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Etwa zwei Stunden später saß ich in meinem Bett, die schwarze Katze auf meinem Schoß. Die kleine Fellkugel – oder besser gesagt er, weil meine Mutter mir sagte, dass es ein Kater war – hatte sich beruhigt und schien langsam zu begreifen, dass wir ihm nur helfen wollten. Sein Fell war immer noch ein wenig struppig und verfilzt, aber seine Augen, die mich nun mit einem Anflug von Vertrauen ansahen, erwärmten mein Herz und ließen ein kleines, warmes Gefühl in meinem Bauch aufsteigen.
Meine Mutter hatte zum Glück einiges für den Notfall in der Wohnung, auch wenn wir selbst keine Haustiere hatten. Es kam hin und wieder vor, dass nachts oder am Wochenende, wenn die Kliniken geschlossen waren, Nachbarn mit ihren verletzten Tieren bei uns vorbeikamen. Deshalb hatte sie immer etwas für die medizinische Versorgung der Tiere parat. Nur deshalb hatte der kleine Kerl nun auch eine saubere Wunde, welche leider genäht werden musste, mit drei Stichen, und einen frischen, weißen Verband um sein dünnes Beinchen.

Meine Mutter schätzte, dass er etwa ein oder zwei Jahre alt war, also noch sehr jung. Ich lächelte leicht, während ich ihn weiter streichelte und seine weichen, warmen Körperbewegungen gegen meine Hand spürte. Ich betrachtete seine kleinen Ohren, die aufmerksam nach vorne gerichtet waren, und seine zarte Schnauze, die leicht bebte, als er mich ansah. "Wärst du ein Mensch, wären wir ungefähr im selben Alter", murmelte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm. "Ob wir dann vielleicht auch Freunde geworden wären?", fragte ich, als ob er mir antworten könnte.
Er hob seinen Kopf und sah mich mit seinen großen, neugierigen Augen an, als würde er tatsächlich verstehen, was ich sagte. Mein Lächeln wurde bitter, und ich schüttelte leicht den Kopf. "Wahrscheinlich nicht. Ich bin nicht so gut darin, Freundschaften zu schließen. Irgendwie hassen mich alle. Du würdest mich als Mensch wahrscheinlich auch nicht mögen, oder?" Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich seufzte schwer, während ich weiter mit der Katze sprach, die mir mehr Trost und Geborgenheit zu geben schien als jeder Mensch zuvor. "Vielleicht ist es doch besser, dass du nur eine Katze bist."

Ich ließ meine Fingerspitzen sanft über das weiche Fell des Katers gleiten, spürte die zarte Textur seiner Ohren, die sich wie Samt unter meinen Fingern anfühlten. "Weißt du, kleiner Kerl", flüsterte ich, "du bist vielleicht die beste Gesellschaft, die ich seit langem hatte." Ein leises Lächeln huschte über meine Lippen, ein warmes, echtes Lächeln, das lange auf sich hatte warten lassen. "Und ich glaube, du fühlst das auch, oder?"
Seine Antwort war ein sanftes Schnurren, das sich zu lauteren, beruhigenden Summen steigerte. Es vibrierte durch meinen Körper, als wolle es mir mit jeder einzelnen Schwingung zustimmen und mir auf seine ganz eigene Art Trost spenden. Ein kleines Stückchen Wärme breitete sich in mir aus, und für einen Moment fühlte ich mich nicht mehr ganz so allein. "Danke, kleiner Kerl", flüsterte ich und drückte ihn sanft an mich.
Ich war überrascht darüber, wie unglaublich zutraulich er für einen Streuner war. Meine Mutter war noch einmal losgegangen, um etwas zu Essen für den kleinen Kerl zu besorgen. Eigentlich wollte ich mit ihr gehen, aber ich konnte ihn nicht allein in dieser völlig fremden Umgebung zurücklassen, nicht nachdem er schon so viel heute hinter sich hatte.

Als ich mit dem Streicheln aufhörte und nach meinem Handy griff, um ein Foto von ihm zu machen, stand er auf und humpelte mit seinen kleinen, unkoordinierten Bewegungen von meinem Schoß herunter. Seine unbeholfene Art ließ mein Herz schmelzen wie Eis in der warmen Sonne.
Er folgte der Bewegung meiner Hand, als ob er weiter gestreichelt werden wollte, was ich unglaublich niedlich fand. Tatsächlich schien ich recht zu haben, denn er drückte sich wieder gegen meine Hand und seine Augen schlossen sich halb vor Genuss. "Du bist so süß", flüsterte ich und ließ mich zur Seite aufs Bett fallen, sodass ich lag.
Er kam sofort auf mich zu gehumpelt und begann, mir durchs Gesicht zu lecken. Seine raue, aber liebevolle Zunge kitzelte und ich musste auf kichern, während ich wieder begann, ihn zu streicheln.

Stray, Paws and Protector ᵐᶦⁿˢᵘⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt