"Wer war das?", wollte ich von ihm wissen, weil mir der Name bekannt vorkam.
"Höchstwarscheinlich mein Trainer", gab er zurück.
"Und wieso ruft er dich Mitten in der Nacht an?", ich zog die Augenbraue nach oben. Immerhin war es gerade fast 3 Uhr in...
"Verdammte Scheiße", hörte ich, während ich die Treppe nach oben stieg. "Flo? Was machst du denn hier?", überrascht sah ich den Fußballer an, der noch immer außer Atem die Hände auf den Knien abgestützt hatte. "Mia? Puh. Ich dachte schon ich wäre zu spät", ließ er mich wissen. "Zu spät, wofür?", hakte ich nach. "Ich dachte wirklich, das gerade wäre dein Zug gewesen", keuchte er. Ich betrachtete ihn für einen Moment, während er wieder zu Atem kam. "Sag mal, woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?", wollte ich dann wissen. "Aurelia hats mir verraten", klärte er mich auf. "Und wieso wolltest du das überhaupt wissen?", bohrte ich weiter. "Deshalb", brachte er kurz hervor. Dann legte er einen Arm um meine Taille und zog mich zu sich ran, bevor er seine Lippen auf meine legte. Der Kuss übertraf alles, was ich bisher in meinem Leben erlebt hatte. Es fühlte sich ein bisschen an, wie nach einem langen Tag nach Hause zu kommen. Während die Schmetterlinge in meinem Bauch verrückt spielten, schaltete sich mein Verstand ein. Hastig löste ich mich von dem Fußballer. "Was zum- Was soll das?", entrüstet sah ich ihn an, "du kannst mich doch nicht einfach - Ich... Du weißt doch, dass ich einen Freund habe." Ich realisierte immer mehr, was ich da gerade getan hatte. Oh verdammte Scheiße. Davon durfte Malte auf gar keinen Fall etwas mitbekommen. "Und warum siehst du dann so aus, als würdest du mich jeder Zeit wieder küssen?", hakte er nach und sah mich herausfordernd an. "Du bist so ein Idiot, Florian! Außerdem habe ich dich überhaupt nicht geküsst", wütend funkelte ich ihn an. Er bewegte sich. "Wag es ja nicht, mich nochmal zu küssen! Ich werde meine Beziehung nicht wegen dir aufs Spiel setzen", fauchte ich ihn ab und stürmte die Treppe hinunter. Zum Glück waren hier nur wenige Menschen, die meisten von ihnen trugen Kopfhörer und bekamen davon gar nichts mit. "Mia! Warte", ich konnte Florians Schritte hinter mir hören. "Warum sollte ich?", gab ich zurück. "Wir müssen-" "Wir beide müssen gar nichts. Ich habe ja echt vieles von dir erwartet, aber das... das übertrifft alles!", ließ ich ihn wissen. "Aber-" "Lass mich einfach in Ruhe, Florian", in dem Moment fuhr mein Zug ein. Erleichterung machte sich in mir breit. Sobald sich die Türen öffneten stieg ich hinein und verschwand so schnell es ging aus Florians Sichtweite.
Verdammt. Er hatte mich geküsste. Ich hatte einen Freund. Oh man. Was sollte ich bloß tun? Und warum hatte es sich so gut angefühlt? Ich ließ mich auf einen Sitz fallen, während der Zug los fuhr. Bisher hatte ich noch nicht realisiert, dass ich gerade meinen Freund betrogen hatte. Verdammt. Ich wollte das alles doch gar nicht. Wie konnte ich ihm jetzt überhaupt noch in die Augen sehen? Es war genau das eingetreten, was er immer befürchtet hatte. Ein wenig wurde ich von Genugtuung erfüllt. Florian wollte offensichtlich doch etwas von mir. Aber wollte ich auch etwas von ihm?
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