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Nach ihrem kleinem Abenteuer und dem Grand Prix in Silverstone brauchte Oscar erstmal etwas Zeit für sich, weshalb er auch gerade in seinem Bett lag und eine Serie anschaute.

Die letzten Tage waren turbulent und voller neuer Erkenntnisse und Gefühle für ihn. Ihm war bewusst, dass er sich früher oder später wieder verlieben würde, doch dass das so bald passieren würde, damit hatte er nicht gerechnet.

Noch dazu nagte das schlechte Gewissen an ihm, weil er jetzt nicht bei den beiden war und mit ihnen über die Geschehnisse sprach.

Die Ferrari-Piloten hatten seine Entscheidung, alleine zu sein, verstanden und mieden in deshalb regelrecht, allerdings fühlte es sich für ihn an, als würde ohne die beiden ein Teil in seinem Leben fehlen.

Etwas, das ihm genommen wurde und etwas, dass er eigentlich nicht haben konnte.

Er hatte bereits mit Carlos über seine Gefühle zu Charles gesprochen und diese sind auch immer noch, jedoch wurde ihm an dem Abend mit den beiden bewusst, dass sein Herz nun mal nicht nur für den Monegassen schlug.

Diese Erkenntnis brachte ihm nicht der Sex, der Sex war eher eine Bestätigung dafür, was er im Inneren schon länger wusste.

All die Gespräche, die Momente der Nähe und die Fürsorge des Spaniers haben ihm immer wieder gezeigt, dass dieser Interesse an ihm hatte, es allerdings für sich behielt, damit er seine Beziehung zu Charles ausleben könne.

Das rechnete Oscar Carlos wirklich sehr hoch an, denn der Ältere musste so gelitten haben, als er von dem Monegassen geschwärmt hatte.

Plötzlich verstand er auch, wieso der Ältere nie über seine Gefühle gesprochen hatte – er konnte nicht, denn damit hätte er sich verraten.

Und jetzt?

Was würde jetzt passieren?

Er wusste, dass die beiden viel Zeit miteinander verbrachten, und das nicht nur als Teamkollegen, sondern auch als Freunde.

Würden sie ihn ausschließen? Würde das überhaupt funktionieren – so zu dritt?

Im Bett würde es ganz bestimmt funktionieren, das hatte er am eigenen Leib erlebt, auch wenn sie keinen richtigen Sex hatten, waren sie alle auf ihre Kosten gekommen.

Doch würde es auch auf einer emotionalen Ebene funktionieren? Hätte er genügend Liebe für beide übrig?

Oscar war sich sicher – ja!

Er liebte beide und daran konnte er nichts ändern. Die einzige Frage, die ihm noch im Kopf herumschwirrte, war, was Charles und Carlos dazu sagen würden.

Klar, dem Sex waren sie zu dritt nicht abgeneigt gewesen, aber vielleicht war es für sie ja nur eine einmalige Sache – ein einfaches Ausprobieren?

Oscar raufte sich verzweifelt die Haare. Das war doch zum verrückt werden.

Wieso wollte er nochmal Zeit für sich? Wieso war er gerade nicht mit seinen Traummännern in Monaco?

Frustriert stand er auf und warf sich in seine Sportklamotten. Vielleicht würde sich sein Kopf bei einer Runde Joggen etwas befreien.


***


„Willst du es ihm sagen?", fragte Charles an Carlos gerichtet, der gerade auf die Terrasse kam.

„Wir sind es ihm irgendwie schuldig, oder? Ich meine, vielleicht war es für ihn ja nur eine einmalige Sache und dann müssten wir das Gespräch gar nicht führen", antwortete der Spanier und nahm dabei einen Schluck aus seinem Glas, woraufhin der Monegasse verstehend nickte.

Es war beschlossene Sache – die paar Tage in der Heimat des Jüngeren waren Beweis genug dafür, dass sie zusammengehörten.

Das mag jetzt etwas kitschig klingen aber für die beiden hatte sich in den vergangenen Tagen so viel ergeben. Klar, der fast-Sex mit Oscar war nicht unbedingt geplant gewesen, aber ohne den wären sie heute vielleicht gar nicht hier – zusammen, als Paar.

Ihrer Beziehung stand zwar noch viel bevor, vor allem mit Carlos' Wechsel zu Williams, aber sie wollten es versuchen. Wer weiß, vielleicht würde es sogar einfacher werden, wenn sie nicht mehr im gleichen Team waren und sich somit nicht jeden Tag bei der Arbeit sahen.

Doch bevor sie sich darüber Gedanken machten, wollten sie die Zeit einfach nutzen, um sich und ihre Beziehung zu erforschen.

Doch ein kleines Problem hatten sie noch, oder besser gesagt, ein australisches?

Sie wussten nicht, wie Oscar mit der Situation umging, wie er dachte, was er fühlte.

Sie wollten ihm aber auch genügend Freiraum geben, um sich zu sammeln und über alles nachzudenken, sie würden ihn zu nichts drängen, denn wenn er darüber sprechen wollte, würde er das von sich aus, tun.

„Vermutlich hast du recht", lachte Charles ein wenig in sich hinein, „Er fände die Idee vermutlich absolut bescheuert. Ich meine drei Leute in einer Beziehung – pfff, und dann noch mit uns", nahm er die Situation ein wenig mit Humor und entlockte so auch seinem Freund ein leichtes Lachen.

Und genau in diesem Moment ploppte eine Nachricht auf Carlos' Handy auf.



Oscar

Hey, uhm, ihr beiden? Wie geht's euch? Wie ist das Wetter in Monaco? In England schüttet es mal wieder wie aus Kübeln. War grad ne Runde joggen, naja, war eher ein Sprint. Habt ihr Lust mal vorbeizukommen, vor Ungarn noch? :D


Carlos las die Zeilen und drehte dann das Display zu Charles, damit dieser die Nachricht auch lesen konnte. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Ausdruck von Erleichterung aus.

Es herrschte also kein böses Blut zwischen ihnen, das war gut. Und der Australier hatte das Treffen von sich aus vorgeschlagen.

Schnell begann Carlos eine Antwort zu tippen.


Carlos

Hey Oscar, schön von dir zu hören. Uns geht es bestens, die Sonne scheint, das Meer rauscht und wir entspannen gerade auf der Terrasse. Tut uns leid für das miese Wetter in England. :/ Wir fliegen gleich morgen, wenn du möchtest, wir haben nämlich Neuigkeiten und wollen dir unbedingt davon erzählen.


Die Nachricht klang etwas euphorischer als die getippten Worte es vielleicht wirklich waren. Es stimmte alles, sie hatten ja auch Neuigkeiten, aber die Frage, wie Oscar drauf reagieren würde, blieb weiterhin offen.



Oscar

Yayy, ich freu mich drauf! Ich hole euch dann vom Flughafen ab. Aber jetzt bin ich neidisch wegen dem Wetter. Vermutlich ist es morgen, wenn ihr kommt, wieder schöner – so ist es immer. Werde jetzt erstmal unter die Dusche springen, bin noch ganz nass. Wir sehen uns!


Und so kam es, dass die beiden Ferrari-Piloten noch am selben Abend einen Flug nach England buchten.

Zwar war es ihnen noch nicht bewusst, aber diese Reise würde sehr viel für sie verändern.

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