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Minho POV
Ich klebte förmlich mit meinem Gesicht an der Fensterscheibe, mein Atem beschlug das kalte Glas, während ich die Menschen draußen beobachtete. Der Abend hatte sich in eine samtige Dunkelheit gehüllt, die Straßenlaternen warfen Lichtkegel auf das feuchte Pflaster und die Schatten der Passanten tanzten gespenstisch auf dem Boden. Die Uhr zeigte bereits 21:18 Uhr und mein Master war noch immer nicht zu Hause.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, wie ein schwerer Stein, der mich nach unten zog. Mama versuchte schon seit einer Weile, ihn zu erreichen, da es untypisch für ihn war, so lange wegzubleiben, ohne Bescheid zu sagen. Ihre Stimme klang besorgt und ihre Augen huschten immer wieder nervös zur Tür. Sie wählte seine Nummer erneut und das monotone Tuten des Freizeichens hallte durch den Raum, während sie unruhig auf und ab ging.
Langsam machte auch ich mir Sorgen: Was, wenn er irgendwo verletzt in einer dunklen Gasse lag und verletzt war? Nur der Gedanke, dass diese Wichser ihn wieder angefasst haben könnten, ließ eine Welle ungeheurer Wut in mir aufsteigen. Meine Hände begannen vor unterdrückter Rage zu zittern und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Die Bilder von meinem Master, wie er blutend und hilflos irgendwo lag, schossen mir durch den Kopf und ließen meine Wut weiter anschwellen.
Plötzlich durchbrach das Klingeln von Mamas Handy die Stille und sie ging mit einem unsicheren "Hallo?" ran. Dank meines ausgezeichneten Gehörs verstand ich jedes Wort des Arztes auf der anderen Seite der Leitung. "Es geht um Ihren Sohn Jisung. Er sitzt gerade vor mir im Krankenhaus."
Mit weit aufgerissenen Augen drehte ich mich zu Mama um und stürmte auf sie zu. Ihr Gesicht wurde blass und ihre Hände begannen zu zittern, als sie dem Arzt zuhörte. Sie hörte noch geduldig zu, während sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. "In Ordnung, ich komme sofort", sagte sie schließlich mit brüchiger Stimme und legte auf. "Jisung ist im Krankenhaus. Ich fahre zu ihm", verkündete sie mir mit zitternder Stimme.
Ohne ihr zu antworten, stürmte ich bereits Richtung Haustür und nahm schon Schuhe und Jacke in die Hand, um es ihr entgegenzubringen, da sie mir einfach zu lange brauchte. "Jetzt mach schon Mama, wir müssen sofort los!", hetzte ich ungeduldig und drückte ihr auf halbem Weg ihre Sachen in die Hand. Mit eiligen Bewegungen begann sie, sich im Flur ihre Schuhe anzuziehen. "Du kannst nicht mitkommen, Minho. Was ist, wenn dich jemand sieht?", fragte sie besorgt.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und holte einmal tief Luft, da eine unglaubliche Wut in mir kochte. Ich wusste genau, weshalb er im Krankenhaus war und es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dies passieren würde. Die Wut in mir richtete sich einerseits auf diese Kerle, die ihm täglich wehtaten und andererseits auf mich selbst, da ich auf ihn gehört hatte und zu Hause geblieben war. Die Schuldgefühle nagten an mir und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ich ihn im Stich gelassen hatte.
"Du wirst mich davon nicht abhalten können", sagte ich entschlossen und ging bereits in Richtung Tür, um diese zu öffnen, während jeder Muskel in meinem Körper angespannt war. "Warte", rief sie plötzlich und griff nach meiner Schulter, ihre Finger fest und zitternd, während sie mich zu sich drehte. "Wir müssen uns beeilen, wir haben keine Zeit!", rief ich hektisch und drehte mich erneut um, um die Wohnung zu verlassen. "Jetzt warte", rief sie noch lauter, ihre Stimme bebend vor Anspannung.
Widerwillig und mit einem Gefühl der Frustration drehte ich mich wieder zu ihr um. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich kämpfte darum, meine Ungeduld zu unterdrücken.
Als ich ihr in die Augen sah, bemerkte ich, wie sie tief seufzte und anschließend tief Luft holte, offenbar bemüht, sich selbst zu beruhigen. Ihre Augen glänzten feucht und ich konnte sehen, wie sie mit den Tränen kämpfte.
Ihre Hände zitterten leicht, als sie nach der rosafarbenen Wollmütze griff, die an einem der Kleiderhaken am Eingang hing. "Versteck deinen Schweif unter deinem Oberteil und du wirst die Mütze nicht einmal abnehmen, verstanden?", sagte sie mit fester Stimme, während sie mir gleichzeitig die Mütze über den Kopf zog. "Du brauchst auch Schuhe", fügte sie hinzu, während ihre Augen suchend durch den Flur wandernd.
Ich tat, was sie sagte, wickelte meinen Schweif sorgfältig um meinen Körper und griff nach ihrer Hand. Ohne weiter zu zögern, verließ ich die Wohnung und zog sie hinter mir her. "Ich brauche keine Schuhe, jetzt komm endlich", drängte ich, meine Stimme fast ein Flehen, während ich beinahe schon rannte. Meine Gedanken waren ein Wirrwarr aus Sorge und ich konnte nur daran denken, so schnell wie möglich zu meinem Master zu gelangen.
Im Auto wuchs meine Ungeduld mit jeder vergehenden Sekunde. Mein ganzer Körper war angespannt und meine Muskeln verkrampften sich vor unterdrückter Wut und intensiver Sorge. Ein Hauch von Selbsthass nagte an mir, weil ich wusste, was ihm täglich angetan wurde und ich ihn dennoch allein gelassen hatte. Das war unverzeihlich.
Als wir endlich am Krankenhaus ankamen und das Auto geparkt war, stürmte ich regelrecht durch den Eingang. "Master?", schrie ich laut und meine Stimme hallte durch den langen, sterilen Flur, während ich mich hektisch umsah. Mein Herz raste und meine Hände waren schweißnass vor Nervosität. Doch alles, was ich sah, waren fremde Gesichter, die mich verwirrt oder belustigt anstarrten.
Der scharfe, unangenehme Geruch von Desinfektionsmitteln mischte sich mit dem fauligen Aroma des Todes und stieg mir so stark in die Nase, dass ich sie mir reflexartig zuhielt. Der stechende Geruch war fast unerträglich für meine empfindliche Nase und ließ meine Augen tränen.
"Wir müssen am Schalter nachfragen, ich stell mich kurz an, warte hier", sagte Mama und stellte sich in die lange Schlange wartender Menschen. Solange wollte ich aber nicht warten, also senkte ich meine Hand wieder und konzentrierte mich darauf, den vertrauten Geruch meines Masters aus der Geruchsmischung herauszufiltern. Jeder Atemzug war eine Herausforderung, während ich versuchte, die verschiedenen Gerüche zu unterscheiden und den einen zu finden, den ich liebte.
Nachdem ich endlich eine schwache Duft spur erfasst hatte, die sich zwischen unzähligen anderen Gerüchen verlor, sah ich zu Mama. "Mama, wir müssen hier lang", rief ich und zeigte auf meine Nase, um ihr zu signalisieren, dass ich seinen Geruch aufgenommen hatte. Sie schien mich sofort zu verstehen und folgte mir, während ich der Spur folgte.
Je weiter wir in das Krankenhaus vordrangen, desto stärker wurde der Geruch von Tod, der mich fast zum Würgen brachte. Gleichzeitig wurde auch der vertraute Geruch meines Masters immer intensiver. Schließlich erreichten wir den richtigen Flur und ich stürmte in einen Raum, aus dem der stärkste Geruch kam und dort sah ich ihn dann sitzen.
Bevor ich reagieren konnte, eilte Mama bereits an mir vorbei und nahm ihn mit Tränen im Gesicht in die Arme. Ich jedoch stand wie gelähmt da, als ich ihn sah – verletzt, traurig und an zwei Schläuche gekettet. Ein dicker Verband war um seinen Kopf gewickelt, der sein linkes Auge völlig verdeckte und an der Schläfe seines rechten Auges befand sich eine genähte Wunde. Außerdem stieg mir ein stechender Geruch vom verbrannten Fleisch in die Nase, welche von der Stelle an seinen Arm kam, wo sich ein noch dickerer Verband befand.
Meine Kehle schnürte sich zu und ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Die Realität seiner Verletzungen traf mich wie ein Schlag ins Gesicht und ich hatte das Gefühl, zu ersticken.
"Sie müssen wohl die Mutter von Jisung sein, oder?", sagte eine Stimme, die plötzlich hinter mir auftauchte und mich aus meiner Starre herausholte. "Ich bin Dr. Seo, ich habe sie angerufen und Ihren Sohn behandelt", stellte sich der ältere Mann vor.
Ich drehte mich langsam zu ihm um und spürte sofort eine merkwürdige Abneigung gegen ihn, konnte aber im Moment nicht sagen, warum. "Was ist mit ihm passiert? Warum ist er so verletzt?", fragte Mama mit tränenerstickter Stimme, ihre Augen glänzten vor Sorge und Angst, während sie versuchte, die Fassung zu bewahren.
Der Arzt setzte sich auf einen Stuhl und seufzte schwer, während er eine Mappe öffnete. "Jisung hat eine Verbrennung zweiten Grades am Arm und eine mittelschwere Gehirnerschütterung erlitten, sowie diverse andere Prellungen", begann er, seine Stimme ruhig und professionell. "Sein Körper ist übersät mit Blutergüssen, sowohl neuen als auch älteren und für mich sieht es so aus, als ob er täglich misshandelt wird. Um ehrlich zu sein, wundert es mich, dass er sich noch normal bewegen konnte und nicht bereits vorher schon Beschwerden hatte. Ist Ihnen nie etwas aufgefallen?", erklärte er mit einem Blick, der zwischen Mitgefühl und Vorwurf schwankte. Ich spürte, wie mein Herz schwer wurde, denn ich wusste von allem und hatte nichts unternommen, rein gar nichts.
Mama saß neben ihm auf der Liege und hielt ihn fest in ihren Armen, während er regungslos dort saß und nur auf den Boden starrte, seine Augen leer und glanzlos. "Nein, überhaupt nichts. Er hat mir auch nie etwas erzählt", sagte sie mit einem leisen Zittern in ihrer Stimme, dass ihre Verzweiflung und Hilflosigkeit verriet und ihre Worte klangen wie ein verzweifeltes Flehen, als ob sie sich selbst die Schuld geben würde.
Der Arzt nickte und schloss seine Mappe wieder. "Ich würde gerne noch ein CT von Jisung machen, da ich die Befürchtung habe, dass noch weitere Verletzungen vorliegen könnten, die wir bisher nicht sehen konnten. Bitte setzen Sie sich ins Wartezimmer und warten noch einen Moment. Ich hole sie ab, sobald wir fertig sind", erklärte dieser Penner sachlich und dennoch mitfühlend.
Mama stand auf, ihre Bewegungen schwerfällig und müde und verbeugte sich tief vor dem Arzt. "Vielen Dank, vielen Dank", wiederholte sie immer wieder, während Tränen ihr über das Gesicht liefen und ihre Stimme brach. Es war, als ob sie in diesem Moment all ihre Kraft verloren hätte und nur noch die Hoffnung blieb, dass mein Master wieder gesund werden würde.
Ich wäre zwar am liebsten meinem Master nachgerannt und hätte aufgepasst, aber bevor ich den Gedanken überhaupt hatte, griff sie nach meiner Hand und zog mich mit sich in den Wartebereich. Kaum waren wir im Krankenhaus angekommen, wurde uns der Master wieder weggenommen. Wir mussten im Wartebereich Platz nehmen und warten, während die Minuten sich wie Stunden hinzogen. Die Zeit schien stillzustehen und jeder Augenblick fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Mama setzte sich auf einen der harten, kalten Stühle und weinte unaufhörlich, während ihr ganzer Körper vor Schluchzen bebte. Der Anblick vom Master hatte ihr wirklich tief zugesetzt. Auch für mich war es schwer zu sehen, doch anstatt Mitleid und Sorge zu empfinden, wie Mama es tat, brodelte in mir eine regelrechte Wut, die kurz davor war, zu explodieren.
Noch nie in meinem Leben war ich so wütend wie in diesem Moment.
Meine Hände zitterten und ich spürte, wie sich meine Fingernägel in meine Handflächen bohrten, während ich versuchte, die aufsteigende Wut zu unterdrücken. Es war, als ob ein Sturm in mir tobte, der drohte, alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellte.
"Ich bin so eine schlechte Mutter, ich hätte ihn ansprechen müssen. Ich hatte immer etwas geahnt, aber ich habe niemals etwas unternommen", schluchzte sie hinter vorgehaltenen Händen, während Tränen unaufhaltsam über ihre Wangen liefen. "Ich hätte es vielleicht verhindern können."
Ihre Worte schnürten mir das Herz zu und ließen mich meine Fingernägel noch fester in meine Handflächen krallen. Der Schmerz, der dabei entstand, half mir dabei, meinen Zorn zu kontrollieren. "Wie kannst du so was sagen?", fragte ich sie wütend, meine Stimme bebte vor unterdrückten Emotionen. "So was will ich von dir nicht hören, du bist eine sehr gute Mutter!"
Ich war zwar noch nicht lange in dieser Familie und kannte beide noch nicht sehr lange, aber beide waren mir in dieser kurzen Zeit ans Herz gewachsen und das wären sie nicht, wenn sie schlechte Menschen gewesen wären.
"Du kümmerst dich so gut um ihn und ermöglichst ihm alles, was er sich wünscht. Du hast mich nicht wieder vor die Tür gesetzt oder mich gemeldet, um das Geld zu kassieren. Stattdessen hast du mich als deinen Sohn bei dir aufgenommen", sagte ich und meine Stimme zitterte leicht. "Ich weiß, dass du jede Nacht, wenn mein Master schläft, noch weggehst zum Arbeiten. Ich höre, wie du dich hinausschleichst und wenn du wiederkommst, hast du einen starken Geruch von Putzmitteln an dir. Das tust du doch nur für ihn, oder?", fragte ich sie und versuchte, sie aufmunternd anzulächeln, obwohl mir selbst nicht danach war. Meine Stimme war sanft, aber fest, während ich versuchte, sie zu überzeugen, dass sie eine gute Mutter war.
Sie hob langsam den Kopf und sah mich mit verweinten Augen an – ihr Blick voller Schmerz und Schuldgefühle. "Ja, ich will ihm alles ermöglichen, was er sich wünscht und dafür brauche ich das Geld. Er ist doch alles, was ich noch habe", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme kaum mehr als ein leises Hauchen, als hätte sie Angst, die Worte laut auszusprechen.
Ich kniete mich vor sie, nahm ihre zitternden Hände in meine und strich sanft mit meinen Daumen über ihre dünnen Finger, in der Hoffnung, ihr durch diese kleine Geste etwas Trost zu spenden. Meine Handflächen fühlten die Kälte ihrer Haut und ich drückte ihre Hände ein wenig fester in der Hoffnung, dass sie meine Wärme spüren würde.
"Sag nicht, dass du eine schlechte Mutter bist. Du opferst dich für sein Wohl auf. Du bist eine sehr gute Mutter und machst überhaupt nichts falsch", sagte ich weiter aufmunternd. "Nicht jeder Mensch ist so selbstlos und aufopfernd, wie du es bist und ich weiß das, ich habe einige von ihnen gesehen. Also bitte denke so nicht und auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, aber ich hab dich echt lieb. Danke Mama."
Meine Worte schienen sie nur noch mehr zu berühren und plötzlich brach sie erneut in Tränen aus. Ohne Vorwarnung fiel sie mir um den Hals und umarmte mich fest, ihre Schultern bebten unter den Schluchzern. "Ich danke dir Minho, du bist wirklich ein lieber Junge", sagte sie schließlich, ihre Stimme erstickt von den Tränen, die ihr über die Wangen liefen.
Sie löste sich schnell wieder von mir und wischte sich die nassen Spuren aus dem Gesicht, ihre Augen glänzten vor Tränen und Sorge. "Bitte verrate Jisung nichts von meinem zweiten Job. Ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht", flehte sie mich an, ihre Stimme zitterte vor Angst und Verzweiflung.
Ich lächelte, dieses Mal ein ehrlicheres als das zuvor. "Ihr seid euch wirklich ähnlich. Er hat mich auch gebeten, dir nichts von der Situation in der Schule zu erzählen, obwohl ich es wusste. Aber er wollte auch nicht, dass du dir Sorgen und Vorwürfe machst, also habe ich es ihm versprochen und habe geschwiegen. Es tut mir leid", sagte ich und setzte mich neben sie, während ich den Kopf hängen ließ, meine Schultern schwer vor Schuldgefühlen.
"Mama", platzte es dann plötzlich aus mir heraus. "Melde mich an der Schule an, auf die er geht. Ich werde nicht eine Sekunde mehr von seiner Seite weichen. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal", sagte ich mit unterdrückter Wut, die in meinen Worten mitschwang.
"Da brauche ich gar nicht lange überlegen, ich bin einverstanden", sagte sie sofort, ohne einen Moment zu zögern. "Bitte pass gut auf ihn auf, ja? Und du hast auch die Erlaubnis von mir, diesen Arschlöchern aufs Maul zu hauen, so oft du willst! Das mit den Eltern und Lehrern überlasse dann einfach mir. Bitte beschütze ihn einfach nur", sagte sie und ich sah sie überrascht an, da sie solche Worte in den Mund nahm. "Versprochen", antwortete ich ihr.
Wir unterhielten uns noch ein wenig, bis der Arzt und mein Master schließlich zurückkamen und wir wieder im Behandlungszimmer waren. Mama saß am Schreibtisch und sprach mit dem Arzt, während ich vor meinem Master stand und ihn ansah. Man sah ihn an, das er regelrechte Panik hatte vor all dem hier, denn das hier war etwas, was er unter keinen Umständen erreichen wollte. Um ihn nicht noch mehr in Bedrängnis zu bringen, hielt ich nur meinen Blick fest auf ihn gerichtet, obwohl ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte, um ihm zu zeigen, dass ab jetzt alles gut werden würde.
"Bis auf einige weitere kleinere Verletzungen war das CT unauffällig, er kann also nach Hause, da keine Lebensgefahr besteht", sagte der Arzt plötzlich hinter mir und ich hörte, wie Mama erleichtert ausatmete. "Er wird allerdings starke Schmerzen haben und wird Medikamente benötigen. Außerdem ...", fügte der Arzt hinzu und machte eine kurze Pause, um sicherzustellen, dass wir seine Worte verstanden hatten. "Es wäre vielleicht ratsam, einen Therapeuten für Ihren Sohn aufzusuchen. So etwas steckt man nicht so einfach weg, selbst als Erwachsener nicht. Es wird ihm helfen."
Mama seufzte laut und danach unterhielten sie sich noch darüber, wie die weitere Behandlung aussah und was in den nächsten Tagen wichtig zu beachten war. Das Wichtigste war jedoch, dass er sich wegen der Gehirnerschütterung gut ausruhte und körperliche Anstrengung vermied.
Etwas später konnten wir dann alle drei zusammen nach Hause gehen. Ich lief dicht neben meinem Master, bereit, ihn im Notfall aufzufangen, falls er stolpern oder das Gleichgewicht verlieren sollte. Es juckte mir in den Fingern, ihn zu tragen, damit er sich nicht bewegen musste, aber ich wusste, dass es in diesem Moment nicht angebracht wäre, auch wenn das Verlangen sehr groß war. Jeder Schritt von ihm wirkte unsicher und vorsichtig und ich beobachtete ihn mit wachsamen Augen, um sofort einzugreifen, falls er Hilfe brauchen sollte.
Die Fahrt nach Hause verlief still und angespannt und niemand von uns sagte etwas. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte und gleichzeitig musste ich mich selbst beruhigen, um nicht meiner aufkochenden Wut freien Lauf zu lassen, was übrigens schwerer war als gesagt. Diese Wut hätte ihm nur Angst gemacht und das wollte ich auf keinen Fall. Mit jedem Blick auf die weißen Verbände um seine Verletzungen kochte neuer Zorn in mir auf, eine Wut, die ich kaum unter Kontrolle halten konnte.
Die Stille im Auto war erdrückend und die Spannung lag schwer in der Luft. Das monotone Brummen des Motors und das gelegentliche Rascheln der Kleidung waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen.
Zu Hause angekommen, setzten wir uns zusammen auf die Couch im Wohnzimmer und mein Master hielt den Blick gesenkt, starrte auf seine Hände und hatte noch immer kein Wort gesagt. Die Atmosphäre war bedrückend und die Sorge stand uns allen ins Gesicht geschrieben. "Mein Schatz, möchtest du einen Tee? Oder hast du Hunger?", fragte Mama ihn sanft, während sie ihm liebevoll über den Rücken strich, doch sie bekam keine Antwort.
Mit einem tiefen Seufzer erhob sie sich langsam von ihrem Platz und machte sich auf den Weg in die Küche, um trotz allem einen Tee zuzubereiten. Das Klappern des Geschirrs und das Zischen des Wasserkochers waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen. Als sie wieder zurückkam und den Tee auf dem Wohnzimmertisch absetzte, setzte sie sich wieder neben ihn und nahm seine Hände in ihre.
"Mein Schatz", begann sie mit ruhiger, sanfter Stimme, "ich werde dich nicht drängen, mir sofort alles zu erzählen, aber ich bitte dich mir zu sagen, wer dir das angetan hat, wenn du so weit bist." Ihre Stimme war ein leises Flüstern, voller Sorge und Liebe, als sie fortfuhr: "Selbstverständlich kannst du so lange zu Hause bleiben, bis es dir wieder gut geht. Deine Erholung hat höchste Priorität, also sag mir, wenn du etwas brauchst. Aber ...", sie hielt inne und warf einen kurzen Blick zu mir, bevor sie fortfuhr, "Minho wird dich zur Schule begleiten, wenn es dir wieder besser geht. Er hat mir versprochen, auf dich aufzupassen und sicherzustellen, dass du dich sicher fühlst."
Er hob seinen Kopf an und es war die erste Regung, die er zeigte, seitdem wir bei ihm waren. Für einen kurzen Augenblick traf sein Blick meinen, bevor er zu seiner Mutter zurückkehrte. "Nein", sagte er sehr leise, seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern. "Ich will nicht, dass er mich begleitet."
Mama seufzte tief und sah erneut zu mir, als ob sie mir mit ihrem Blick sagen wollte, dass ich ihr helfen sollte. "Master", begann ich dann vorsichtig und legte behutsam meine Hand auf seinen Rücken. "Ich werde dich beschützen und dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert", fügte ich hinzu und sah ihn besorgt an.
Meine Worte schienen ihn jedoch nicht zu beruhigen; er zuckte unter meiner Berührung zusammen und sprang abrupt auf, wobei er sich den Kopf hielt, vermutlich wegen des Schwindels, der ihn überkam. Sofort erhob ich mich ebenfalls, um ihn zu stützen, da ich nicht wollte, dass er fiel. Der Arzt hatte gesagt, dass dies in den nächsten Tagen noch einige Male vorkommen könnte und dass solche Reaktionen normal seien.
"Fass mich nicht an!", schrie er. Mit einer heftigen Bewegung schlug er meine Hände von sich weg und der Schmerz des Schlags war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den seine Worte in mir auslösten. "Hör endlich auf, mich verdammt noch mal anzufassen!" In seinen Augen sammelten sich Tränen, die im Licht der Deckenlampe glitzerten, während er mich mit einem hasserfüllten Blick anstarrte, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Master", begann ich erneut, doch er unterbrach mich mit einem aufgebrachten Schrei, der durch den Raum hallte und die Luft zum Vibrieren brachte. "Hör endlich mit dieser Scheiße auf, ich sagte, dass ich so nicht genannt werden will!" Seine Stimme zitterte vor Wut und Verzweiflung und er drehte sich zu seiner Mutter um, die stumm und mit besorgtem Blick auf der Couch saß, die Hände vor dem Mund, als wolle sie einen Schrei unterdrücken. "Ich soll sagen, wenn ich etwas brauche? Ich brauche dringend Abstand von diesem Kerl und will, dass er verschwindet", schrie er weiter, während immer mehr Tränen über seine Wangen liefen und seine Stimme vor emotionaler Anspannung bebte.
Mittlerweile stützte er sich an der Lehne der Couch ab, um nicht umzukippen und hielt sich mit der anderen Hand den Kopf. Seine Finger krallten sich in sein Haar und seine Atmung ging schwer und unregelmäßig. "Du darfst dich nicht so aufregen Master", sagte ich mit ruhiger Stimme und ging langsam auf ihn zu, doch er streckte nur seine Hand in meine Richtung aus, um mich auf Abstand zu halten.
"Bleib weg von mir", schrie er und sah mich dann mit einem Blick voller Verzweiflung direkt an. "Du raffst es nicht, oder? Ich habe beschissene Angst vor dir und will dich nicht in meiner Nähe. Begreif das endlich", fügte er mit bebender Stimme hinzu.
Seine Worte trafen mich wie Messerstiche ins Herz und ich spürte, wie es schmerzhaft schneller schlug. Die Vorstellung, dass er Angst vor mir hatte, war unerträglich, denn das war das Letzte, was ich jemals wollte. "Was sagst du da?", fragte ich leise, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Du musst doch keine Angst vor mir haben. Ich würde dir nie etwas antun."
Die Sekunden dehnten sich zu einer Ewigkeit, in der ich in die Augen meines Masters blickte, aus denen immer mehr Tränen liefen.
Er lachte tonlos, ein bitteres Geräusch, das in der Stille des Raumes widerhallte und wandte den Blick ab, bevor er weitersprach. "Von wegen, vor dir muss ich keine Angst haben", sagte er, seine Stimme zitterte vor Wut und Angst. "Du machst alles, was ich nicht will, obwohl du es versprochen hast! Ich sagte dir, dass ich verdammt noch mal nicht Master genannt werden will und trotzdem machst du es! Ich sagte auch, dass ich nicht will, dass du mir zu nahekommst oder mich anfasst und trotzdem klammerst du an mir und lässt mir kein bisschen Privatsphäre, weil du mir ständig am Arsch hängst. Du tust alles, was du nicht sollst und hast bisher jedes einzelne Versprechen gebrochen, das du gegeben hast. Außerdem bringst du permanent irgendwelche unangemessenen Sprüche, die mich in meinem eigenen Zuhause unwohl fühlen lassen. Du bist nichts weiter als ein verdammter Lügner und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch du mir etwas antun wirst", schrie er weiter, seine Stimme überschlug sich fast vor Verzweiflung und er musste sich jetzt schon mit beiden Händen an der Couch stützen.
Seine Worte trafen mich wie Millionen winziger Messerstiche, die sich tief in mein Herz bohrten und beinahe stiegen auch mir die Tränen in die Augen, so sehr schmerzten seine Worte. Er hob wieder seinen Kopf und sah mich direkt an, mit einem Blick, der kälter nicht hätte sein können und in dem sich Schmerz und Abscheu mischten. "Ich habe Angst, dass du mir auch noch körperlich wehtun wirst, denn innerlich tust du es schon mit jeder Sekunde deiner Anwesenheit. Deswegen verschwinde endlich von hier und lass mich verdammt noch mal in Ruhe!", fügte er noch mit schneidender Schärfe hinzu. "Und wenn du nicht gehst, werde ich es, denn ich ertrage deine Anwesenheit nicht länger."
Das waren die Worte, die meinen Blick zu Boden senken ließen und meine eigenen Tränen freisetzten. Ich schluckte schwer um den dicken Kloß, der sich in meinem Hals bildete, herunterzuwürgen, während sich meine Nägel schmerzhaft in meine Handflächen krallten, bis ich das warme Blut an meinen Fingern hinablaufen spürte.
Die Stille im Raum war erdrückend und ich fühlte mich, als würde ich in einem Meer aus Schmerz und Verzweiflung ertrinken.
"Jetzt reicht es aber!", schrie Mama nun auch und sprang energisch von der Couch auf. Ihre Augen funkelten vor Zorn und ihre Hände zitterten leicht, als sie sie zu Fäusten ballte. "Hier wird niemand von euch beiden gehen", fügte sie hinzu und ließ ein tiefes, frustriertes Seufzen los. "Auch wenn du verletzt bist, mein Schatz, gibt es dir nicht das Recht, so mit ihm zu reden. Er will nur das Beste für dich, genauso wie ich auch." Ihre Stimme wurde zwar etwas ruhiger, behielt jedoch einen wütenden Unterton.
"Du bist doch genauso schlimm", sagte er mit zusammengepressten Zähnen. Ich hob meinen Blick wieder etwas an, um ihn anzusehen und sah, wie angespannt er war. Sein Gesicht war blass und schweißgebadet, als hätte er in diesem Moment große Schmerzen und seine Körperhaltung verriet, dass er tatsächlich litt. Seine Augen waren gerötet und seine Lippen zitterten leicht, als er fortfuhr: "Du hast ihn doch hier aufgenommen und lässt ihn hier weiterhin wohnen, obwohl du genau weißt, dass ich Angst vor ihm habe", sagte er nun leiser, erschöpft und kraftlos. "Oder muss er mir auch erst körperlich wehtun, damit du es siehst?"
Obwohl diese Worte nur indirekt an mich gerichtet waren, schmerzten sie dennoch sehr und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sehr diese Worte eigentlich Mamas Herz verletzten. Dieser Vorwurf war nicht nur ungerecht, sondern auch äußerst verletzend.
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und machte einen Schritt auf ihn zu, nur um von Mamas ausgestrecktem Arm gestoppt zu werden. Ihre Hand zitterte leicht und ihre Augen waren voller Schmerz und Enttäuschung.
"Ich dulde keine Widerworte, Jisung. Minho wird bei uns bleiben und dich zur Schule begleiten, oder du wirst auf das Omega Internat gehen, von dem wir vor unserem Umzug nach Korea gesprochen haben. Ich gebe dir die Freiheit, das selbst zu entscheiden und solltest du dich weigern, werde ich eine Entscheidung treffen", sagte sie mit einer unglaublichen Ruhe in der Stimme, die dennoch die tiefe Verletzung nicht verbergen konnte. Ihre Worte klangen bestimmt, aber ihre Stimme zitterte leicht, als sie fortfuhr: "Du solltest dich jetzt hinlegen gehen, du musst dich ausruhen, mein Schatz", fügte sie leise hinzu und deutete mit einer sanften, aber bestimmten Geste in Richtung seines Zimmers.
Nachdem sie das gesagt hatte, verließ mein Master kommentarlos den Raum und kurz darauf hallte ein lautes Türknallen durch die Wohnung, während Mama auf ihre Knie sackte und schließlich in Tränen ausbrach.⊱ ────── {⋅. ✯ .⋅} ────── ⊰
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Stray, Paws and Protector ᵐᶦⁿˢᵘⁿᵍ
FantasíaIn einer Gesellschaft, in der Hybriden als begehrte Statussymbole und Spielzeuge der Elite gelten, sind sie äußerst rar und schwer zu finden. Südkorea verzeichnet nur sechs dokumentierte Fälle dieser ungewöhnlichen Wesen, die halb Mensch, halb Tier...