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Oscar atmete schwer und versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, was sich als ziemlich schwierig herausstellte.

Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.

Er wiederholte die Worte wie ein Mantra und flüsterte sie immer wieder vor sich hin.

Sein gesamter Körper zitterte, seine Hände waren kalt und kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Die Kälte kroch ihm die Wirbelsäule entlang nach oben und jagte ihm einen Schauer über den Rücken.

Einatmen, ausatmen.

Mit einem schnellen Griff auf den Nachttisch, welcher neben seinem Bett stand, schaltete er die darauf platzierte Lampe ein. Nun erleuchtete zumindest ein wenig Licht sein so dunkles Schlafzimmer.

Nervös und hektisch blickte er durch den Raum, bevor ihn ein leises Knarren zusammenzucken ließen.

Er wagte es nicht sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, zu groß war die Angst, dass außerhalb seines Bettes etwas, oder besser gesagt jemand, auf ihn lauerte. Dieser jemand würde nur darauf warten, dass sich Oscar aus seiner Komfortzone heraus bewegte, bevor er wieder angreifen konnte.

Einatmen, ausatmen.

Kalt und stumm liefen ihm dicke Tränen über die blassen Wangen. Seine sonst so, um diese Uhrzeit, müden Augen, waren jetzt vor Schrecken und Angst geweitet und scannten immernoch alles im Raum.

Einatmen, ausatmen.

Langsam und immer darauf bedacht kein Geräusch zu machen, drehte er sich zur Seite und vergrub sein Gesicht in seinem Kissen. Die Hände presste er sich fest auf die Ohren, um seine Umgebung komplett abzuschotten.

Einatmen, ausatmen und langsam zeigte dieses Mantra auch seine Wirkung.

Seine Atmung wurde wieder ruhiger und auch das Zittern hatte nachgelassen. Seine Hände waren immer noch kalt, aber die Decke, welche seinen gesamten Körper in wohlige Wärme hülte würde das bestimmt gleich ändern.

Nun traute er sich auch seine Ohren wieder freizugeben und die Augen, nach einem weiteren Kontrollblick, zu schließen. Das Licht ließ er zur Sicherheit an, denn wer weiß, vielleicht vertrieb es den Mann ja.

Dann sank er in einen leichten, unruhigen Schlaf zurück.

Klar, könnte man jetzt sagen, dass er sich nicht so anstellen sollte, aber Albträume waren nun mal nichts Angenehmes. Der Mann in seinem Traum waren wirklich sehr angsteinflößend gewesen und sein Traum hatte sich einfach zu real angefühlt, weshalb er irgendwann mit einem erstickten Laut hochgeschreckt war – genauso wie jetzt.

Wieder schreckte er hoch, der Puls sofort wieder auf 180.

Hektisch blickte er durch das Zimmer, suchte die Quelle des Geräusches. Nach wenigen Sekunden stellte sich diese allerdings als völlig ungefährlich heraus.

Es war sein Handy, welches am Nachttisch fröhlich vor sich hin klingelte. Er griff danach und nahm den Anruf an ohne überhaupt den Namen auf dem Display zu lesen.

Die Person am anderen Ende begann direkt zu reden, was der Australier allerdings nicht direkt mitbekam, denn als er sich etwas aufrechter hinsetzten wollte, durchfuhr ein stechender Schmerz seinen Hintern und sein Becken.

Gequält stöhnte er auf und ließ dabei das Handy auf sein Kissen sinken.

Langsam und darauf bedacht sich nicht noch mehr Schmerzen zuzuführen bewegte er seine Hüfte in eine angenehme Position und beschloss einfach liegen zu bleiben.

Jetzt griff er auch wieder nach seinem Handy und stellte es auf Lautsprecher.

„Hallo? Wer ist da?", fragte er verwirrt in den Hörer, woraufhin er ein erleichtertes Ausatmen vom anderen Ende der Leitung vernehmen konnte.

„Oscar, Gottseidank, hier ist Charles, ist alles in Ordnung bei dir?", redete der andere drauf los und Oscar versuchte mühsam die gerade genannten Informationen zu verarbeiten.

„Uhm, ja, also nein... ich w-weiß auch nicht", begann er zu stottern, „ich hab nur schlecht g-geträumt", beendete er seine, nicht gerade überzeugend klingende, Erklärung.

„Bist du dir sicher? Soll ich vorbeikommen? Brauchst du irgendwas?", hörte er die besorgten Worte des Monegassen.

Er verstand nicht wieso dieser sich solche Sorgen machte, obwohl er sich seine Schmerzen auch nicht erklären konnte – vermutlich war er einfach nur komisch gelegen oder so.

„Wieso hast du angerufen? Es ist... 4 Uhr morgens", wich er der Frage gekonnt aus.

Daraufhin seufzte der Ferrari-Pilot und antwortete nur zögerlich.

„Also, Ich, uhm... lass uns das bitte persönlich besprechen", verließ ihn dann doch der Mut, „hast du morgen, äh, heute Zeit?"

„Ich denke schon, lass mich kurz nachschauen", verwirrt und etwas benebelt öffnete er die Kalender App seines Handys und scrollte durch seine Termine, „ja heute geht klar, sollte so gegen 15 Uhr in der Sim fertig sein, also bin ich gegen 15:30 Uhr wieder zu Hause."

„Das klingt super, kannst du mir deine Adresse schicken?", fragte der andere fast schüchtern und der Jüngere kam dieser Aufforderungen direkt nach, indem er ihm einfach seinen Standort sendete.

„Ah perfekt, dann sehen wir uns morgen. Aber ist wirklich alles ok, soll ich nicht doch vorbeikommen?", fragte er vorsichtshalber doch nach.

„Nein, nein, alles gut und Carlos ist ja auch noch da, also mach dir keinen Kopf", antwortete Oscar und ließ Charles verstummen.

Es traf den Monegassen mehr als es sollte, aber er war eifersüchtig.

Eifersüchtig auf Carlos, weil er gerade bei Oscar war, obwohl er dort sein sollte.

Er sollte auf ihn aufpassen, ihm ein Gefühl der Sicherheit geben und ihn in den Arm nehmen.

Er sollte immer bei Oscar sein verdammt.

„Charles? Alles ok?", wurde er nun prompt von dessen Stimme aus seinen Gedanken gerissen und realisierte, dass er dem Australier tatsächlich keine Antwort mehr gegeben hatte, doch plötzlich wollte er das Gespräch einfach nur beenden.

„Klar, wir sehen uns morgen, gute Nacht Oscar", beendete er es deshalb auch kurz und knapp.

Er wusste, dass es Oscar gegenüber nicht fair war aber Carlos war bei ihm. Der Australier hatte ihm doch gerade eindrucksvoll bewiesen, dass er ihn nicht brauchte, dass er nur eine Belastung war.

Er hatte es vermasselt, er hätte Oscar zuhören soll.

Frustriert drehte er sich in seine Kissen und versuchte die Gedanken abzuschütteln.

Doch was er nicht wusste war, dass Carlos von alle dem überhaupt nichts wusste. Nichts von Oscar, von dessen Albträume, nichts von ihrem Telefonat, nichts von den Schmerzen des McLaren-Piloten.

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