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Meine Brust hob und senkte sich in einem hektischen, unregelmäßigen Rhythmus, während meine Lippen vor Anspannung leicht zitterten. Die Nähe dieses Mannes löste in mir eine Welle von panischer Angst aus, ähnlich der, die ich empfand, wenn ich von meinen Mobbern eingekreist war – unfähig, mich zu bewegen oder mich zu wehren.
Warum musste ausgerechnet mir so etwas passieren? Warum konnte ich nicht einfach weiter mein langweiliges, eintöniges Leben führen, ohne diese, ... was auch immer das hier war.

Dieser Mann hob seinen Kopf, seine Augen trafen meine mit einer Intensität, die mich erschaudern ließ. "Wovor hast du solche Angst, Master? Ich tue dir nichts", fragte er mit einer ruhigen, sanften Stimme.
Seine Pheromone, die er ausstrahlte und meine Sinne wie eine süße Droge betäubten, umhüllten mich wie ein warmer, weicher Schal, der mich in eine Art betäubten Zustand versetzte, eine Mischung aus Entspannung und Benommenheit. Ich hasste es, wie sehr mich die Pheromone von Alphas beeinflussten, egal ob es sich um Einschüchterung oder Beruhigung handelte – ich war als Omega völlig ausgeliefert. Ich spürte, wie meine Knie weich wurden und mein Herzschlag sich beruhigte, aber gleichzeitig wuchs meine Angst und Verwirrung.

Ich versuchte, mich auf seine Worte zu konzentrieren und nicht auf die berauschenden Pheromone, die von ihm ausgingen. "I-ich...ich weiß n-nicht", stammelte ich, während ich versuchte, meine zitternde Stimme unter Kontrolle zu bringen. "Ich kenne dich nicht. Ich weiß nicht, was du von mir willst", fügte ich hinzu, während meine Augen seinen Blick suchten, der so intensiv und geheimnisvoll war.
Er sah mich weiterhin mit seinen dunklen Augen an, die so ruhig und gelassen wirkten. Sein Mundwinkel zuckte leicht, ein kaum wahrnehmbares Lächeln, das seine Lippen umspielte und ihm ein geheimnisvolles, fast anziehendes Aussehen verlieh. "Ich will einfach nur bei dir sein, Master", sagte er mit einer sanften, fast zärtlichen Stimme.
Er hob langsam seine Hand an und deutete an, sie auf meine Wange zu legen, doch er hielt inne, als ich meine Augen zusammenpresste und unwillkürlich zusammenzuckte.

Als ich jedoch keine Berührung spürte, öffnete ich langsam meine Augen, um ihn anzusehen. Er war noch nähergekommen, sodass ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Seine Augen waren auf meinen Hals gerichtet, als er seinen Kopf langsam zu mir herunter senkte und tief meinen Geruch einatmete. Eine Welle des Ekels durchfuhr mich und ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. Seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von meinem Hals entfernt und ich konnte den süßlichen Geruch von ihm wahrnehmen.
Es war, als ob diese Geste von ihm mich aus seinem betörenden Bann herausgerissen hätte. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich huschte schnell unter seinen Armen hindurch, rannte zurück ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Mein Herz raste in meiner Brust und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.

Schwer atmend lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte ich auch nur so dumm sein und denken können, dass er wirklich nichts tun würde?
Keine fünf Sekunden später klopfte es an der Tür und ich hörte seine Stimme wieder, die mich erneut erschaudern ließ. "Master, nicht schon wieder. Komm raus", sagte er, begleitet von einem ungeduldigen Klopfen. "Ich habe dich doch gar nicht berührt, was soll das?", fügte er fragend hinzu. Ich konnte die Verwirrung in seiner Stimme hören, aber auch eine leichte Note von Ärger.
Ich schluckte den schweren Kloß in meinem Hals herunter und presste mich noch fester an die Tür, als ob sie mich vor ihm schützen könnte. "D-doch hast du!", rief ich hindurch und meine Stimme zitterte. "Wann denn? Ich habe mein Versprechen nicht gebrochen", sagte er und ich hörte, wie er vor der Tür aufstöhnte.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um das Zittern zu unterdrücken und sah auf meine nackten Zehen, die sich krampfhaft ineinander rollten. "D-dein Atem! D-der hat mich b-berührt", antwortete ich zögerlich und spürte, wie sich bereits neue Tränen in meinen Augen sammelten. "Mein Atem?", fragte er ungläubig. Ich hörte, wie er tief durchatmete, bevor er fortfuhr. "Dein Ernst?", fragte er mich und ich hörte die Ungeduld in seiner Stimme. "N-natürlich ist das mein Ernst! D-du warst viel zu n-nah!", rief ich hinaus und meine Stimme überschlug sich fast vor Angst.
Danach wurde es still vor der Tür. Anscheinend wusste er auch nicht genau, was er nun antworten sollte und beließ es dabei.

Meine Beine fühlten sich an wie Pudding, schwer und weich zugleich. Die Anspannung des ganzen Morgens hatte mich erschöpft und ich ließ mich an der kühlen Holztür hinuntergleiten. Ich zog meine Beine an meinen Körper und umschlang sie fest mit meinen Armen, während ich meinen Kopf auf meinen Knien bettete. Die Verzweiflung und Hilflosigkeit überwältigten mich und ich brach erneut in Tränen aus.
"Master", hörte ich seine Stimme durch die Tür, gefolgt von einem Klopfen, wie von einem Kind, das einfach nicht begriff, dass man seine Ruhe haben wollte. "Bitte weine nicht, das bricht mir das Herz." Noch einmal lasse ich mich nicht von ihm reinlegen! Dieses Mal blieb ich wirklich so lange hier sitzen, bis meine Mutter wieder da war!

Ich zog meine Unterlippe zwischen meine Zähne und biss drauf, um nicht lautlos zu schluchzen. Mein Herz pochte in meiner Brust, als ich mich weigerte, ihm zu antworten und stattdessen meine Beine noch fester umklammerte. Ich wollte seine Worte nicht hören und versuchte, sie so gut es ging auszublenden.
Ein leichtes, ironisches Lächeln huschte über mein tränenüberströmtes Gesicht. Diese Situation erinnerte mich stark an meine ersten Tage in der neuen Schule, als ich mich vor den Mobbern in der Schultoilette einschloss, um ihnen zu entkommen. Doch sie waren genauso hartnäckig wie dieser Typ – sie warteten geduldig vor der Tür, bis ich herauskam.

Ich weiß nicht, wie lange ich bereits auf dem kalten Fliesenboden saß und leise vor mich hin schluchzte. Meine Tränen flossen unaufhörlich und mein Atem beruhigte sich nur langsam, während meine Kehle schmerzte von vielen Weinen.
Als ich endlich den Mut fand, meinen Blick zu heben, strich ich mir mit der Handfläche über das nasse Gesicht und fixierte den schmalen Spalt unter der Tür. Sein Schatten war noch immer dort, ein stummer Beweis, dass er draußen wartete und mich nicht allein ließ.
Ein leises Seufzen entrang sich meiner Kehle, als ich meinen Kopf gegen die kühle Holztür lehnte. Was soll ich denn jetzt machen? Ich konnte mich doch nicht jeden Tag im Badezimmer verstecken und falls doch, sollte ich mir fürs nächste Mal wenigstens mein Handy mitnehmen, um die Zeit mit irgendwelchen Spielen zu vertreiben.

Mein Blick wanderte durch den Raum und blieb an den kleinen Details hängen: der tropfende Wasserhahn, der leere Wäschekorb neben der Badewanne und die Wasserspritzer am Spiegel. Ich seufzte erneut und drehte meinen Kopf zur Seite, um den Schatten unter der Tür beobachten zu können.
"Du wirst nicht weggehen, oder?", fragte ich schließlich, da mir noch einige Fragen unaufhörlich durch den Kopf schwirrten. "Nein, Master, das werde ich nicht", antwortete er mit ruhiger, beruhigender Stimme. Warum hatte ich überhaupt gefragt? Ich hätte mir denken können, dass er nicht gehen würde. Verzweifelt kratzte ich mich am Hals und biss auf meine Unterlippe, als ich versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken.
"Kannst du bitte aufhören, mich Master zu nennen? Das ist ... seltsam", sagte ich und ließ meine Finger nervös miteinander spielen, um mich irgendwie abzulenken. "Ist das ein Befehl?", fragte er mich und ich wurde hellhörig. Das hatte er mich schon einmal gefragt.
Deshalb drehte ich mich ein wenig zur Tür, um durch den Spalt hindurch seinen Schatten zu betrachten. "Was meinst du damit? Wieso sollte ich dir etwas befehlen?", fragte ich neugierig nach. "Du bist mein Master", erklärte er knapp und dennoch ausreichend, "wenn du mir etwas befiehlst, werde ich mich daranhalten."

Ich schluckte erneut hart gegen den Kloß in meinem Hals und meine Zunge glitt nervös über meine wunden Lippen, die ich unbewusst schon seit Minuten kaute. Er hatte mir zwar erklärt, warum er mich Master nannte, aber es ergab einfach keinen Sinn für mich. Ein einfaches Danke hätte mir auch gereicht, um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber gewesen, wenn er einfach eine gewöhnliche Katze geblieben wäre.
"Dein Fetisch für diese bizarren Rollenspiele ist wirklich gruselig", murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm. "Nenne es, wie du willst, für mich ist es Loyalität", erwiderte er scharf und ich konnte eine Spur von Ärger in seiner Stimme erkennen. Hätte ich das nicht sagen sollen? "T-tut m-mir leid", murmelte ich kleinlaut und lehnte mich mit dem Rücken wieder gegen die Tür.

"A-aber wie d-du willst ... dann B-B-Be ... Be-fehle ... ich e-es dir", stotterte ich, während eine unglaubliche Röte mein Gesicht überflutete. Diese Worte auszusprechen war einfach so unglaublich falsch und ich fühlte mich plötzlich, als wäre ich in Fifty Shades of Grey gelandet mit diesem BDSM-Kram. Dieser Typ vor der Tür sah schon aus wie jemand, der auf so etwas stand, mit seinen dunklen Augen und dem selbstgefälligen Grinsen. Er war nicht der süße Kater, den ich gerettet hatte, sondern ein Perversling mit bizarren Vorlieben! Außerdem sollten solche Worte niemals aus dem Mund von so jemandem wie mir kommen!
"Okay", sagte er und riss mich somit aus meinen Gedanken. "Wie wäre es mit 'Mein Herr'? Oder 'Gebieter'? 'Boss' vielleicht? Oder sollte ich dich lieber mit einem dieser süßen Kosenamen ansprechen, die Verliebte verwenden? 'Liebling' zum Beispiel, oder 'Schatz'? Natürlich könnten wir auch etwas gewagter sein, wie wäre es mit 'Mein König'?"

Mit jedem Vorschlag, den er machte, konnte ich spüren, wie die Röte in meinem Gesicht stieg, als würde ein Thermometer in der prallen Mittagssonne liegen. Mein Herz begann zu rasen, als würde ich einen Marathon laufen. Ich starrte fassungslos die Tür an, hinter der er war, als würde ich direkt in seine dunklen Augen blicken.
"Sag mal, spinnst du irgendwie?", platzte es mir unkontrolliert heraus und sofort hielt ich mir die Hände vor den Mund, als ich realisierte, dass ich es laut ausgesprochen hatte.
Ups.
"Anscheinend ist nichts dabei. Wie wäre es dann mit 'Sexy' oder 'Schönheit'? Vielleicht doch lieber 'Märchenprinz'? Wobei das Letztere eher auf mich zutreffen könnte", fragte er mich und seine Stimme klang amüsiert und selbstbewusst.

Ich konnte spüren, wie sich ein Kloß, vor lauter Scham und Nervosität, in meinem Hals bildete. Ich schluckte schwer und schüttelte heftig meinen Kopf, meine Haare wirbelten dabei wild umher. "A-a-auf keinen F-Fall! Nenn mich einfach beim Vornamen!", schrie ich fast schon verzweifelt gegen die Tür.
"Ich soll dich einfach beim Vornamen?", fragte er nach, seine Stimme klang verwundert und ein wenig enttäuscht. Ich gab ihm ein viel zu hohes und quietschendes "Ja!", als Antwort, dass fast schon wie ein Piepsen klang. Auf der anderen Seite hörte ich ein Schnalzen seiner Zunge, das unglaublich laut und scharf durch die Luft schnitt. "Abgelehnt", sagte er mit einer Stimme, die vor Wut bebte.
Fassungslos sah ich die Tür an, meine Augen weiteten sich vor Schock. "Wie abgelehnt? I-ich dachte W-weil es ein B-B-Befehl ... war", stammelte ich und brachte den Satz nicht zu Ende, da es noch immer falsch klang. "Ja, aber ich verweigere den Befehl. Ich befolge nur die Befehle, hinter denen ich einen Sinn sehe und hinter diesem sinnlosen Befehl sehe ich keinen Nutzen", sagte er weiterhin mit dieser gewissen Wut in der Stimme, die sich fast schon wie ein Knurren anhörte.
War er sauer?

Mit zitternder Wut und Scham stand ich auf der Stelle auf, ließ mich von meinen aufgewühlten Emotionen leiten und drehte entschlossen den Schlüssel im Schloss. Die Tür öffnete sich quietschend und ich sah ihn dort auf dem Boden sitzen. Er sah zu mir auf, sein Kopf war nach hinten geworfen und er grinste mich frech an. Seine Augen funkelten vor Belustigung, was meine Wut nur noch mehr anfachte.
"D-dann zwing m-mich gefälligst nicht, s-solche p-p-peinlichen Sachen zu s-sagen, wenn du dich nicht daranhältst!", schrie ich ihn an, meine Stimme hallte durch den Flur, während ich ihn wütend und zugleich beschämt ansah. Meine Wangen brannten vor Scham und Zorn und Tränen der Wut stiegen mir in die Augen.
Ich knallte die Tür mit einem lauten Krachen wieder zu und drehte den Schlüssel erneut um. Mit großen Augen und einem wild klopfenden Herzen stand ich da und starrte fassungslos auf die Tür. Was hatte ich gerade getan? Ich hatte tatsächlich die Tür geöffnet und ihn angebrüllt. Er hätte einfach hereinkommen können und ich hätte keinen Ort mehr gehabt, um mich zu verstecken. Zum Glück schien er genauso überrascht von meiner Tat zu sein wie ich selbst und konnte nicht reagieren.

Plötzlich ertönte ein leises Klopfen an der Tür, das mich zusammenzucken ließ. Mein Herz raste, als ich einige Schritte zurückwich und die Tür mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. "Ohh Master~", schnurrte er mit einer samtigen Stimme, die wie eine süße Verheißung klang und doch etwas Bedrohliches an sich hatte. Seine Wut von eben schien wie verflogen und ich spürte, wie mein Puls noch schneller wurde. "Ich werde dich irgendwann noch dazu bringen, viel peinlichere Sachen zu sagen als diese hier", sagte er mit einer Stimme, die vor Selbstbewusstsein triefte.
"Oh Gott", entfuhr es mir und ich spürte, wie sich eine unglaubliche Hitze in meinem ganzen Körper ausbreitete. Meine Wangen brannten und mein Atem ging stoßweise. "Oh ja, das wirst du auch irgendwann zu mir sagen~", sagte er mit einem Unterton, der mich erschaudern ließ. Ich wedelte mir mit meinem Oberteil Luft zu und lief nervös im Badezimmer auf und ab, in der Hoffnung, mich irgendwie zu beruhigen, während ich versuchte seine Worte zu ignorieren.
Ich wusste doch, dass dieser Typ ein Perverser war!

Mir war so unglaublich heiß, dass ich einen Schweißausbruch bekam und es mir unaufhaltsam übers Gesicht lief. Meine Hände zitterten und ich spürte, wie meine Knie weich wurden. Ich brauchte unbedingt eine Abkühlung und wenn ich sowieso schon im Badezimmer war, konnte ich auch direkt duschen gehen. Meine Kleidung konnte ich ja noch mal anziehen und würde mir einfach irgendwann anders frische Unterwäsche nehmen und die alte erst mal weglassen.
Ich nickte mir selbst zu, als ob ich es mir selbst bestätigen wollte, dass ich das so mache und ging auf die Dusche zu, wo ich das Wasser bereits aufdrehte. Obwohl mein Körper vor Hitze glühte, konnte ich trotzdem nicht kalt duschen.

In dem Moment, als ich begann, mein Oberteil über den Kopf zu ziehen, ertönte ein erneutes Klopfen an der Tür. "Master, lass mich mit duschen", sagte er mit einer Stimme, die einen Hauch von Ungeduld verriet. Bei seinen Worten lief mir ein Schauer über den Rücken und ich erstarrte. "Ich habe dich schon öfters nackt gesehen und mir macht es auch absolut nichts aus, wenn du mich nackt siehst. Ich könnte dir den Rücken waschen, Master", fügte er hinzu und das Klopfen an der Tür wurde drängender.
Langsam drehte ich den Wasserhahn wieder zu und warf einen Blick zur Tür. Mein Herz pochte in meinen Ohren und meine Gedanken überschlugen sich. Wie konnte ich nur daran denken, zu duschen, während dieser perverse Stalker draußen vor dem Badezimmer wartete?
Es war mir unglaublich unangenehm, also verschiebe ich das wohl lieber. Stattdessen kühlte ich mein Gesicht mit dem Wasser am Waschbecken. Das musste fürs Erste ausreichen. Mit zitternden Händen beugte ich mich über das Becken und ließ das Wasser über mein Gesicht laufen.

Ich ließ mich zögerlich auf den kühlen Rand der Badewanne sinken, mein Blick glitt über die weißen Fliesen zu meinen zitternden Füßen hinab. Meine Zehen begannen nervös zu zappeln, während ich in die Stille hinein betete, dass meine Mutter bald nach Hause kommen würde, um ihn rauszuschmeißen.
Die Luft im Raum schien immer dünner zu werden, als ich leise, fast flüsternd in die Stille hineinfragte: "Sag mal, wie alt bist du eigentlich?" Ich spürte, wie meine Stimme leise zitterte, doch ich wusste, dass er mich gehört hatte. "In Menschenjahren müsste das in etwa 17 oder 18 sein. In Katzenjahren wäre das ein Jahr und ein paar Monate oder so", erwiderte er ruhig.
Wir waren also tatsächlich gleich alt.

Ich schluckte schwer und verhakte meine Fußzehen ineinander. Auch wenn ich diesen Typen suspekt fand, musste ich ihm zugestehen, dass er mir dennoch auf all meine Fragen antwortete.
"Was genau willst du von mir?", fragte ich weiter, während meine Stimme in meinen eigenen Ohren brüchig klang. "Das habe ich doch bereits beantwortet. Ich will bei dir sein und dich beschützen, so wie du mich beschützt hast", antwortete er auf meine Frage und ich seufzte. Seine Worte klangen ehrlich, doch sie verursachten ein Chaos in meinem Kopf. "Du hast eine komische Art zu beschützen ... soviel ich weiß, gehört aufdringlich sein, ablecken und küssen nicht zum Beschützen", murmelte ich leise, während mein Blick sich in den weißen Fliesen vor meinen Füßen verlor.

"Falsch", sagte er und ich hob meinen Kopf von meinen Füßen auf und sah zur Tür. "Ich wollte dich markieren, Master. Ganz nach dem Motto: Habe ich abgeleckt, gehört nun mir", fügte er hinzu. Seine Stimme klang bestimmt, doch ich konnte eine Spur von Sanftheit darin erkennen. Ein Schauer durchlief mich bei seinen Worten. "Wenn diese Bastarde, die dir wehtun, meinen Geruch an dir riechen, lassen sie dich vielleicht in Ruhe."
Ich biss mir auf die Unterlippe, zog sie zwischen meine Zähne und begann nervös darauf zu kauen. Meine Gedanken überschlugen sich, als ich seine Worte verdaute.
Wollte er mich wirklich nur beschützen?
Ich kannte das Prinzip hinter dem Markieren und wusste, dass es viele Paare taten, aber wir waren kein Paar! Also hätte er kein Recht, das auch bei mir zu machen. Dennoch: Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Trotz seiner Dreistigkeit fand ich seine Geste irgendwie süß, auch wenn er es absolut falsch anging.

In einem verzweifelten Versuch, das Thema zu wechseln und nicht weiter auf seine Missachtung meiner körperlichen Privatsphäre einzugehen, fragte ich ihn: "Hast du eigentlich einen Namen?"
Seine Antwort kam, ohne zu zögern: "Natürlich, denn den du mir gegeben hast: Leebit", antwortete er mit einer Gelassenheit, die mich innerlich seufzen ließ. "Nein, nicht den. Einen richtigen", antwortete ich. "Ich meine den Namen, den deine Eltern dir gegeben haben, oder hast du keine?", hakte ich nach und bereute die Frage sofort, als mir bewusstwurde, dass ich nicht wusste, ob er eine Familie hatte.
Vor der Tür hörte ich ein leises Seufzen, bevor er fortfuhr. "Ich habe keine Eltern. Seitdem ich denken kann, lebte ich bei dem alten Mann, bevor er vor ein paar Monaten gestorben ist. Aber er hat mich immer Minho genannt", erklärte er mir. Seine Stimme klang gefasst, aber ich konnte eine Spur von Traurigkeit darin hören, die mein Herz schwer werden ließ. Sofort nagte das schlechte Gewissen an mir, weil ich es angesprochen hatte.

Ich verdrängte mein schlechtes Gewissen mit einem heftigen Kopfschütteln und nickte mir selbst zu. "Minho also, ja? Das hört sich so viel besser an als dieser dumme Name, den ich mir ausgedacht habe ...", murmelte ich leise. "Dann werde ich dich ab heute auch so nennen, der passt zu dir, irgendwie", fügte ich hinzu und versuchte, das unangenehme Gefühl in meiner Brust zu ignorieren.
"Du kannst mich nennen, wie du willst, Master. Du kannst mich auch deinen Diener oder, wenn du willst, Schatz nennen", sagte er und ich konnte deutlich das Grinsen in seiner Stimme hören. Sofort spürte ich, wie die Röte, die sich langsam verabschiedet hatte, zurückkam und meine Wangen erwärmte. "N-nein!", rief ich aus und schüttelte wieder den Kopf, um die Bilder, die mir in den Kopf kamen, zu verdrängen.

Danach herrschte wieder eine erstickende Stille, die von meinen ohrenbetäubenden Gedanken durchbrochen wurde. Weitere Fragen wollten sich in meinem Kopf nicht bilden. Stattdessen schienen sie in der Schwere der Situation zu ertrinken. Die Zeit, in der ich mich im Badezimmer eingeschlossen hatte, zog sich wie ein endloser Kaugummi, der mit jeder Sekunde dünner und spröder wurde. Jedes noch so leise Geräusch aus dem Rest der Wohnung ließ mich zusammenzucken.

Doch dann, wie eine Erlösung, ertönte das vertraute Geräusch der Haustür, das mein Herz sofort schneller schlagen ließ. "Ich bin wieder da!", rief meine Mutter mit ihrer beruhigenden Stimme durch die Wohnung. Ich riss die Badezimmertür auf und rannte gradewegs auf sie zu, um ihr um den Hals zu fallen.
"Lass mich nie wieder mit ihm alleine!", flehte ich sie an, meine Stimme zitterte vor Aufregung und Angst. Tränen der Erleichterung und Freude stiegen in mir auf und begannen, über meine Wangen zu laufen. Ich war so glücklich, dass sie endlich wieder da war und ich nicht länger in dem kalten, einsamen Badezimmer ausharren musste.

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Stray, Paws and Protector ᵐᶦⁿˢᵘⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt