Aylas POV
Meine Augen sind hellwach und scheinen nicht vorzuhaben sich in den nächsten Minuten zu schließen. Die Geschehnisse von letzter Nacht gehen mir durch den Kopf. Kenan und Ich haben gestern viel miteinander geredet. Er hat etwas über sich und seiner Familie geredet und Ich habe ihm über meine Familie erzählt. Wer meine Eltern sind, wer Kerem ist. Aber über den Grund, warum ich hier überhaupt mitmache, konnte ich nicht erzählen. Ich glaube dafür traue ich mich doch nicht, oder ich vertraue ihm nicht.
Dieses schwere Vertrauen, dass ich habe nervt mich echt. So gerne würde ich auch wollen, wie manch andere es tun, meine Probleme zu teilen. Ich mein, mit Leyla habe ich mich so gut befreundet und noch nicht einmal ihr kann ich anvertrauen, weil mein Kopf ständig negativ endende Szenarien bildet, die mich zweifeln lassen. Und obwohl ich weiß, dass diese Szenarien selten bis zu kaum geschehen werden, sitzt der Zweifel nunmal schon in mir und es hat nicht vor gehen.
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Szenarien passieren bei 10 Prozent liegen oder 5 Prozent oder 2 Prozent oder sogar 0,1 Prozent liegen, ist einfach dennoch die Wahrscheinlichkeit da. Ich habe nicht einmal etwas schlimmes erlebt oder einen schlimmen Verrat erlebt, dass ich diese Vertrauensprobleme haben sollte. Aber dennoch habe ich diese Probleme und wie immer verachte ich sie wieder.
Ich habe es Leid alles alleine ertragen zu müssen, keinen zu haben, dem ich all das erzählen kann, teilen kann. Obwohl Menschen in meiner Umgebung mir sagen, dass ich es kann, mein Kopf diese Psychosen schiebt. Ich habe es einfach nur satt.
Die leichte Feuchte an meinen Wangen verrät mir, dass die Tränen, genauso wie ich, es nicht mehr aushalten können, indem sie einen langen Weg auf meiner trockenen Haut hinterlassen. Wenigstens hat mein Herz den Mut und tut was dagegen, versucht es zu zeigen. Ich hingegen kann nicht mal das.
Das Es in mir sagt mir, dass ich mit jemandem meine Probleme teilen, meine Gefühle offen darlegen soll. Ich soll mir eine Schulter suchen an die ich mich ausheulen kann, den inneren Stress verarbeiten kann. Das Über Ich in mir sagt jedoch, dass das falsch ist. Zeig keine Schwäche, sonst wird es ausgenutzt und gegen dich verwendet. Die Gesellschaft akzeptiert nicht offen zu weinen. Du darfst das nicht! Und Ich habe nun die grandiose Wahl mich zu entscheiden, wem ich eher zuhöre und wem nicht. In diesem Fall ist es mir anscheinend wichtiger den Standards der Gesellschaft anzupassen, als meine innersten Bedürfnisse rauszulassen. Das Über Ich siegt erneut... Wuhuu! So würde es zu Mindest Sigmund Freud begründen.
Ich setze mich auf und schüttele mein Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Und ich dachte, dass ich das Gelernte aus der Schule nie wieder gebrauchen werde.... well here we are.
Ein Blick durchs Fenster zeigt mir, dass die Sonne langsam aufgeht. Ich konnte also die komplette Nacht über nicht richtig schlafen. Mein Handy nehme ich mir zur Hand und die Uhr verrät mir, dass es 06:44 ist. Vielleicht könnte ich eine Runde joggen gehen, wenn ich doch schon nicht schlafen kann.
Mit dem letzten Gedanken setze ich mich aufrecht und mache mich fertig. Ein Tshirt, darüber eine Sweatshirt-Jacke und ein Paar Leggings mit Sneakers. Mein Handy in der Tasche und meine Kopfhörer in meinen Ohren, nehme ich mir die Schlüsselkarte und gehe raus. In der Umgebung sollte es einen kleinen Wald geben, das perfekt fürs Radfahren oder Joggen ist.
Nach einer Weile joggen habe ich bemerkt, dass dieser Wald nicht in einem Kreis verläuft, denn hin und wieder habe ich Schilder gesehen, die zu gewissen Orten gezeigt haben. Natürlich alle innerhalb des Resorts. Genau als ich meine Playlist ändern wollte, habe ich das Gefühl bekommen, als ob hinter mir etwas war.
Statt wie ein normaler Mensch stehen zu bleiben und dann nach hinten zu schauen, mache ich lieber was anderes und schaue nach hinten während ich noch weiter jogge. Natürlich konnte ich mein Gleichgewicht nicht halten, bin umgeknickt und hart auf den Boden gefallen.
Aua aua aua aua aua!! Mein Knöchel tut höllisch weh. Kurz habe ich überlegt, ob ich hinschauen soll oder nicht. Ich habe Angst, dass es zu schlimm aussehen wird und mein Gehirn automatisch mehr Schmerz wahrnehmen wird. Aber so kann ich es auch nicht lassen. Also habe ich meine Augen wieder geöffnet und über meine Schulter mein Knöchel betrachtet.
So schlimm scheint er zum Glück nicht zu sein, aber irgendwie sieht er leicht angeschwollen aus. Da habe ich versucht mein Fuß zu bewegen, aber die Schmerzen waren zu groß, also habe ich es gelassen. Aus stress habe ich meine Kopfhörer ausgezogen und in meine Jackentasche gesteckt. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft hochzukommen, was aber viel länger gedauert hat als normalerweise.
Ein Bisschen weiter weg ist auch eine Bank. Ich sollte erst mal versuchen dahin zu kommen. Somit hat das Hüpfen angefangen. Sobald ich an der Bank angekommen bin, habe ich mich hinauf fallen lassen und erst mal tief Luft ein- und ausgeholt. Nachdem ich mich erholt habe, habe ich mein Handy wieder in die Hand genommen. Doch als ich versucht habe Leyla anzurufen, um nach Hilfe zu fragen habe ich erfahren, dass ich hier kein Empfang habe. Na toll. Nur noch das hat gefehlt. Wie kann es denn sein, dass hier kein Empfang ist, wenn es doch ein Bereich des Hotels ist. Aghhh nervt das mich.
Aufgegeben lege ich meinen Kopf in den Nacken und schaue den Himmel an. Wie schön blau er doch ist. Keine Wolken weit und breit. Genau wie die Menschen in diesem verdammten Wald. Offf der Gedanke daran nervt mich wieder. Doch genau als ich wieder mein Kopf aufgehoben habe, merke ich eine Gestalt in meinem Augenwinkel. Sobald ich in die Richtung geschaut habe, habe ich auch direkt Kenan erkannt. Zum Glück ist jemand doch hier.
Als er näher zu mir gekommen ist hat er ein Kopfhörer rausgenommen, um mit mir reden zu können. „Hey, was machst du hier so früh?" fragt er mich während er mich von oben bis unten bemustert. „Hey, konnte heute nicht richtig schlafen. Da dachte ich mir gehe ich mal joggen, bisschen Sport machen. Doch dann bin ich schlimm auf meinen Fuß gefallen. Ich glaube ich habe mein Knöchel verstaucht." erzähle ich ihm von allem was passiert ist und deute mit meinen Blicken auf mein Knöchel. Da ist Kenan auf diesen aufmerksam geworden und hat sich gebückt, um ihn genauer zu betrachten.
Seine Bewegung war für mich sehr abrupt und als er dann noch meinen Knöchel in seine Hände genommen hat, konnte ich die Ansammlung von Blut in meinen Wangen nicht aufhalten. Zuerst hat er es bemustert und dann zu mir hinauf geschaut. „Ist es okay wenn ich dein Schuh ausziehe so kann ich nicht viel sehen?" fragt er mich. So wie er zu mir hochschaut, sehen seine Augen viel größer aus als sonst, was voll niedlich ist. Bevor ich wie ein Vollidiot vor mich hin grinse ohne Sinn habe ich genickt......Huh? Habe ich gerade das Zeichen gegeben, dass er meine Schuhe ausziehen kann? Jetzt? Genau nachdem ich locker über nh Stunde gelaufen bin? Oh man ich hoffe meine Füße stinken nicht. Das wäre der größte Albtraum meines Lebens. Der Gedanke daran hat mich nur noch röter im Gesicht gemacht. So gerne würde ich doch hier neben mir ein Loch graben und mich da hinein vergraben.
Jede Sekunde, die er braucht um mein Schuh auszuziehen fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Sobald er raus ist habe ich versucht unauffällig zu riechen. Puhh zum Glück riecht es nicht komisch. Kenan hingegen tastet etwas mein Knöchel ab, jedoch sehr sanft um mir keine Schmerzen zuzubereiten. Was mich natürlich wieder wie ein Vollidiot zum Lächeln bringt.
„Es sieht wirklich nicht so schlimm aus. Wahrscheinlich wie du auch gesagt hast eine leichte Verstauchung. Kannst du denn laufen?" gibt er seine These nach seiner sehr professionellen Überprüfung ab. Ich hingegen schüttele mit meinem Kopf um seine Frage zu beantworten. „Hmmm" summt er nur vor sich und dreht sich plötzlich um. Da dreht er sein Kopf zu mir „Komm ich nehme dich Hucke Packe." sagt er zu mir. „Bist du dir Sicher? Nicht das ich zu schwer für dich bin." gebe ich unsicher von mir. „Ich habe eine regelmäßige Routine in der ich 90 kg Weightlifting mache. Ich denke wirklich nicht, dass ich mich wegen dir verletzen werde." informiert er mich und versucht mich zu erleichtern.
„Na dann gut." gesagt getan und schon bin ich auf seinem Rücken und wir sind auf dem Weg zurück ins Hotel. „Das nächste Mal solltest du mehr aufpassen. Und geh nicht allein raus, nimm wenigstens Leyla noch mit. Hier ist der Empfang auch nicht so gut. Was hättest du getan wenn ich nicht gekommen wäre? Du solltest nicht so leicht sinnig handeln. Hast du mich gehört?" doch eine genaue Antwort bekommt er nicht von mir. Die ganze Schlaflosigkeit überrumpelt mich auf einmal und ich kann mich nicht dazu bringen wach zu bleiben. Mit einem risen Grinsen auf meinem Gesicht und den Schmetterlingen im Bauch bin ich auf Kenans Rücken eingeschlafen.
Endlich wieder ein Update. Tut mir ehrlich Leid, dass ich seit langem nichts gepostet habe. Klausurenphase hat angefangen und es sieht schlimm aus. Kann sein, dass die nächsten Kapitel auch unregelmäßig hochgeladen werden. Hoffe das Kapitel gefällt euch. 💕
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Ay Yildiz
Fiksi PenggemarAyla Terin ist eine 20 jährige junge Frau, die kurz nach ihrem Abitur eine schockierende Wende in ihrem Leben erlebt hat. Um den Problemen ihrer Familie zu helfen, muss sie vorerst andere Prioritäten setzen. Ihre Träume an der Charité in Berlin Medi...