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„Wir müssen reden", waren die ersten Worte von Carlos, als er die Wohnung betrat.

Die Wohnung war dunkel, bis auf das Wohnzimmer. Er konnte das Licht des Fernsehers flackern sehen.

Nachdem sie heute in London gelandet waren, war Lando direkt in ihre gemeinsame Wohnung gefahren, während Carlos sich seine Laufschuhe angezogen hat, um sich bei einer großen Runde durch London sein Vorhaben nochmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Er wollte Schluss machen, nein, er musste Schluss machen. Es war besser für sie beide. Der Spanier spielte zwar schon länger mit dem Gedanken, aber hatte irgendwie nie den richtigen Zeitpunkt gefunden – bis heute.

Es war bereits 18 Uhr, als er bei ihrer Wohnung ankam. Drinnen angekommen schlüpfte er aus seinen Schuhen und sprang direkt unter die Dusche.

Er wollte zwar Schluss machen, wollte dies allerdings nicht zwischen Tür und Angel tun. Carlos wollte noch einmal offen, ehrlich und vor allem in Ruhe mit Lando über alles sprechen.

Als er fertig war, schlüpfte er in eine Jogginghose und streifte sich einen Hoodie über. Es war zwar Juli, allerdings hatte das englische Wetter seine eigene Vorstellung davon.

Auf leisen Sohlen tapste er ins Wohnzimmer und setzte sich zu Lando auf die Couch.

„Wir müssen reden", waren die Worte, die seinen Partner endlich von seinem Handy aufblicken ließen.

„Worüber?", fragte Lando unwissend darüber, was als Nächstes kommen würde.

„Über uns und unsere Beziehung. Ich denke nicht, dass das so weiter gehen kann", sprach der Ferrari-Pilot seine Gedanken aus und hoffte damit bei seinem Freund nicht auf taube Ohren zu stoßen.

„Gut, dass du es endlich ansprichst. Ich dachte wirklich, dass wir da nie drüber reden werden", kam es dann von Lando, womit Carlos überhaupt nicht gerechnet hat.

Wusste der Jüngere, was ihn belastete?

Oder ging es ihm vielleicht ähnlich?

„Wirklich?", fragte er deshalb ungläubig.

„Natürlich. Wir müssen wirklich mal was neues im Bett ausprobieren. Unser Sex ist ok, ja, aber letztens hab ich mit Max geredet und er hat mir ein paar Tipps zu Stellungen empfohlen und-", redete sich sein Gegenüber in Fahrt, wurde jedoch von ihm unterbrochen.

„Warte was?"

„Wie was? Du wolltest doch über unseren Sex reden, oder?"

Das konnte doch gerade wirklich nicht wahr sein, das konnte er doch nicht ernst meinen.

„Nein, Lando, ich...", fing er an, doch er biss sich auf die Zunge, bevor er die Worte doch einfach aussprach, „Ich mache Schluss."

Und genau in diesem Moment spürte er ein neues Gefühl. Ein Gefühl, dass ihm fast gänzlich fremd war und es durchströmte seinen gesamten Körper, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen.

Es war Erleichterung. Er hatte es geschafft, es war vollbracht.

Doch die Erleichterung war leider nur vom kurzer Dauer.

„Wie bitte?", Lando sprang förmlich auf und blickte ihn vorwurfsvoll an, „Piastri. Na warte, wenn ich den in die Finger kriege. Ich weiß nicht, was du an ihm finden kannst!"

Piastri, Oscar Piastri, halte es in Carlos' Kopf nach und er wusste sofort worauf sein nun Ex-Freund hinauswollte.

Der Kuss.

Oscar musste ihm davon erzählt haben – aber wieso?

„Lass Oscar da raus, hast du verstanden?!" Carlos war nun auch aufgestanden und näher an Lando getreten.

„Na sieh mal einer an, Carlos verteidigt seinen neuen kleinen Freund. Ist da etwa jemand wütend?", antwortete Lando provozierend und Carlos' Geduldsfaden riss nun endgültig.

Eigentlich konnte er wirklich gut und lange, kontrolliert und ruhig bleiben, aber wenn jemand sollte Kommentare drückt und quasi auf Streit aus ist, will er es ihm auch nicht vorenthalten.

„Und solche Worte kommen von einem Typen, der sich von One-Night-Stand zu One-Night-Stand hangelt und dabei vollkommen auf seinen Partner oder Mitmenschen scheißt. So wie ich dich kenne, hast du die „tollen Sexstellungen" direkt mit Verstappen persönlich ausprobiert, stimmts?", warf der Spanier ihm nun die Worte an den Kopf, welche ihm schon so lange durch den Kopf schwebten.

„Weißt du was? Ich packe jetzt meine Sachen und dann bin ich raus hier. Raus aus der Wohnung, raus aus deinem Leben. Wir sehen uns an der Strecke Norris", und damit wand er sich ab und lief ins Schlafzimmer, wo er seinen Koffer vom Schrank nahm, und anfing seine Kleidung wahllos hineinzustopfen.



Nach etwa zehn Minuten stand er vor dem Wohnungskomplex und war endlich frei.

Er zog die frische Luft in seine Lungen und atmete ein paar Mal tief durch. Ein wenig kalt war es dann allerdings doch, immerhin war es bereits Mitternacht, weshalb er sich ein Taxi rief.

Carlos zog sein Handy hervor, wählte die Nummer des Australiers und zu seiner Überraschung ging dieser sogar noch ans Telefon.

„Hallo? Carlos?", hörte er eine verschlafene Stimme.

„Hey Oscar, ich weiß, dass ist jetzt komisch, aber kann ich vielleicht inzwischen bei dir unterkommen? Ich habe mich von Lando getrennt."

Er konnte hören, wie der Jüngere erleichtert aufatmete.

„Klar, kein Thema und, uhm, das tut mir leid, also, die Trennung und so", stotterte der Australier, „Kommst du heute noch?"

„Ich bin in 30 Minuten bei dir."

„Perfekt, bis später", verabschiedete sich Oscar und ließ Carlos wieder mit einem merkwürdigen Gefühl zurück.

Doch dieses Mal konnte er es ziemlich schnell zuordnen.

Vorfreude, es war Vorfreude, auf Oscar.

two red, one orangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt