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Meine Mutter war die personifizierte Ruhe. Ihre Hände bewegten sich sanft und sicher über die Küchengeräte, während sie ein köstliches Abendessen zubereitete und ich ihr nicht von der Seite wich. Als wir uns schließlich an den Esstisch setzten, schob ich meinen Stuhl so dicht an ihren, dass unsere Arme sich berührten, nur um in ihrer Nähe zu bleiben.

Als wir mit dem Abendessen fertig waren und der Tisch wieder abgeräumt war, setzten wir uns auf die Couch, während Minho vor uns auf dem Boden saß und uns beide mit seinen großen, hoffnungsvollen Augen ansah.
Die Spannung in der Luft war greifbar, als ich meine Mutter ansah und fragte: "Kannst du ihn jetzt rausschmeißen?" Meine Finger krallten sich in ihren Arm, als ob ich sie vor der Anwesenheit des Fremden beschützen könnte, obwohl es andersherum der Fall war.
Sie antwortete mit einem sanften Lachen, das ein Schmollen in mir hervorrief. Ich sah sie beleidigt an, doch ihre Augen spiegelten nur Liebe und Verständnis wider. "Mein Schatz, wir können ihn doch nicht einfach hinauswerfen, wo soll er denn hin? Er hat doch kein Zuhause, oder?", sagte sie und wandte sich an Minho, dessen Schweif fröhlich hinter ihm hin und her wedelte. "Ich lebe auf der Straße, das ist richtig. Mein Master hat mich dort gefunden, wo ich lebe", erklärte er.

Bei seinen Worten stieg ein bitterer Geschmack in meinem Mund auf, als die Erinnerungen an den Ort, den er sein Zuhause nannte, in mir hochkamen. Es war eine kleine, dunkle Gasse zwischen zwei Häusern, die mehr aus Müll und zerfetzten Kartons bestand.
Dort lebte er?
Zwischen den ganzen Abfällen, die die Menschen achtlos wegwarfen?
Mein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken und sofort machte sich ein schlechtes Gewissen in mir breit, als ich daran dachte, dass er dorthin zurückkehren müsste, wenn wir ihn rausschmeißen.

"Master? Habe ich etwas verpasst?", fragte meine Mutter überrascht und weitete ihre Augen. "Er hat mir das Leben gerettet und ich werde für immer in seiner Schuld stehen, deshalb ist er mein Master", erklärte er ihr und allein bei dem Wort breitete sich wieder eine unangenehme Gänsehaut auf meiner Haut aus.
"I-ignorier ihn. Er hat e-einen komischen F-Fetisch oder so", fügte ich hinzu, während ich ihn ansah. Er grinste, schon die ganze Zeit war er am Grinsen, seitdem ich wieder aus dem Badezimmer draußen war. Sein Grinsen war genauso unheimlich wie das der Grinsekatze aus Alice im Wunderland – hinterhältig und beängstigend! Seine spitzen Zähne blitzten im Licht der Lampe und seine dunklen Augen funkelten amüsiert.

Ich schauderte bei dem Anblick und rückte noch näher an meine Mutter heran. Mit einem schweren Schlucken wandte ich meinen Blick ab, denn ich konnte seinen intensiven, durchdringenden Blick nicht länger ertragen, oder besser gesagt konnte ich seinen Blick nicht länger standhalten.
Meiner Mutter entkam ein sanftes Lachen, bevor sie nickte. "Ich verstehe, denke ich? Solange du meinen kleinen Schatz nichts Böswilliges antust, kannst du ihn nennen, wie du möchtest und selbstverständlich wirst du nicht rausgeschmissen", sagte sie und ich sah sie daraufhin mit einem Gemisch aus Entsetzen und Verwirrung an.
Sie sah mich mit einem Ausdruck von Mitgefühl und Verständnis an und gab mir einen leichten Klaps auf den Kopf. "Jetzt schau mich nicht so an! Du hast ihn doch als Streuner aufgenommen. Er hat sich halt nur als ein junger, hübscher Hybridmann entpuppt. Es hat sich an der Situation nichts verändert, außer dass er ein wenig gewachsen ist", sagte sie.

Ich schluckte schwer, nachdem sie mit ihrer Predigt fertig war und sah wieder zu Minho hinüber, der noch immer vor uns auf dem Boden saß. Im Grunde hatte sie ja recht, aber er war eben nicht mehr die kleine schwarze Katze, die ich aufgenommen hatte, sondern vielmehr ein riesiger Tiger, vor dem ich Angst hatte!
"Hör zu, mein Schatz", begann sie und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, ihre Stimme sanft und beruhigend. "Ich weiß, wie schwer es dir fällt, dich Fremden anzunähern. Aber wir können ihn doch nicht einfach vor die Tür setzen, wo er Hunger leiden und frieren muss, jetzt, wo der Winter kommt. Und ausliefern können wir ihn doch auch nicht. Du weißt doch, wie Hybriden in der Oberschicht behandelt werden. Möchtest du das?", fragte sie mich einfühlsam und ihre Augen spiegelten ihre Besorgnis wider.

Mein Blick fiel wieder auf den Kerl, der mich mit seinen katzenartigen Augen ansah. Seine Ohren zuckten nervös und seine Schwanzspitze bewegte sich unruhig hin und her. Mein schlechtes Gewissen wurde größer, je länger ich ihn ansah und ich konnte spüren, wie mein Herzschlag zunahm. "A-a-aber", begann ich stotternd, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Was ist, wenn er uns etwas antut? Was ist, wenn er uns bestiehlt oder uns im Schlaf angreift und tötet?", fragte ich leise.
Meine Mutter legte ihre Hand sanft auf meinen Kopf und lächelte mich liebevoll an. "Ich verstehe deine Sorgen, mein Schatz. Aber ich glaube nicht, dass er uns etwas antun wird, seine Pheromone sind völlig harmlos. Er scheint ein guter Junge zu sein, der nur ein bisschen Hilfe braucht." Sie sah Minho an, der uns mit seinen großen, flehentlich wirkenden Augen ansah. "Versuch es wenigstens, mein Schatz. Gib ihm eine Chance und wenn es wirklich nicht funktionieren sollte, werden wir nach einer anderen Lösung suchen, ja?", sagte sie und lächelte mich ermutigend an.
Ich presste meine Lippen zusammen und gab ein leises Wimmern von mir, bevor ich einfach nur nickte und dementsprechend zustimmte. Wie hätte ich es auch ablehnen können, wenn es von meiner Mutter kam? Auch wenn ich mich wirklich unwohl fühlte bei dem Gedanken, dass er nun auch hier wohnte.

"Aaaaber, es gibt Regeln", sagte sie mit einem ansteckenden Lächeln, das ihre Augen zum Strahlen brachte. Sie drehte sich zu Minho um und sah ihn mit einer Mischung aus mütterlicher Liebe und Strenge an. "Diese Regeln betreffen insbesondere dich mein Lieber", fuhr sie fort und ihre Stimme wurde sanft, aber bestimmt. "Du wirst nicht alleine nach draußen gehen, sondern nur in Begleitung von Jisung oder mir, zumindest vorerst", erklärte sie und hob eine Hand, um seinen möglichen Einwand zu unterbrechen.
Sie machte eine kurze Pause und sah ihn mit einem nachdenklichen Ausdruck an, als ob sie gedanklich nach weiteren Regeln suchen würde. "Und wenn Besuch kommt, bitte ich dich, dich in deine Katzengestalt zu verwandeln, einverstanden? Das würde nur zu unangenehmen Fragen führen, wenn Freunde oder Verwandte dich sehen und diese können wir in deiner Katzengestalt ganz einfach vermeiden", fügte sie hinzu.
"Außerdem akzeptiere ich keine Gewalt in meiner Wohnung! Und", sie machte eine kurze Pause und sah ihn mit einem leicht errötenden Gesicht an, "du wirst nicht mehr nackt durch die Wohnung laufen. Ich bin eindeutig zu alt, um solche jungen Kerle, wie du einer bist, nackt zu sehen", schloss sie mit einem leichten Lachen, das die angespannte Atmosphäre auflockerte.

Ihre Worte hingen in der Luft und ich konnte nicht anders, als plötzlich dazwischenzurufen: "U-Und du wirst mir nicht z-zu n-nahe kommen!", rief ich mit einer Stimme, die lauter wurde, als ich beabsichtigt hatte. Beide sahen mich daraufhin überrascht an und ich zuckte erschrocken zusammen, als ich selbst merkte, wie laut meine Stimme geworden war. "T-tut mir leid", entschuldigte ich mich sofort leise und hielt mir die Hand vor den Mund, meine Wangen glühten vor Scham.
Meine Mutter lächelte wieder und sah dann wieder zu Minho herunter. "Du hast es gehört", sagte sie mit einer sanften, aber bestimmten Stimme. "Es darf niemand erfahren, dass nun ein Hybrid bei uns lebt. Wenn es herauskommt, stehen ganz schnell ganz böse Leute vor unserer Tür und nehmen uns alle fest. Und das wollen wir nicht, oder?", fügte sie hinzu und sah ihn mit besorgten Augen an.

Die ganze Zeit über beobachtete ich ihn misstrauisch und ließ ihn nicht aus den Augen, während ich weiterhin an den Arm meiner Mutter geklammert war. Unter anderen Umständen hätte die Begegnung mit einem echten Hybriden aufregend und faszinierend sein können. Wie sein Schweif sich bewegte oder wie seine Ohren zuckten bei jedem Geräusch, war wirklich faszinierend. Doch die Faszination, die ich normalerweise empfunden hätte, war durch seine perverse Art alles andere als faszinierend!
"Ich werde mich an jede einzelne Regel halten, versprochen! Ich will hier nicht weg und ich werde es nicht leichtfertig aufs Spiel setzen", sagte er mit einer Stimme, die nach Aufrichtigkeit klang, aber mein Misstrauen nicht zerstreuen konnte.
Seine Augen trafen die meiner Mutter, doch als er seinen Blick zu mir wandte, spürte ich, wie eine Gänsehaut meinen Rücken hinabkroch. "Ich bin glücklich hier bei euch", fügte er hinzu und seine Worte ließen mich frösteln.
"Dasselbe gilt für dich auch mein Schatz. Du darfst niemandem von ihm erzählen", sagte sie und sah mich mit besorgten Augen an. "Wen sollte ich auch schon davon erzählen", murmelte ich mehr zu mir selbst, als ich versuchte, mein leichtes Zittern zu unterdrücken.

Plötzlich stand meine Mutter auf, befreite ihren Arm aus meinem Griff und klatschte einmal in die Hände. "Gut, dann ist es geklärt", sagte sie mit fester Stimme, die von einer warmen Herzlichkeit durchdrungen war. "Dann heiße ich dich offiziell willkommen in unserer kleinen Familie, Leebit", fügte sie hinzu und hielt ihm ihre Hand hin, die er sofort ergriff und aufstand.
"Danke Mama! Ich werde ein sehr guter Sohn sein", versprach er und verbeugte sich leicht vor ihr, eine Geste, die so natürlich und aufrichtig schien, dass es meine Mutter für einen Moment sprachlos machte.
Sie weitete ihre Augen, als ob sie versuchte, die Tränen der Rührung zurückzuhalten und begann dann schüchtern zu lachen. "Ich wollte schon immer ein zweites Kind", gestand sie, während sie ihm liebevoll über den Kopf strich. "Fühl dich also wie zu Hause, Leebit." Sie deutete auf die Couch, auf der ich saß und von der aus ich sie noch immer misstrauisch beobachtete. "Du musst leider erst mal auf der Couch schlafen, bis wir eine bessere Lösung gefunden haben."

Sie runzelte leicht die Stirn, als sie über die möglichen Veränderungen nachdachte. "Eventuell sollten wir sogar die Schlafzimmer tauschen, damit ihr beiden das große Zimmer bekommt. Dort passen dann auch zwei Betten hinein", murmelte sie vor sich hin.
Sie seufzte leicht, als ob sie sich schon auf die bevorstehenden Umstellungen einstellte. "Aber das sind meine Sorgen von morgen", schloss sie ihre Gedanken und streckte sich anschließend, als ob sie die Müdigkeit des Tages abschütteln wollte.
Ich zog meine Beine an meinen Körper heran und sah die beiden abwechselnd skeptisch an. Sie verstanden sich definitiv viel zu schnell viel zu gut und das ließ mich noch misstrauischer werden! Auch ein leichter Stich der Eifersucht durchzog mein Herz, aber den schob ich erst einmal beiseite, da das Mistrauen noch überwiegte.

Am Abend, nach einem Tag voller aufwühlender und nervenzerreißender Ereignisse, lag ich neben meiner Mutter in ihrem Bett. Sie hatte sich noch lange mit ihm unterhalten und so unter anderem auch sein Alter und seinen echten Namen erfahren. Wir einigten uns darauf, ihn in seiner menschlichen Gestalt Minho zu nennen und in seiner Katzengestalt, vor allem wenn Besuch da war, Leebit, einfach, um Verwirrungen zu vermeiden.
Es war mir zwar etwas peinlich, mit siebzehn noch im Bett meiner Mutter zu schlafen, aber die Angst, die ich hatte, wenn ich nur daran dachte, allein in meinem Zimmer zu sein – mit ihm – überwog diese Scham bei Weitem.
Nie im Leben konnte ich mir vorstellen, in meinem eigenen Zimmer zu schlafen, das ich nicht abschließen konnte, wo ich auch ständig Angst haben müsste, dass er mir im Schlaf zu nahekommen könnte!
Ich war eben ein Muttersöhnchen und in diesem Moment war mir das völlig egal! Meine Mutter belächelte mein Verhalten nur schweigend, während ihre Augen voller Verständnis und liebevoller Sorge waren.

Minho lag auch bei uns im Bett, allerdings in seiner Katzenform, die bei weiten nicht so gruselig war, da für eine weitere Person ohnehin kein Platz mehr gewesen wäre. Ich hielt ihn mit dem Kissen auf Abstand, um zu verhindern, dass er mir zu nahekam. Niemals in meinem gesamten Leben würde ich mich an ihn gewöhnen können.
Niemals!
Die unzähligen Nerven, die mich dieser Tag gekostet hatte, die Sorgen, die Angst, die Verwirrung und Verzweiflung – all das machte mich unglaublich müde. Ich spürte, wie meine Augenlider schwerer wurden und wie mein Atem langsamer ging. In den Armen meiner Mutter, wo ich mich relativ sicher fühlte, schlief ich schlussendlich ein.

Mit einem leisen Grummeln im Hals, als ein sonniger Strahl direkt in meine geschlossenen Augenlider drang, drehte ich mich widerwillig um und suchte die vertraute Wärme meiner Mutter. Ich schmiegte mich an ihren Körper – zumindest dachte ich das, denn etwas war anders. Die Umarmung fühlte sich fremd an, nicht wie die meiner Mutter.
Verwirrt und mit einem mulmigen Gefühl im Magen öffnete ich langsam meine müden Augen, die noch vom Schlaf gerötet und geschwollen waren und meine Sicht beeinträchtigten.
"Guten Morgen, Master", sagte eine tiefe, männliche Stimme. Mein verschlafener Verstand konnte die Situation nicht sofort begreifen und so schloss ich wieder meine Augen und kuschelte mich sogar noch näher an diese Person heran, um weiterzuschlafen. Der ruhige, gleichmäßige Herzschlag, der mir entgegenschallte, beruhigte mich und ließ mich beinahe wieder einschlafen.

Doch dann spürte ich eine Hand, die mir sanft durchs zerzauste Haar strich. Mit einem plötzlichen Schreck riss ich die Augen auf und setzte mich kerzengerade im Bett auf. Mein Herz raste, als ich realisierte, dass es nicht meine Mutter war, die neben mir lag. Mit einem schweren Schlucken starrte ich geradeaus zur Tür, da ich Angst hatte, mich umzudrehen.
"Du hättest ruhig weiterschlafen können, Master", sagte dieselbe Stimme wieder, während sich mein Magen grummelnd zusammenzog. Ich spürte, wie meine Hände feucht wurden und mein Mund trocken war.
Ohne ihn anzusehen, sprang ich aus dem Bett und stürmte durch die Wohnung, auf der Suche nach meiner Mutter. Als ich sie endlich fand, versteckte ich mich sofort hinter ihr wie ein kleines Kind, das Schutz suchte. "Guten Morgen, mein Schatz", begrüßte sie mich mit einem herzlichen Lachen.

Mein Blick glitt zur Küchenuhr, deren Ticken in der Stille widerhallte und ignorierte sie völlig. Es war noch früh genug, um rechtzeitig zur Schule zu kommen und nicht den ganzen Tag hier bei diesem Kerl verbringen zu müssen. Aber dann müsste ich mich wieder den Mobbern stellen, die mich sicherlich wieder verprügeln würden.
Als Minho mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht in die Küche trat und mich musterte, war meine Entscheidung eigentlich klar: Ich würde zur Schule gehen! Die Angst vor den Mobbern schien plötzlich erträglicher als die Vorstellung, einen weiteren Tag mit ihm verbringen zu müssen.
"Ich gehe heute zur Schule, mir geht es wieder besser", sprach ich meine Gedanken aus, mehr zu mir selbst als zu meiner Mutter und presste mich an die Wand, um so viel Abstand wie möglich zwischen diesen Kerl und mir zu bringen und schlich so den Flur entlang. Ich verschwand im Badezimmer, um zu duschen und meine Morgenroutine zu absolvieren.

Mit noch feuchten Haaren und einem hastigen "Bis später", griff ich nach meinem Schal und meiner Mütze und eilte zur Tür hinaus, bevor einer von beiden mich aufhalten konnte. Noch einen Tag im Badezimmer eingesperrt würde ich nicht aushalten!
Mit jedem Schritt, den ich der Schule näherkam, wuchs meine Nervosität. Mein Magen verkrampfte sich und meine Hände begannen zu zittern vor Angst. Ich versuchte, mich auf die bevorstehenden Stunden zu konzentrieren und die Angst vor den Mobbern zu verdrängen. Doch die Vorstellung, dass sie mich bereits vor dem Unterricht abfangen könnten, ließ mein Herz rasen.
Ich versuchte, mich den ganzen Tag über unauffällig zu verhalten. Ich verließ das Klassenzimmer nicht ein einziges Mal in der Hoffnung, dass sie gar nicht mitbekommen würden, dass ich anwesend war. Doch trotz ihrer Abwesenheit spürte ich ihre Blicke auf mir, als würden sie mich durch die Wände hindurch beobachten.
Es war furchtbar unheimlich und bereitete mir Bauchschmerzen.

Die letzte Schulstunde kam viel schneller als erwartet und mein Herz pochte in meiner Brust, als ich so schnell wie möglich meine Sachen zusammenpackte und aus dem Klassenzimmer rannte. Meine Atmung wurde schneller und meine Beine zitterten, als ich die Treppe hinunterstürzte. Es hatte angefangen zu regnen, doch das hielt mich nicht davon ab, einfach draufloszurennen.
Kaum hatte ich das Schultor erreicht, sah ich bereits die drei Gestalten, die auf mich warteten, da wohl einer meiner Klassenkameraden gepetzt hatte. Aber wie zur Hölle konnten sie immer vor mir draußen sein, obwohl ich mich jedes Mal bis zur Atemlosigkeit abhetzte?
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich ihr grimmiges Grinsen sah und sie auf mich zustürmten. Reflexartig machte ich kehrt und rannte weg, doch ziemlich schnell hatten sie mich eingeholt, da ich nicht gerade der schnellste Läufer war.

Als sie mich schließlich einholten und mich mit voller Wucht zu Boden warfen, durchzuckte mich ein heftiger Schmerz, der wie ein Blitz durch meinen Körper schoss. Ich drehte mich mühsam um, sodass ich auf meinem kalten, nassen Hintern saß und sah zu ihnen auf. Ihre Gesichter waren verzerrt vor Wut und Hass, als sie über mich lugten. "Sieh mal an, wer wieder da ist", sagte Changbin mit einer Stimme, die vor Verachtung triefte.
Er griff nach meinem Kragen, hob mich mühelos nach oben und schleuderte mich zurück zu Boden. Der Aufprall ließ mich die Luft ausstoßen und mein Körper schmerzte bereits jetzt bei jedem Atemzug. "Du wirst noch bereuen, dass du einfach blau gemacht hast, Omega Abschaum", knurrte er mir entgegen und trat mir mit voller Wucht gegen die Rippen.
Tränen schossen mir in die Augen und mein Körper krümmte sich vor Schmerz, während ich zu ihnen hinaufsah. Meine Lippen zitterten, als ich versuchte zu sprechen. "B-bitte", begann ich, wurde jedoch unterbrochen, als ich einen Tritt direkt an meinem Kinn spürte. Der Schmerz explodierte in meinem Gesicht, mein Körper fiel nach hinten und mein Kopf schlug auf dem Boden auf.

Ich lag am Boden, unfähig, mich zu bewegen, während die Schläge und Tritte von Changbin auf mich einprasselten. Ich spürte, wie seine Fäuste auf meinen Magen einschlugen, mir die Luft abschnürten und mich nach Luft ringen ließen. Jedes Mal, wenn seine Faust meinen Körper traf, entwich mir ein schmerzvolles Keuchen.
Dieses Mal verschonte er auch mein Gesicht nicht, so wie sonst immer. Er schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Seine Knöchel trafen auf meine Wangenknochen, meine Lippen platzten auf und Blut spritzte aus meinem Mund. Ich versuchte, mich zu schützen, indem ich meine Arme über meinem Kopf zusammenhielt, aber es half nicht viel. Die Schläge wurden immer härter und schmerzhafter, bis ich fast das Bewusstsein verlor.
Ich konnte hören, wie Changbin lachte, als er mich weiter traktierte und ich spürte, dass er es genoss, mir Schmerzen zuzufügen.

Als sie endlich von mir abließen und verschwanden, setzte ich mich unter heftigen Schmerzen auf und ließ ein lautes, verzweifeltes Schluchzen los. Mein Körper zitterte am ganzen Leib und ich spürte, wie Tränen über meine Wangen liefen.
Ich strich mir über das geschwollene Gesicht und wischte das Blut weg, das aus meiner aufgeplatzten Lippe floss. Mit letzter Kraft stand ich auf, während mein Körper an jeder Stelle schmerzte. Ich spürte, wie meine Beine unter mir nachgaben und ich mehrere Anläufe brauchte, um mich aufzurichten.
Trotz der Schmerzen versuchte ich, so schnell es ging, nach Hause zu kommen. Als ich vor der Tür des Wohngebäudes stand, seufzte ich und zog mir die Mütze tiefer ins Gesicht. Ich wickelte den nassen Schal um meinen Hals, um so viel von meinem Gesicht zu verdecken wie möglich. Die Flecken an meinem Körper konnte ich einfach mit Kleidung verbergen, aber nicht die im Gesicht. Diese musste ich irgendwie mit Mamas Make-up überschminken und hoffen, dass sie es nicht bemerkte.

So schnell ich konnte, zog ich mir zu Hause die Schuhe aus und rief ein leises "Bin wieder da", in die Wohnung. "Willkommen zu Hause", rief meine Mutter aus der Küche, während Minho mir aus dem Wohnzimmer direkt entgegenlief.
Diesen Typ hatte ich in meiner Verzweiflung völlig vergessen, doch anstatt mich auf ihn zu konzentrieren, rannte ich sofort ins Badezimmer. Im Bad klaute ich mir Mamas Make-up, ein paar Tücher, um das Blut zu entfernen und versteckte sie in meiner Jackentasche.
Als ich die Badezimmertür wieder öffnete, stand Minho davor und schaute mich glücklich an. Ich wandte den Blick auf den Boden und senkte meinen Kopf, als ich an ihm vorbeiging in mein Zimmer. "W-warte b-bitte. Ich w-will mich u-umziehen", sagte ich ihm mit zitternder Stimme und ging in mein Zimmer, wo ich die Tür hinter mir schloss.
Ich betete einfach, dass er draußen warten würde.

Ich zog mir die Mütze vom Kopf, entfernte den Schal und zog meine Jacke aus, die ich achtlos auf den Boden schmiss. Vor dem Spiegel an meinem Kleiderschrank schaute ich mir mein verletztes Gesicht an und konnte nicht anders, als in Tränen auszubrechen.
Wie soll ich das alles bitte überschminken? Mein Kinn, mein Auge und mein Wangenknochen zierten ein riesiger blauer Fleck, der fast schon wie ein einziger gigantischer, angeschwollener Fleck aussah. Dazu kam die aufgeplatzte Lippe, die jedes Mal aufs Neue blutete, wenn ich versuchte, sie zu berühren.
Mit beiden Händen fuhr ich mir durchs Gesicht und hockte mich hin, um mein Gesicht hinter meinen Händen zu verstecken und auf meinen Knien abzulegen, während ich leise anfing zu weinen.
Ich wusste nicht einmal, ob ich wegen der Schmerzen oder vor Verzweiflung weinte.

"Master?", hörte ich plötzlich eine sanfte, besorgte Stimme neben mir – jedoch hob ich nicht meinen Blick an. Ich war so mit Heulen beschäftigt, dass ich nicht mal mitbekommen hatte, wie dieser Kerl hineinkam. "G-geh weg... ich m-muss mich um-umziehen", stammelte ich. Meine Stimme erstickte fast in meinem Schluchzen, das ich verzweifelt zu unterdrücken versuchte.
Ich spürte seine warme Hand auf meinem Rücken, was mich zusammenzucken ließ, trotzdem konnte ich jetzt nicht aufschauen. Ich wollte nicht, dass er oder irgendjemand mich so sah.
"Wieso weinst du?", fragte er mit einer beruhigenden, sanften Stimme, die einen Hauch von Sorge in sich trug. "Bitte geh einfach raus", murmelte ich. Die Tränen strömten unkontrolliert über meine Wangen und fanden ihren Weg durch meine Finger hindurch. "Nein", sagte er bestimmt und begann, mir beruhigend über den Rücken zu streichen. Seine Berührung ließ mein Herz rasen, ich wollte nicht, dass er mich anfasste, aber der Scham darüber, wie ich aussah, war größer als das unangenehme Gefühl, das seine Berührung auslöste.

Einen Moment lang herrschte Stille, dann brach er sie mit seiner Frage. "Master, was ist das für ein Geruch? Wer kam dir nahe?", fragte er mich, seine Stimme klang nun scharf und bebte vor unterdrückter Wut.
Ich spürte seine Körperwärme und konnte nur ahnen, dass er nähergekommen war. Als ich noch das Geräusch hörte, dass er an mir roch, stieg eine Gänsehaut meinen Rücken hinab und mein Weinen wurde noch heftiger. "Geh einfach", schrie ich gedämpft hinter meinen Händen.
Warum konnte er nicht einfach verschwinden?
Warum musste er so unerträglich hartnäckig sein?
"Master", sagte er plötzlich ernster. Er griff nach meinen Handgelenken und riss sie mir förmlich von meinem Gesicht weg. Erschrocken darüber sah ich ihn an und wandte schnell meinen Blick zur Seite ab. Ich wollte nicht, dass er mich so sah.

Ich spürte, wie seine Hände zitterten, als er mein Gesicht vorsichtig in seine Hände nahm und mich sanft, aber bestimmt zwang, ihn anzusehen. Seine Hände waren rau und doch so sanft. Seine Augen waren geweitet und ich sah einen gewissen Zorn darin.
Plötzlich zog er mir einfach meinen Pullover nach oben, wodurch ich erschrocken auf zischte, da es wehtat. Ich sah, wie er die blauen und roten Flecken auf meinem Körper musterte und wie sein Blick noch wütender wurde. Ich drückte den Pullover sofort wieder nach unten und senkte beschämt den Blick. "Geh weh", wiederholte ich, meine Stimme war nur noch ein schwaches Flüstern.
"Ich werde diese Bastarde umbringen", knurrte er, seine Stimme kalt und voller Hass. Eine Aura der Bedrohung umgab ihn, vor der selbst ich Angst bekam und die mich noch mehr zum Weinen brachte, da sie mich einschüchterte.

Er ging zu meinem Fenster und riss es auf. Ich folgte seinen Bewegungen und kaum hatte ich geblinzelt, war er weg. Vor Schock weiteten sich meine Augen und lief aufs Fenster zu, um zu sehen, wo er hingegangen war.
Er war tatsächlich in seiner Katzengestalt auf einen der Äste gesprungen, die vom Baum vor meinem Fenster ausgingen und krabbelte gerade hinunter. Kurz darauf war er aus meinem Blickfeld verschwunden.
Sein Ernst?

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Es bricht mir selbst das Herz Jisung sowas anzutun :'> 
Eigl habe ich diese story nur Angefangen, weil ich etwas 'fröhlicheres' wollte, als meine anderen... trotzdem ist hier Gewalt :'D Ich kann einfach nicht ohne, denke ich :'D

PS: Sorry für über 4k Wörter... hab keinen cut gefunden den ich mochte xD

Stray, Paws and Protector ᵐᶦⁿˢᵘⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt