„Nah gut geschlafen?", fragte der Spanier munter als Oscar gähnend das Wohnzimmer betrat.
Die Antwort auf seine Frage war nur ein weiteres herzhaftes Gähnen, wobei er seine Arme von sich streckte.
„Nein", gab er dann zu, „ganz und gar nicht gut."
Carlos, der immer noch am Herd stand, stellte diesen ab, legte das Spiegelei aus der Pfanne auf einen Teller und hielt es dem jungen Australier unter die Nase, bevor er es auf den Tisch stellte und Besteck dazulegte.
„Setz dich erstmal und iss dein Frühstück. Es ist zwar schon 10 Uhr, aber Spiegelei geht doch immer, oder?", schmunzelte der Ältere und ließ Oscar mit verdatterter Miene stehen.
„Wie, Frühstück? Du hast doch nicht ernsthaft gekocht, oder?", fragte er nun sichtlich verwirrt.
Doch Carlos ließ sich einfach auf einen der Stühle am Esstisch fallen und signalisierte ihm damit, dass er sich zu ihm setzten solle. Der McLaren-Pilot folgte der stummen Aufforderung und setze sich zu ihm an den Tisch.
Die Stille zwischen ihnen war nicht geladen, aber auch nicht komplett entspannt. Irgendetwas schien da zwischen ihnen zu stehen, weshalb Carlos einfach den ersten Schritt machte.
Von Oscar wäre das nach so einer Nacht definitiv zu viel verlangt und der Spanier hatte sowieso noch ein paar Fragen.
„Und, irgendwelche Pläne für heute?", begann er trotzdem mit einer unschuldigen Frage um die Stimmung zu lockern.
Der Australier stocherte weiter in seinem Essen, welches er noch nicht richtig angerührt hatte, herum und seufzte.
„Wollte eigentlich zum Sport, aber mir tut alles weh, wieso auch immer", zuckte er nur mit den Achseln, bevor er sich wieder seinem Essen zuwandte.
Gut, mit einfachen Fragen kam er nicht weiter, deshalb beschloss er einfach seine eigentlichen Frage zu stellen.
Die Frage, die ihm schon seit gestern Abend auf der Zunge brannte.
Die Frage, die ihn davon abhielt, eine erholsame Nacht zu haben.
„Was wollte Lando eigentlich gestern hier?", sprach er seine Gedanken auf und wartete gespannt auf die Antwort.
Doch anstatt zu antworten hob der andere nur den Kopf und sah ihn verwirrt an. Da war ein leichtes Schimmern in seinen Augen und für einen kurzen Augenblick hätte er meinen können, dort Furcht zu erkennen. Doch jetzt wirkte seine gesamte Haltung verwirrt und leicht nervös.
„Lando?", fragte Oscar, denn er konnte sich keinen Reim aus der Frage machen, „Lando war nicht bei mir. Wie kommst du darauf?"
Carlos bemerkte die Ehrlichkeit in seinen Worten und wusste, dass er nicht lügen würde und deshalb war nun auch er verwirrt.
„Aber er war doch gestern hier, oder?", fragte er weiter, obwohl er die Antwort auf die Frage wusste – natürlich war Lando hier gewesen, Carlos hatte ihm doch selbst die Tür geöffnet.
„Nein", war die knappe Antwort seines Gegenübers, bevor dieser den Kopf wieder senkte.
„Ok, Fieber hast du keines", sagte der Spanier feststellend, während er die Hand wieder von der Stirn des anderen nahm, „Bist du auf Drogen oder verarscht du mich?"
„Wieso sollte ich dich verarschen und was soll die Fragerei überhaupt? Lando war gestern nicht hier. Punkt.", sprach Oscar seine Worte nochmals mit Nachdruck aus.
„Das stimmt nicht", wurde Carlos ungewollt etwas lauter, „Ich habe ihn gestern reingelassen, und nachdem er meinte, er müsste mit dir sprechen, ist er in deinem Zimmer verschwunden", erklärte er nun etwas gelassener, „Oscar, bitte sag mir, dass du dich erinnern kannst."
Jetzt flüsterte der Spanier schon fast, denn er hatte eine Vermutung, wieso sich Oscar an nichts erinnern konnte.
Lando hatte, auch während sie noch zusammen waren, immer wieder andere Typen abgeschleppt und diese dann mit speziellen Tabletten in eine Art Trance versetzt, sodass sie für die Nacht gefügig und willig waren, sich am Tag darauf allerdings an nichts erinnern konnten.
Er biss sich auf die Unterlippe. Er wollte den Gedanken nicht denken, geschweige denn aussprechen.
Plötzlich wurde er jedoch von einem Schluchzen unterbrochen.
„Carlos...", begann der Jüngere zu stottern, „Bitte sag mir, dass er nicht das getan hat, was ich denke", brach seine Stimme zum Ende hin weiter ab.
Oscar hatte Tränen in den Augen, welche ihm nach und nach über die Wangen kullerten. Denn mittlerweile hatte auch er begriffen, was sein Teamkollege getan haben muss und vor allem, woher seine Schmerzen kamen.
Er wollte im Erdboden versinken.
Er wollte sich in sein Bett verkriechen und nie wieder Tageslicht sehen.
Er wollte verschwinden, abgeschottet sein.
Er wollte...
Plötzlich spürte er Carlos' Arme um sich und kurz verspannte er sich, löste die Spannung allerdings sofort wieder, ehe er sich in die liebevolle Umarmung fallen ließ.
In diesem Moment brachen alle Dämme in ihm.
Alles, was sich über die letzten Tage und Wochen angestaut hatte, löste sich in diesem Moment.
Wie konnte er ihm das nur antun? Was hatte er getan, dass Lando, sein eigener Teamkollege, ihm so eine grausame Tat antun würde?
Sein Schluchzen wurde immer stärker, je mehr er sich in diesen Gedanken verlor.
Leicht löste Carlos die Umarmung, um ihm in die Augen sehen zu können.
„Ich habe eine Idee und du wirst mich dafür hassen", begann der Spanier und Oscar wollte schon mit einem ‚Ich könnte dich niemals hassen' antworten, doch der Ältere fuhr fort, „Aber es wird dir danach besser gehen", er schluckte, „Vertraust du mir?"
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two red, one orange
FanficCarlos ist in seiner Beziehung mit Lando schon länger unglücklich, weshalb er sich auf einmalige Abenteuer mit Oscar sowie mit seinem Teamkollegen Charles einlässt. Doch werden seine Aktionen ohne Folgen bleiben, und welche Möglichkeiten könnten sic...