Aylas POV
Mit dem lauten Pfiff, wird das Übungsspiel unterbrochen. Für die 10 Minuten Pause kommen die Spieler nacheinander zu uns rüber und nehmen jeweils ein Handtuch und eine Wasserflasche. Die Sonne ist heute besonders stur und lässt die Hitze nicht nach. Da wir bis am Abend nichts anderes vorhaben, helfen Leyla und ich beim Trainingsspiel für Kleinigkeiten mit. Immerhin ist heute der letzte Tag vor unserem ersten WM Spiel in der Gruppenphase.
Morgen spielen wir gegen Südkorea. In einer Gruppe sind wir mit Portugal, Südkorea und Ghana. Am Abend wird es eine kleine Pressekonferenz geben, wo einpaar Spieler was zur Stimmung am Tag vor dem ersten Spiel sagen werden. Ich werde dabei sein, falls es Bedarf gibt für einen Übersetzer.
Ein weiterer Pfiff gibt den Spielern das Zeichen, dass das Trainingsspiel weitergeht. Nacheinander lassen die Spieler ihre Handtücher auf die Arme von mir oder Leyla nieder. Wir legen sie in Waschkörbe, die wir gleich auch in die Waschmaschine leeren müssen. Sobald das Spiel wieder Anfing, legte ich einige Dinge fest. Zum einen sehe ich paar Harmonien zwischen bestimmten Spielern, die mir davor gar nicht sichtbar waren.
Als ich diese Erkenntnisse mit Leyla teilen wollte merkte ich, dass sie gar nicht auf meine Äußerungen reagiert. Also schaute ich zu ihr rüber und merkte wie fokussiert sie zu einer bestimmten Richtung war, oder vielleicht sollte ich lieber einer Person sagen.Denn sobald ich ihren Blick verfolgte konnte ich sehen, warum sie so abgelenkt war. Hmmm?...
Bevor ich was dazu zu ihr sagen kann, rüttelt sie plötzlich meinen Arm und zeigt begeistert mit ihrer Hand zu dem Spieler, den sie die ganze Zeit beobachtet hat.
„Ayla, gördün mü Ardanın golünü?!" (Ayla hast du Ardas Tor gesehen?!)
„Hayır görmedim, nasıldıki?" (Nein habe ich nicht, wie war es denn?) frage ich sie.
„Müthiş bişeydi ya, keşke görseydin. Bu kadar iyi oynadığını bilmiyordum." (Es war unglaublich, du hättest es sehen sollen. Ich wusste nicht, dass er so gut spielt.) gibt sie verwundert von sich.„Hmm? Sen avrupa kupasında izlemedin mi hiç yada fenerbahçe için oynadığında? O zamanlar bile çok övüllenmişti." (Hmm? Hast du ihn nicht bei der EM gesehen oder als er noch für Fenerbahce spielte? Schon damals bewunderte man ihn.) frage ich sie ebenso verwundert.
„Yok o zamanlar hiç futbolla alakam yoktu. Beni bakmaya zorlayamazdınız yani." (Nein, damals hatte ich nichts mit Fußball zu tun. Man konnte mich also nicht mal dazu zwingen ein Spiel zu schauen.) antwortet sie.
Das ergibt schonmal mehr sinn.
„Ehh boşu boşuna ülkemizin gururu demiyoruz." (Wir sagen nicht umsonst, dass er der Stolz unseres Landes ist.) kommentiere ich noch und füge hinzu „Ardanın yeni bir hayranı oldu gibi sanki hı?" (Es scheint so als ob Arda ein neues Fan hat hm?)„Olabilir, yeteneğine karşı bir şey diyemeyiz şimdi." (Kann sein, man kann jetzt nichts gegen sein Talent sagen.) erwidert sie auf meine Frage.
„E yani, birde yakışıklı.." (Ja stimmt, er ist auch noch gutaussehend..) nicke ich noch dazu, um es zu verdeutlichen. Das habe ich gerade nur gesagt, um zu testen, ob sie drauf reinfällt und zustimmen wird. Und enttäuscht hat sie mich nicht, denn genau das hat sie getan.
„Evet, birde o var..." (Ja, das gibt's auch noch...) gibt sie zu.„Hoşlanıyoruz yani?" (Du stehst auf ihn also?) schubse ich sie leicht mit meiner Hand auf ihre Schulter, was sie wieder nüchtern rüttelt. „Hı? Yok ya yok öyle bir şey!" (Nein, stimmt garnicht!) gibt sie entsetzt zurück. Mit einem Lachen nicke ich nur und gebe auf... Für jetzt.
Denn mir hat sie den perfekten Kandidaten auf die Hand gelegt, mit dem ich sie ab jetzt immer nerven kann, sobald sie dasselbe mit Kenan bei mir macht. Wo ich schon über ihn denke, genau in dem Moment passiert da was auf dem Spielfeld zwischen ihm und Can. Erst mal passt Kenan den Ball zu Can, welcher ihn perfekt annimmt. Anschließend läuft Kenan in die Lücke zwischen zwei Abwehrspielern. Genau dann passt ihm Can den Ball zurück. Die Abwehrspieler versuchen ihn einzuengen, doch er schafft es sie direkt auszudribbeln und schießt den Ball perfekt in die obere linke Ecke vom Tor. „Wow.." entgeht mir mein Gedanke, was natürlich an Leyla vorbei geht und sie direkt dazu ein Kommentar geben muss.
„Yürü be enişte!" (Weiter so Schwager!) sagt sie etwas lauter als normal. Das bringt mich natürlich in Panik, dass er es gehört hat, was eigentlich gar nicht möglich ist, weil er zig Meter von uns entfernt ist. Aber die Möglichkeit, dass andere in unserer Umgebung das gehört haben ist sehr hoch und auf irgendwelche Gerüchte habe ich auch gar keine Lust. Diese Sorgen mache ich auch deutlich, indem ich sie gegen ihre Seite mit meinem Ellbogen schubse. „Sus Leyla! Bir duyan olacak şimdi! Boşuna rezil olucaz." (Sei leise Leyla! Irgendjemand wird es noch hören! Unnötig werden wir dann blamiert.)
"Tamam tamam, haklısın." (Okay okay, hast recht.) gibt sie mir nach.Damit ist auch das Thema abgeschlossen und wir beide schauen uns das restliche Spiel in Ruhe an. Währenddessen gab es aber natürlich weiterhin diese Kommentare von uns. Übertrieben haben wir es aber nicht.
Bevor der letzte Pfiff gerufen wird, nehmen Leyla und ich jeweils eins der Körbe in die Hände und machen uns auf den Weg zu den Waschräumen. Nachdem wir sie in die Waschmaschinen entleert und angeschaltet haben, nehmen wir uns zwei neue Stapel an Handtüchern, die direkt daneben stehen. Auf dem Weg zurück merken wir beide, dass es uns schwer fällt gerade aus zu laufen da die hohen Stapel unsere Sicht versperren. „Leyla ne yapsak. Yarım yarım mı götürsek, yoksa böyle devam gidemeyiz çünkü." (Leyla was sollen wir machen. Sollen wir es halb halb bringen, weil ansonsten können wir nicht so weiter gehen.) frage ich sie. Doch bevor sie mir antworten kann hören wir eine Stimme, die uns anspricht.
„Biz yardım edebiliriz isterseniz?" (Wir können euch helfen wenn ihr wollt?) fragt die tiefe Stimme. „Evet çok iyi olur." (Ja, das wäre nett.) antwortet Leyla für uns und schon wird mehr als die hälfte unserer Stapel abgenommen und wir können endlich wieder geradeaus sehen. Da erkennen wir auch die Gesichter, die uns geholfen haben.
Der vor mir ist Kenan und neben ihm, vor Leyla ist Arda. „Teşekkür ederiz." (Dankeschön) bedanke ich mich noch bei ihnen, während wir loslaufen. „Seve, seve." (Gerne.) antwortet diesmal Kenan und schaut mich mit einem lächeln an. Ein leichtes kribbeln verspüre ich in meinem Bauch, aber große Bedeutung möchte ich dem nicht geben, also verstaue ich es in mein Hinterkopf.
„Siz niye bu tarafa doğru geldinizki?" (Warum seid ihr in diese Richtung überhaupt gekommen?) fragt Leyla neugierig. „Biz önden kabinlere dönecektik, çünkü konferans için biz orda olacaz. Öbürler daha biraz antremana devam edecekti." (Wir wollten von vornherein schonmal zu den Kabinen gehen, weil wir für die Pressekonferenz da sein werden. Die anderen wollten noch etwas weiter trainieren.) antwortet Arda.
„Ahh o zaman bis size engel olduk ama. Geri verebilirsiniz havluları zaten az kaldı." (Ahh dann haben wir euch aufgehalten. Ihr könnt uns die Handtücher wieder geben es ist sowieso nicht mehr weit.) sage ich vergeben. Leyla stimmt mir mit einem „Aynen" (Genau) zu, doch die Jungs hören nicht hin. „Yok gerek yok, dediğin gibi az kaldı zaten." (Nein ist okay, wie du auch sagst ist es nicht mehr weit.) sagt Kenan. „Siz bilirsiniz..." (Wie ihr wollt...) gebe ich nach.
Bei den restlichen Spielern angekommen verteilen wir schnell alle Handtücher. Da kommt auch schon Yusuf Abi zu mir und informiert mich, dass ich auch schon gehen kann um mich für den Abend vorzubereiten. Immerhin sind es nur noch 2 Stunden bis zur Konferenz. Mit einem „Tamam" (Okay) und winken verabschiede ich mich von dem Rest. Arda und Kenan waren schon längst gegangen. Das wird jetzt mein erster Einsatz sein, ich hoffe ich vermassele das nicht.
Hoffe das Kapitel gefällt euch🤍
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Ay Yildiz
FanfictionAyla Terin ist eine 20 jährige junge Frau, die kurz nach ihrem Abitur eine schockierende Wende in ihrem Leben erlebt hat. Um den Problemen ihrer Familie zu helfen, muss sie vorerst andere Prioritäten setzen. Ihre Träume an der Charité in Berlin Medi...