anne und Baba hätten auch nicht sowas für dich gewünscht aber es passieren nun mal Dinge im Leben, die wir nicht kontrollieren können. Geld ist etwas, was ständig kommt und geht. An einem Tag kannst du so viel haben, dass du gar nicht mehr weißt in was du das investieren sollst und am nächsten Tag siehst du, dass dein Konto im Minus liegt. Allah gibt und nimmt. Das wichtigste ist, dass wir dafür dankbar sind, was wir jetzt haben. Her işin içinde bir hayır vardır bunu unutma" (Hinter allem steckt was gutes, vergiss das nicht.) Aus meinem Blickwinkel sehe ich, dass er am nachdenken ist. „Sie sind am Ziel angekommen." Sobald ich anhalte macht er die Tür auf aber bevor er rausgehen kann halte ich ihn an seinem Arm fest. „Wenn du ein Spiel hast, sag es uns. Wir kommen dann zuschauen. Viel Spaß jetzt." Ich drücke ihm noch schnell einen Kuss auf seine Wange, auch wenn ich weiß, dass er es hasst. Wie erwartet reagiert er mit einem angeekelten Gesicht. „Öff Abla hör auf damit man!" Das Lachen konnte ich nicht mehr unterdrücken und damit ist er auch schnell raus doch bevor er die Tür zu macht sagt er noch kurz was. „Nach dem Training komme ich dann alleine nach Hause mit paar Kumpels. Du musst also nicht kommen." Bevor ich berührt davon sein kann, dass er an mich denkt kommt noch „Mach bis dahin Essen." Bevor ich ihm was sagen kann schließt er die Tür und ich schaue ihm noch hinterher. Tzzz was war schon zu erwarten. Ich schüttel leicht mein Kopf mit einem leichten Grinsen auf meinem Gesicht. Damit mache ich mich auch auf den Weg zum nächste Aldi, um einzukaufen.

Dabei habe ich die Benachrichtigung meiner Mail App nicht bemerkt.

Soo dieses Mal habe ich zwei Kapitel veröffentlicht hoffe es gefällt euch.

Ay YildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt