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Hey ;)

Hey! Kennen wir uns?

Nope. Was machst du?

Wollte eigentlich schlafen gehen. Und du?

An dich denken ;)

Oh, wie süß von dir >///<

So bin ich. Schönes Profilbild hast du

Findest du? Ich hatte Angst, dass man zu viel Haut sehen kann..

Ich würde gern noch viel mehr sehen...

Bin schüchtern. Wenn wir uns ein bisschen besser kennen, dann zeige ich dir vielleicht noch mehr :) Ich gehe jetzt mal schlafen.

Schreib mir morgen!

Ich musste mir Zeit verschaffen. Anscheinend war es unglaublich einfach, ihn zu einem Treffen zu überreden. Aber ich musste erst alles weitere vorbereiten. Ich musste geduldig sein und durfte nicht überstürzt handeln. Mein Plan durfte nicht scheitern.

*******

Auf die Sekunde genau fuhr das kleine schwarze Auto vor. Ich sah Changbin durch mein schmutziges Küchenfenster. Mit seinem Handy am Ohr schlug er die Autotür zu und schlenderte in Richtung meines Wohnhauses. Ich drückte auf den Summer, ohne darauf zu warten, dass er klingelte.

Ich hörte, wie er nach oben kam und den Anrufer am anderen Ende abwürgte. Dann trat er sich kurz die Schuhe auf der zerknitterten Fußmatte ab: "Was macht dein Kopf?". "Man darf nicht telefonieren, wenn man Auto fährt."

"Niemand mag Klugscheißer!"

"Niemand mag MICH."

Ich zwinkerte ihm zu. Irgendwie fühlte ich mich ihm tatsächlich etwas näher, jetzt, wo ich ihn beim Vornamen nannte. Er kam auf mich zu, stellte sich hinter mich und begutachtete die Wunde. "Scheint alles gehalten zu haben.", murmelte er, länger hielt ich es nicht aus, ihn hinter mir stehen zu haben.

"Ich habe schon alles fertig gepackt. Aber..", begann ich und er schaute mich mit riesigen Augen an. Sein Finger deutete auf die Kartons im Flur: "Das ist alles?! Wie kann ein Mensch mit so wenig Dingen überleben?!". Ich lachte leise. In den letzten anderthalb Jahren hatte ich mir so gut wie nichts gekauft. Höchstens mal neues Geschirr, weil der Dreck sich nicht mehr abwaschen ließ.

"Wir müssen noch sauber machen.", sprach ich endlich an, was ich eigentlich sagen wollte. Changbin erklärte mir, dass er jemanden dafür kommen lassen wolle, doch ich blieb standhaft: "Wenn ich es jetzt nicht mache, dann kann ich das Haus auch nicht sauber halten!". Verstehend nickte er und fragte, wo ich meine Putzsachen vergraben hatte.

Wir saugten, putzten die Fenster, wischten den Boden, schrubbten das Badezimmer. "Wie bekomme ich Blutflecken weg?", fragte ich, als ich auf den Flur trat. Er verharrte in seiner Position. "Wieso solltest du Blut wegmachen wollen? Willst du jemanden in deinem Haus umbringen?", fragte er misstrauisch. Ich deutete auf einen dunklen Fleck auf dem Fußboden und erklärte ruhig: "Nein. Aber gestern hat meine Wunde getropft. Und wenn mir sowas nochmal passiert, dann wäre es schön zu wissen, wie ich es richtig wegbekomme.".

"Chlor. Das funktioniert am besten. Wenn du es auf den Klamotten hast, dann leg sie in kaltes Wasser und häng sie dann in die Sonne.", antwortete er mir und schaute sich den Fleck genauer an. Sein Blick war besorgt. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und versicherte ihm: "Okay, werde ich schon hinbekommen!"

Endlich trugen wir mein Hab und Gut zum Auto. Dank umgeklappter Rückbank passte alles auf einmal hinein. Hätte ich die letzten Tage etwas gegessen, dann wäre ich bestimmt nicht so kraftlos gewesen. "Also dann! Auf geht's!", sagte Changbin motivierend und schmiss sich förmlich auf den Fahrersitz. Ich zog langsam die Tür auf, drehte mich noch einmal zum Wohnhaus um und sagte dann: "Fühlt sich irgendwie komisch an."

The Decay - Han Jisung | Seo ChangbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt