Kapitel 17

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Leylas POV

Mit einem Seufzer mache ich mich auf den Weg zu einer anderen Terrasse. Die zwei Turteltauben sollen etwas alleine Zeit verbringen. Oh man, der Gedanke an sie bringt mich schon zum lächeln. Die sind einfach nur süß zusammen.

Als ich die Tür zur nächsten Terrasse aufmache, merke ich sofort den Unterschied. Hier ist es definitiv viel Lauter und es sind hier viel mehr Menschen präsent. Im Hintergrund läuft leicht eine Musik. Mit meiner Tasse in der Hand gehe ich zum Geländer und lehne mich an.

Meine Gedanken sind so blank gerade. Es ist so friedlich. Die kalte Brise fühlt sich sehr angenehm an meiner Haut an, da kann ich nicht meine Augen offen halten. Doch das Gespräch neben mir bringt meine Augen wieder zum öffnen. Neben mir sitzt ein Mann, wahrscheinlich in seinen Mitte 20ger Jahren. Dieser scheint in einem Telefonat mit seiner Mutter zu sein. Er ist leicht genervt und dementsprechend auch seine Antworten. Wahrscheinlich wegen den ganzen Nachrichten.

Ich nehme mir mein Handy aus der Hosentasche und schaue es mir an. Keine Nachrichten, Mailbox oder verpassten Anrufe. Keiner der sich wundert, wie es mir geht. Keine besorgte Mutter oder einen überfürsorglichen Vater. Was habe ich aber auch erwartet...

Meine Eltern haben sich in meinen frühen Kindheitsjahren geschieden. Ich war gerade mal 8 Jahre. Da ich noch ein kleines Kind war habe ich bei meiner Mutter gelebt und meinen Vater jedes Wochenende gesehen. Zu mindest so lange er das wollte, was nicht so lange war. Er hat es 423 Tage ausgehalten. Aber ab dem 424. Tag war es zu viel für ihn. Er wollte seine neue Familie gründen und seine Vergangenheit hinter sich lassen.

Ihre Ehe war eine arrangierte Ehe. Beide wussten von Anfang an, dass diese Ehe irgendwann enden würde. Aber aus einem Versehen bin ich entstanden und alles wurde komplizierter.

Das Leben bei meiner Mutter war nicht einfach. Jeden verdammten Tag hat sie mich daran erinnert, dass ich ein Fehler bin. Dass ich niemals hätte geboren sein sollen. Dass ihr Leben wegen mir scheiße ist. Dass sie keine neue Familie gründen kann, wie mein Erzeuger. Jedes mal hat sie über ihn schlecht mit mir geredet. Also, was heißt mit mir, sie hat geredet und ich habe zugehört. Was hätte ich bitte mit 10 Jahren machen können? Da dies für Jahre so verlief wurde es zu einer Angewohnheit. Jedesmal wenn sie solche Krisen bekommen hat, war ich einfach nur leise bis sie fertig war. Danach bin ich immer in mein Zimmer gegangen, ohne wieder rauszukommen.

Meine Psyche war komplett am Ende und seitdem Tag habe ich mir selber geschworen, dass ich sobald ich 18 bin ausziehen werde. Und das habe ich auch getan. Diesen Job habe ich angenommen um ein angemessenes Starkapital zu haben.

Auch wenn ich daran gewohnt bin, schmerzt da etwas in meinem Herzen. Diese Sehnsucht nach Fürsorge der Eltern werde ich nie Los. Das ist eine Wunde meines inneren Kindes. Ich bin gerade so emotional, sodass ich gleich losheulen könnte, wenn mich jemand fragen würde, wie es mir geht.

Genau dann fühle ich, wie eine Decke über meine Schulter gelegt wird. Vor Verwunderung drehe ich mich um und sehe Arda vor mir.
„Alles gut? Habe dich hier alleine gesehen, was voll untypisch für dich ist." fragt er mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck.

Und da konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Ganz besorgt nimmt er mein Gesicht in beide seiner Hände, sodass ich ihm in die Augen schauen muss. „Es tut mir Leid, ich bin gerade einfach etwas überemptional. Das wird schon gleich vorbei gehen." versuche ich noch dabei zu lächeln, doch es kommt nur verkrampft raus.

Bei diesem Anblick nimmt er mich feste in seine Arme, sodass ich komplett losgelassen habe. Alle meine zurückgehaltenen, in mir gestopften Gefühle sind wie Wellen rausgekommen.
„Schhh lass alles raus.." dadurch musste ich noch mehr Schluchzen. Wie lange ich wohl nach einer Schulter gesehnt habe, um mich auszuheulen.

Ayla ist eine super Freundin, aber es liegt an mir, dass ich jedem nicht so einfach vertrauen kann. Besonders wenn es zu diesem Thema kommt. Meine schwache Seite lasse ich selten raus. Aber ab und zu kommt es einfach unkontrolliert.

Nach paar Minuten habe ich mich auch wieder erholt. Mit einem Schnaufen lehne ich mich zurück und wische meine Tränen weg. Sobald ich ihn ansehen konnte, ist mir sein Tshirt aufgefallen, was voll nass geworden ist.
„Oh nein, jetzt ist auch noch dein Shirt nass, tut mir echt leid.." gebe ich verlegt von mir.

„Ist doch okay, hauptsache dir geht es besser." versucht er wieder Augenkontakt mit mir zu haben. Was ich auch zulasse und diesmal ein ehrliches Lächeln von mir gebe. Sobald er das gesehen hat, war er zufrieden. Da guckt er auf seine Uhr und wendet sich wieder zu mir.

„Es ist schon ziemlich spät geworden, du solltest dich ausholen." sagt er zu mir. „Du bist doch der Fußballer hier, du solltest dich erst Recht ausholen. Morgen wirst du ein hartes Training haben." sage ich ihm zurück. „Na gut dann gehen wir beide schlafen, komm ich begleite dich noch zu deinem Zimmer." Somit haben wir ein Kompromiss geschlossen.

Als wir vor meiner Zimmertür angekommen sind, habe ich mich bei ihm bedankt.
„Das ist doch kein Rede Wert. Guck mal sollte es sein, dass du einfach mal jemanden brauchst, um dich wieder auszuheulen oder zu motivieren oder sonstiges, kannst du dich immer an mich wenden. Gib mir mal dein Handy." ohne zu fragen habe ich ihm meins gereicht. Er hat etwas rumgetippt und mir wieder zurück gereicht.
„Hier hast du meine Nummer jetzt. Egal was, ich bin immer für dich erreichbar, okay?" nickend antworte ich ihm, da ich weiß, dass meine Stimme zittrig rauskommen würde, wenn ich ihm mit Worten antworten würde. „Gut, dann gute Nacht. Wir sehen uns morgen." verabschiedet er sich, was ich ebenso mit einem Flüstern getan habe.

Sobald ich die Tür hinter mir zugeschlossen habe, habe ich mich mit meinem Rücken dagegen zurückgelehnt. Das unkontrollierbare Herzklopfen pocht in meinen Ohren.
Oh man.... In was lasse ich mich bloß ein...

Hier ist auch schon das nächste Kapitel. Hoffe es gefällt euch 🫶🏼
Dankeschön für die 5 Tausend Aufrufe und an die, die von Anfang an supporten und meine Geschichte weiter lesen. Nur Liebe an euch ❤️

Ay YildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt